BR24 Sport "Basketball-Hochburg" Franken bald Geschichte?
Der fränkische Basketball ist in der größten Krise, die er je gesehen hat. Die drei Bundesligisten Bamberg, Bayreuth und Würzburg kämpfen mit unterschiedlichen Problemen. Gehen in der "Basketball-Hochburg" Franken bald die Lichter aus?
Medi Bayreuth: Sportlich am Abgrund
"Es war von vorneherein klar, dass der Klassenerhalt eine Mammutaufgabe wird", sagt Mladen Drijencic, Headcoach von medi Bayreuth. Sein Team ist derzeit abgeschlagen Tabellenletzter in der Basketball-Bundesliga (BBL). Nach 13 Jahren Erstligazugehörigkeit droht der Abstieg.
Das Heimspiel gegen Drijencics Ex-Klub aus Oldenburg (85:75) bedeutete den ersten Sieg nach elf Niederlagen in Folge. Zehn Partien sind noch zu spielen, von denen medi nach Rechnung des Trainers mindestens sieben gewinnen muss, um die Klasse doch noch zu halten.
Neben der sportlichen Krise - Bayreuth hat nur drei von 23 Ligaspielen gewonnen und die letzten elf Partien in Serie verloren - herrscht auch im Umfeld Unruhe. Erst verkündete Geschäftsführer Johannes Feuerpfeil seinen Abschied zum Saisonende, dann stieg mit Carl Steiner der finanzkräftige Alleingesellschafter aus. Inzwischen ist ein neuer Gesellschafterkreis gefunden, der zeitnah präsentiert werden soll. Es bleibt aber die Unsicherheit, wie es beim Double-Sieger von 1989 weitergeht.
Sollte nach dieser Saison der sportliche Abstieg stehen - und momentan sieht es bei vier Siegen Rückstand auf den rettenden 16. Platz danach aus - ginge es für Bayreuth wohl in der ProA weiter. Als 17. der Abschlusstabelle könnte man möglicherweise eine Wildcard ziehen, so wie es zuletzt die Gießen 46ers und die Skyliners aus Frankfurt getan haben.
Tendenz: Wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht und medi doch noch die Klasse hält, geht es kommende Saison mit neuer Führung in der ProA weiter.

Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler
Würzburg Baskets: Es fehlen mehr als eine Million Euro
In Würzburg liegen die Probleme anders. Sportlich läuft es für die Mannschaft von Headcoach Sašo Filipovski besser als gedacht, die Unterfranken sind überraschend mittendrin im Kampf um die Playoffplätze, was ihnen vor der Saison kaum ein Experte zugetraut hätte. Hinter den Kulissen liegt nach dem Ausstieg von Namenssponsor s.Oliver und weiteren Geldgebern viel Arbeit vor den verantwortlichen.
Mitte Februar hatte der Klub die Unternehmen in der Region aufgerufen, den Würzburger Basketball zu unterstützen und zu investieren. Was wie ein Hilferuf rüberkam, war wohl auch einer. Der Klub teilte mit, dass die finanzielle Grundlage aktuell nicht gegeben sei, um auch in der kommenden Saison mit einer wettbewerbsfähigen Mannschaft in der BBL anzutreten.
Baskets-Geschäftsführer Steffen Liebler spricht mittlerweile zwar von "kleineren Erfolgen”, die seitdem zu verzeichnen seien. Dennoch sei die Finanzierungslücke weiterhin groß. Mitte Februar war von einer Lücke von 1,5 Millionen Euro die Rede. Den Etat im Vergleich zu dieser Saison noch weiter abzusenken und trotzdem Bundesliga zu spielen, hält Liebler für kaum möglich. Aber die Zeit drängt. Der Lizenzantrag muss in Kürze gestellt werden.
Tendenz: Sollten die Baskets Würzburg die Lizenz erhalten, probieren sie es mit einem nochmal kleineren Etat. Ob das dann sportlich reicht, ist ungewiss.

Philipp Höhne, Geschäftsführer in Bamberg
Brose Bamberg: Warten auf die Stoschek-Nachfolge
Bei Ex-Serienmeister Brose Bamberg stehen die Zeichen auf kompletten Neuanfang in der neuen Spielzeit. Wie Carl Steiner in Bayreuth, so zieht sich auch Bambergs Alleingesellschafter Michael Stoschek im Sommer zurück. Nachfolger sind anders als beim Lokalrivalen noch nicht gefunden.
Bis es so weit ist, kann Geschäftsführer Philipp Höhne nicht richtig planen. Sportlich läuft es in der aktuellen Spielzeit nach einem Fehlstart besser. Im Kampf um die Qualifikation für die Playoffs, die auch für das Umfeld und als Zeichen für potenzielle neue Geldgeber so wichtig wäre, wähnt sich die Mannschaft von Trainer Oren Amiel auf einem guten Weg. Derzeit belegt man mit 13:12 Siegen den achten Platz. Das würde reichen.
Tendenz: Bamberg kann mit seinem Umfeld und seiner Infrastruktur (Halle) punkten und wird einen Nachfolger für Michael Stoschek finden. Je schneller das passiert desto besser kann sich der Verein für die neue Spielzeit präparieren.
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Quelle: BR24Sport 24.03.2023 - 21:55 Uhr