BR24 Sport Bayerns CL-Gegner ManCity: Pep, Haaland - und das liebe Geld

Stand: 17.03.2023 18:30 Uhr

Der FC Bayern München hat im Viertelfinale der Champions League einen der schwersten Gegner erwischt. Manchester City fordert die Münchner im Viertelfinal-Kampf. Trainer Guardiola, Star-Auswahl und Historie - was den FCB gegen die Engländer erwartet.

Von Johannes Kirchmeier

Erling Haaland schnappte sich am vergangenen Dienstag den blau-weißen Champions-League-Ball und nahm ihn einfach mit nach Hause. Der Mittelstürmer von Manchester City hatte eben einen gloriosen Abend mit dem Ball verbracht - fünf Mal brachte er ihn unter dem Jubel der City-Fans im Tor von RB Leipzig unter.

Nach dem 7:0, bei dem sich auch der frühere Nürnberger Ilkay Gündogan in die Torschützenliste eintrug, war der Viertelfinal-Einzug vollbracht. Und Haaland und dieser Ball, so wirkte es, wurden schlicht Freunde fürs Leben. Tags darauf schauten die beiden sogar gemeinsam Champions-League-Spiele auf der Couch des Norwegers.

Ex-Dortmunder Haaland trifft auf den FC Bayern

Zweifelsohne war der Abend magisch - und die stärkste Vorstellung aller Mannschaften im Champions-League-Achtelfinale dieser Saison, ohnehin hat nie ein Team höher gewonnen in der K.o.-Phase der Königsklasse (der FCB auch zweimal 7:0). Daher war die Freude dann auch nicht allzu groß beim letzten verbliebenen deutschen Team FC Bayern München, als dessen Ex-Spieler Hamit Altintop City als Gegner des FCB im Viertelfinale zog. Nach Paris Saint-Germain im Achtelfinale ist es erneut eines der schwersten Lose in der Königsklasse. ARD-Fußball-Experte Bastian Schweinsteiger sieht die Citizens im April als Favoriten in dem Viertelfinal-Duell.

Auswahl von Weltstars - "stärkster Gegner" für den FC Bayern

Auch der Münchner Sportvorstand Hasan Salihamidzic hat Manchester City mit dem Ex-FCB-Trainer Pep Guardiola als "stärksten Gegner" bezeichnet. "Das ist wieder ein kleines Finale für uns", sagte Salihamidzic. Das hat seinen Grund: Schließlich verbreitet nicht nur Haaland seinen Schrecken in Europa, sondern die gesamte Star-Auswahl von City. Weit mehr als eine Milliarde Euro hat der Verein seit 2016 alleine für Fußballspieler ausgegeben. Geld, das seit dem Einstieg 2008 vor allem aus dem Emirat Abu Dhabi - genauer von der Abu Dhabi United Group Investment & Development Ltd - kommt.

Denn wichtig zu wissen ist ja: Haaland überstrahlt gerade zwar alles. Aber er ist in Guardiolas Aufgebot eben nur einer von unzähligen Weltstars. Die 60 Millionen Euro, die im vergangenen Sommer für Haaland nach Dortmund geflossen sind, sind auch nur ein Bruchteil der Gesamtausgaben. Weitere Ausnahmekönner dieser Top-Auswahl: Kevin de Bruyne, Phil Foden, Riyad Mahrez oder Jack Grealish - und natürlich Gündogan, der hoch in der Gunst des Trainers Guardiola steht. Der Gesamt-Marktwert aller Spieler liegt bei mehr als einer Milliarde Euro.

Guardiolas Ballbesitzfußball hält auch in England Einzug

"Wer die Champions League gewinnen will, muss die Besten schlagen. Das ist die Herausforderung - und der stellen wir uns gerne", sagt FCB-Vorstandsboss Oliver Kahn. Es ist im Übrigen Guardiolas erstes Wiedersehen mit dem FCB. Auch er wird nach dessen Erfolg gegen PSG nicht jubiliert haben nach der Auslosung.

Wie in München spielt der Coach in Manchester seinen ballbesitzorientierten Fußball - anders als in München verfügt er aber eben dank der Hilfe aus dem Emirat über schier unerschöpfliche finanzielle Ressourcen. Und hat dadurch seit dieser Saison eben noch Haaland im Team, der sich dem Ballbesitzfußball zwar immer wieder entzieht, der aber auch - wenn sich der Gegner einigelt - die zusätzliche nötige Durchschlagskraft vor dem Tor mitbringt.

Fünf Tore in 35 Minuten - Haaland knackt auch Makaay

In dieser Saison führt er die Torjägerliste der Champions League mit zehn Treffern klar an. Gegen Leipzig schoss er seine fünf Tore binnen 35 Minuten, später wechselte ihn der Trainer aus. Auch weil er sich den Doppel-Hattrick, also sechs Tore, aufheben sollte: "Wenn er das mit 22 Jahren erreicht hätte", sagt der Katalane, "wäre ihm in der Zukunft langweilig!"

Die französische Zeitung L'Équipe schrieb: "Der Cyborg hat alles verwüstet. Haaland zeigt gegen Leipzig, dass er aus einer anderen Galaxie kommt." Mit 22 Jahren und 236 Tagen ist er der jüngste Spieler, dem 30 Tore in der Champions League gelangen. 33 sind es nun - mehr als die Bayern-Legende Roy Makaay (29), Samuel Eto'o (30) oder Wayne Rooney (30) in ihren jeweiligen Karrieren schafften.

Wie einst Lewandowski unter Guardiola

Ein wenig erinnerte Haalands Tor-Gala auch an die fünf Tore des damaligen Münchners Robert Lewandowski in knapp neun Minuten gegen den VfL Wolfsburg im Jahr 2015. Auch da war Pep Guardiola Trainer, auch da konnte er kaum fassen, was vor ihm auf dem Rasen passiert ist. Und auch da war der Pole wohl das Puzzleteil, das Guardiolas Münchnern zuvor zur Vollkommenheit fehlte.

Klar, dass dieses Spiel gegen City der erste echte Defensiv-Prüfstein für den FCB und seine Dreierkette Benjamin Pavard, Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt werden wird. Laut Torwart Yann Sommer legen die Münchner mittlerweile einen größeren Fokus auf die Abwehr: "Wir blocken sehr viel weg und finden es einfach geil, unser Tor zu verteidigen", sagte er nach dem Sieg über PSG bei Dazn.

Abwehr von Weltrang wartet auf flinke Bayern-Offensive

Und wie steht es in diesem Punkt bei City? Die Mannschaft zählt Guardiola-like zu den stärksten in puncto Gegenpressing in Europa. Fast ein wenig vergessen wird zudem, dass der Offensiv-Fetischist durch die Alimentierung aus Abu Dhabi sich auch eine Abwehr von Weltrang einrichten konnte: Rúben Dias, Nathan Aké, John Stones und Aymeric Laporte sind schließlich ebenfalls Top-Akteure - so wie der frühere Dortmunder Manuel Akanji, der bei City einen Schritt nach vorne gemacht hat und öfter spielt.

In puncto Schnelligkeit dürfte aber wohl die Offensive der Münchner die Nase vorne haben. Rechtsaußen Kingsley Coman gilt als einer der flinksten Spieler des Kontinents - und auch Alphonso Davies steht ihm in dieser Hinsicht auf der anderen Feldseite in nichts nach.

Historie spricht klar für den FC Bayern

Weitere Hoffnung dürfte den in der Champions League bislang mit sechs gewonnen Titeln erfolgreichen Oberbayern außerdem die Historie machen: Schließlich ist das finanziell so starke Konstrukt Manchester City wie das aus Katar nicht minder stark finanzierte PSG-Konstrukt bislang alljährlich daran gescheitert, die Champions League zu gewinnen.

Es sind zwei verhexte Serien, aber sie sprechen dafür, dass Geld zwar Tore schießt, aber nicht immer Titel gewinnt. Individuelle Klasse besitzen die beiden Teams, doch die manifestierte sich im Teamsport Fußball eben bei beiden nicht immer bis zum Ende enger Partien. Nur zweimal schaffte es City in zwölf Versuchen überhaupt übers Viertelfinale hinaus.

Bleiben die Münchner Haalands Angstgegner?

Auch zuletzt gegen PSG half den Münchnern im Achtelfinale der Teamgedanke sowie die starke Mannschaft samt Auswechselbank, da gebe es "wenig bessere" in Europa, sagte der torhungrige Münchner Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting. Zwei Mal besiegten die Münchner die Pariser, das Weiterkommen wackelte lediglich im Hinspiel in der zweiten Halbzeit in Paris.

Und dann gibt es da noch eine Serie, die Choupo-Motings Pendant Haaland betrifft: In sieben Spielen mit Dortmund erzielte der für ihn fast schon magere fünf Tore gegen den FCB - und verlor dabei jedes Spiel. Die Münchner sind aktuell sein Angstgegner. Eine Aussage, die die Münchner Mitte April natürlich gerne bestätigen würden.

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Quelle: BR24 17.03.2023 - 18:30 Uhr