Thomas Dreßen

Ski Alpin Dreßen nach Mental-Tief: "Wichtig, dass ich wieder dabei bin"

Stand: 26.10.2022 14:02 Uhr

Speedfahrer Thomas Dreßen freut sich nach einer langwierigen Verletzungspause auf das erste Rennen. Der DSV-Athlet spricht offen über "leichte depressive Phasen".

Von BR24 Sport

Nach langer Verletzungspause und überstandenen mentalen Problemen blickt Dreßen mit viel Vorfreude auf das erste alpine Ski-Rennen der Saison 2022/23.

"Mein letzte Weltcuprennen war vor dem ersten Lockdown", erzählt Dreßen bei der traditionellen Einkleidung der DSV-Athleten. "Das ist schon brutal lang". Probleme an Hüfte und Knie zwangen den 28-jährigen zu einer langen Auszeit.

Auf die Hüft-OP sei er vorbereitet gewesen. Aber schon vor der WM 2021 meldete sich dann das Knie und "dass das dann, vor allem in dem Ausmaß so schlimm, so schlecht wieder verletzt war. Damit habe ich nicht gerechnet", erklärt der Kitzbühel-Sieger von 2018. Das hab ihn schon getroffen. Trotz Knie-OP habe er den Fokus aber sehr schnell wieder nach vorne richten können. Die Speed-Wettkämpfe sowie die Olympischen Spiele verpasste er allerdings im letzten Winter.

Tiefpunkt kam vor einem Jahr

Richtig gut ging es ihm dabei nicht: "Der richtige Tiefschlag war genau vor einem Jahr", als die Teamkollegen alle in die USA geflogen seien und er "noch nicht gewusst habe, wann geht's wieder auf Schnee". Da sei er mental in ein Loch gefallen. "Da habe ich mental Probleme gehabt", so Dreßen.

Er selbst habe es nicht bemerkt. Aber "meiner Frau ist es ein bisserl aufgefallen, dass ich a bisserl negativ oder schlecht drauf war". Ganz ruhig, obwohl er ja eher gesprächig sei. Sie habe dann gefragt, "was eigentlich los ist". Er habe auch auf nichts mehr Lust gehabt. Darauf hin habe er das Gespräch mit seinem Mentaltrainer gesucht. "Da sind wir dann schon draufgekommen, dass so leichte depressive Phasen dabei sind. Was natürlich nicht einfach war".

Mentale Probleme überwunden

Daran habe er arbeiten müssen. Auch Probleme mit bisherigen Partnern hätten ihm zu schaffen gemacht. "Zum Glück hat sich das im April dann alles gelegt, nachdem einmal Klarheit überall da war", so Dreßen. Er sei froh, dass er die Unterstützung privat und von seinen jetzigen Partnern habe.

"Für mich war es Neuland, weil ich bis jetzt mit so etwas noch nie Probleme gehabt habe", so der Spitzensportler. "Ich hab mir einfach darüber klar werden müssen, dass es einfach wirklich ein Problem ist. Und wenn man daran arbeitet, dann wird es auch wieder besser." Jetzt hofft er, dass er es im Griff behalten kann. "Dann passt es."

Volles Vertrauen ins "Gestell"

Aufwärts geht es auch sportlich wieder: "Die ersten Skitage in Zermatt waren einwandfrei. Das "Gestell" hat alles super vertragen", erzählt Dreßen. "Natürlich hat es hier und da mal gezwickt in den Hüften, im Knie, in der Schulter", doch "ich kann im Moment nichts Negatives sagen".

Was die Zeiten angeht, sei er schon super dabei gewesen. Wichtig ist für den Speedspezialisten allerdings, dass er auch langfristig konstant schnell ist. Die Zeichen dafür stehen gut. Nach einer überstandenen Corona-Erkrankung hat Dreßen eine gute Trainingswoche in Sölden absolviert. Der "Speed war auch da."

Standortbestimmung in Lake Louise statt Zermatt

Leider fiel die erste Standortbestimmung der Saison in Zermatt dann doch aus. Ich hätte "mich brutal gefreut, wenn ich das erste Rennen gehabt hätte", so Dreßen. Für den es nach weiteren Trainingseinheiten in Sölden mit dem Team nach Amerika geht, um dann hoffentlich in Lake Louise das erste Rennen zu fahren.

Nicht "Hals über Kopf alles riskieren"

Der Fokus liegt für ihn in dieser Saison nicht auf der traditionellen Abfahrt in Kitzbühel oder der WM: "Für mich wichtig, dass ich wieder dabei bin", so Dreßen. In Amerika will er es "ganz behutsam angehen, um zu schauen, "wo ich steh." Er werde sicher nicht beim ersten Rennen "Hals über Kopf alles riskieren." Ziel sei eine Steigerung über die Saison hinweg, damit er "im besten Fall zum Schluss oder vielleicht schon früher wieder vorne mitfahren kann".