Lisa Zimmermann

Freestyle-Skifahren Debatte um Doping-Freigabe bei Verletzungen im Sport

Stand: 23.03.2023 11:55 Uhr

Lisa Zimmermann gehörte zu den besten Freestyle-Skifahrerinnen der Welt. Nach vielen Verletzungen fährt sie keine Weltcups mehr - und verrät, dass ihr im Laufe ihrer Karriere Dopingmittel angeboten wurden.

Von Sebastian Krause, Kilian Medele

Lisa Zimmermann gehörte zur absoluten Weltspitze im Freestyle-Skifahren. Sie wurde von Red Bull unter Vertrag genommen, holte dann 2015 den Weltmeister-Titel und gewann 2017 die X-Games. Die mittlerweile 27-Jährige hat eine schwierige Zeit mit Verletzungen hinter sich und tritt nicht mehr im Weltcup an. Zur ARD-Radio-Recherche sagt sie, dass ihr in der Genesungsphase nach ihren schweren Verletzungen Dopingmittel angeboten wurden.

Lisa Zimmermanns Bilderbuch-Karriere

Mit ihren Tricksprüngen auf Skiern über Kicker wurde die gebürtige Nürnbergerin Lisa Zimmermann berühmt. 2012 schaffte sie mit 16 Jahren als erste Frau den Double-Cork-1260 - eine doppelte Überkopf-Drehung mit 3 ½ Schrauben. Der Mega Konzern Red Bull meldete sich, nahm sie unter Vertrag, sponserte sie. Lisa Zimmermanns Karriere – eine Erfolgsgeschichte.

Bis sie 2017 stürzte und sich das Knie zertrümmerte. "Ich habe das Kreuzband gerissen gehabt, das Innenband auch gerissen, das Außenband angerissen, und die Kapsel war auch beschädigt“, schildert Lisa Zimmermann ihre Verletzung.

Dopingmittel für den besseren Heilungsprozess?

Der Heilungsprozess lief nicht gut. Wochen-, monatelang wurde es nicht wirklich besser – in dieser Phase wurde ihr plötzlich das Angebot gemacht, mit Dopingmitteln nachzuhelfen. "Weil es halt nicht so richtig vorangegangen ist“, sagt sie selbst im Nachhinein. Wer ihr das Angebot gemacht hat, will sie nicht sagen. Red Bull war es nicht.

Zimmermann entschied sich dagegen und kämpfte weiter. Zur Knieverletzung kamen auch noch Spätfolgen einer Gehirnerschütterung. Inzwischen fährt sie keine Weltcups mehr, und sagt heute: "Wenn mir jetzt jemand ein Dopingprodukt anbieten würde, und mein Kopfproblem ist danach weg, würde ich es sofort nehmen.“

Und sie würde auch keine Gegnerin dafür verurteilen: "Ich werde niemanden dafür judgen, der das dann macht. Und ich muss nach meiner Reha auch sagen, wenn man so lange Probleme hat zum Beispiel beim Knie bei mir mit dem Muskelaufbau, da ist einfach nichts vorangegangen, dass man dann sagt, mei, wir geben dir vielleicht was, was auf der Dopingliste steht.“

Dopingfreigabe bei Verletzungen - Verfechter aus den USA

In den USA - der Basketball-Liga NBA - fordert das seit Jahren schon ein ziemlicher mächtiger Mann. Mark Cuban, Milliardär und Club-Boss von Nowitzkis Dallas Mavericks. Es ist Zeit, Wachstumshormone zur Genesung nach Verletzungen anzuerkennen, twittert Cuban. Er hat sogar eine Studie finanziert, die den positiven Effekt belegen soll.

Bisher gibt es allerdings keine Anzeichen, dass sich an den Regeln der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA – Dopingverbot auch bei Verletzungen - etwas ändern wird

Wellinger strikt gegen Doping bei Verletzungen

Das ist im Gegensatz zu Lisa Zimmermann im Sinne von Skisprung-Olympiasieger Andreas Wellinger: "Wenn ich irgendwann an dem Punkt bin, ich komme aus eigener Kraft nicht mehr weiter, dann muss ich die Ski in die Ecke stellen und sagen, es war eine geile Zeit, aber es jetzt einfach nicht mehr so. Und auch in der Zeit, wenn ich verletzt bin. Der Körper braucht, die Zeit, die Prozesse muss ich meinem Körper geben. Da brauche ich nichts unterstützen, das hilft mir vielleicht kurzfristig, aber langfristig macht man nur wieder Dinge damit kaputt. Und deswegen gilt: Der Beste soll gewinnen, aus eigener Kraft, und nichts anderes.“

Wellinger hat sich selbst nach einem Kreuzbandriss lange zurück gekämpft. In dieser Saison ist ihm erstmals wieder der Sprung in die Weltspitze gelungen. Anders als bei Zimmermann, die nicht mehr in den Weltcup zurückkehren konnte.

Podcast bei Bayern 2 und in der ARD Audiothek

Mehr über das Sportsystem Red Bull und einen mysteriösen Todesfall im Umfeld von Bernd Pansold erfahren Sie im Podcast „Dr. Red Bull“. Ein neuer sechsteiliger True-Crime- und Sport-Podcast. Die sechs Folgen von "Dr. Red Bull" stehen ab 22. März in der ARD Audiothek und überall, wo es Podcasts gibt. Ab 26. März gibt es sie außerdem immer sonntags, 17.05 Uhr auf Bayern 2.

Cover der sechsteiligen Podcast Serie "Dr. Red Bull"

Cover der sechsteiligen Podcast Serie "Dr. Red Bull"

Quelle: radioDoku 26.03.2023 - 17:05 Uhr