Basketball Basketballer Paul Zipser auf der Suche nach "Normalität"

Stand: 15.05.2022 19:56 Uhr

Ein Tumor veränderte das Leben von FC-Bayern-Basketballer Paul Zipser. Operation, Reha und seitdem ein mühsamer Weg zurück ins Sportlerleben. Im Interview mit BR24 Sport spricht Zipser über die vergangenen Monate, seine Motivation, seine Zweifel.

Von Jan Wiecken, Bernd R. Eberwein

Am 2. März 2022 begann das Sportlerleben von Paul Zipser neu. In der Basketball-Bundesliga schickte ihn FC-Bayern-Coach Andrea Trinchierei gegen die Hamburg Towers aufs Feld. 15 Sekunden zwar nur. Aber Zipser war zurück. Da, wo er sich am wohlsten fühlt, da wo er zwölf Jahre lang als zuverlässiger Punktesammler galt: auf dem Basketball-Court.

Operation am Hirnstamm im Juni 2021

Hinter ihm lag eine neunmonatige Leidenszeit. Im Juni 2021 wurde ein eingebluteter Tumor in seinem Kopf entdeckt - an einem sensiblen Bereich, am Hirnstamm, der unter anderem für Koordination, Sehen, Atmung verantwortlich ist - Not-Operation. Seitdem arbeitet Zipser akribisch an der Rückkehr in ein normales Sportlerleben.

Comeback im März 2022

"Der schönste Moment war, wie ich beim Intro auf dem Platz stand", erinnert sich Zipser im Exklusivinterview mit BR24 Sport: "Weil ich die Wochen davor nur neben der Bank saß. Ich konnte endlich wieder auf dem Platz stehen, an meinem gewohnten Platz, ich sehe wieder die Fans, die Musik - das war das erste Mal wieder das Gefühl 'Ok, das kenne ich.'"

Dass er noch lange nicht bei 100 Prozent ist und derzeit nur minutenweise seinem Team in den Play-offs helfen kann? "Es schmerzt ab und zu mal. Aber die Freude überwiegt, dass es jetzt losgeht und diese Zeit startet - und ich mit ihr", sagt Zipser.

"Mal gibt es einen Tag, der sehr gut ist. Mal gibt es zwei, drei Tage, die nicht so gut sind. Es ist noch keine klare Linie zu sehen." Paul Zipser über seinen aktuelle Leistungsfähigkeit

Uli Hoeneß am Krankenbett

Uli Hoeneß war einer der ersten am Krankenbett von Paul Zipser. Der FC-Bayern-Ehrenpräsident kümmerte sich um den operierten Basketballer, lud ihn zu sich nach Hause ein, unterstützte zurück beim Weg in ein normales Leben. Die Bayern selbst verlängerten umgehend den Vertrag mit Zipser - ohne zu wissen, was die Zukunft überhaupt bringt.

Das Vertrauen des Klubs bedeutete Zipser viel. "Das Vertrauen in mich zu setzen, den Ärzten zu vertrauen - das ist eine Riesensache", blickt Zipser zurück. Denn dass ihm der Weg zurück glücken würde, war anfangs nicht unbedingt klar.

Der lange Weg zurück auf den Basketballplatz

Und auch in den ersten Tagen und Wochen nach der Operartion nicht unbedingt. "Du wirst da reingeschmissen. Da muss man dahinterkommen, dass es gilt, Dinge auszuprobieren. Es gibt keine klare Struktur, wie man da wieder rauskommt und alles Normalität wird", erklärt Zipser: "Gefühlt jeder Schritt, den wir nach vorne gemacht haben, war: Wir schmeißen mich in kaltes Wasser und dann kucken wir mal ein paar Tage."

"Es sind 1.000 Schritte auf dem Weg, die man selbst nicht auf dem Schirm hat." Paul Zipser über seine Reha-Zeit

Manchmal Tage, manchmal Wochen, manchmal auch Monate. "Nach ein, zwei Wochen läuft das eigentlich", sagt Zipser über den Erfolg einzelner Reha-Maßnahmen, "manchmal dauert's nur zwei Tage." Aber: "Es gab auch mal eine Phase, wo es einen Monat oder ein bisschen länger gedauert hat. Es ist völlig variabel."

Momente des Zweifels

Hinschmeißen wollte Zipser nicht. Doch es gab Augenblicke, die nur schwierig zu meistern waren. "Es gab einige Momente, wo ich an verschiedenen Sachen gezweifelt habe. Und auch drumherum viele Dinge hinterfragt habe. Das ist einfach ein ganz anderes Level einer Challenge", sagt Zipser.

Schwierig war für ihn in der Anfangszeit der Reha vor allem die Nähe zur Mannschaft. "Das braucht ein paar Tage oder am Anfang auch auch Wochen einfach Weg zum Team, weil es zu viel geworden ist zu sehen, was die können und was du nicht kannst", so Zipser: "Das zu dosieren war gut, dass ich das gleich am Anfang gelernt habe. Aber ab und zu waren da auch nicht so gute Tage oder Wochen dabei."

Quelle: Blickpunkt Sport 15.05.2022 - 22:10 Uhr