Augsburg-Coach Enrico Maaßen mit den Winterzugängen

BR24 Sport Augsburgs Wintertransfer-Offensive: Alles für den Klassenerhalt

Stand: 19.01.2023 13:26 Uhr

Gleich fünf Mal schlug der FC Augsburg in diesem Winter auf dem Transfermarkt zu. Die neuen Spieler sollen dabei helfen, die Offensive zu beleben und die Klasse zu halten. Doch es gibt Zweifel, ob das auch gelingen kann.

Von Raphael Weiss

Stefan Reuter ist derzeit ein vielbeschäftigter Mann. Seit einer Woche vergeht kaum ein Tag, an dem der Manager des FC Augsburg nicht lachend in die Kamera schauen muss, während er das Trikot eines Neuzugangs präsentiert.

Am Freitag, 13. Januar, ließ sich Reuter an der Seite von der 20-jährigen kroatischen Sturmhoffnung Dion Beljo vor einem LED-Bildschirm ablichten. Einen Tag später zeigte er sich im FCA-Fanshop mit Beljos zwei Jahre älteren Landsmann David Colina. Mit Kelvin Yeboah, Leihspieler mit Kaufoption vom FC Genua, (22/Sturm) grinste Reuter am Mittwoch vor der WWK-Arena um die Wette, nur um am gleichen Tag mit Irvin Cardona (25/Sturm) wieder vor dem LED-Bildschirm in der Geschäftsstelle Platz zu nehmen. Vielleicht waren dem Fotografen bei so viel Arbeit in so kurzer Zeit einfach die Motiv-Ideen ausgegangen.

FC Augsburg: Weitere Transfers geplant?

Doch glaubt man den Medienberichten, muss sich Reuter schon auf die Suche nach neuen Hintergründen für Transfer-Bilder machen. Ein defensiver Mittelfeldspieler wird aktuell noch gesucht, der den abwanderungswilligen Carlos Gruezo ersetzen soll. Tim Breithaupt (20/Karlsruher SC) und Ron Schallenberg (24/ SC Paderborn) werden gehandelt. Schon am 3. Januar hatte man den Transfer von Mittelfeldspieler Arne Engels (Fotomotiv: Engels vor FCA-Wappen - allerdings ohne Reuter) bekanntgegeben.

Doch für diese Foto-Shootings wird Reuter weder einen Großteil seiner zeitlich noch seiner gedanklichen Kapazitäten verwenden. Für den Funktionär dürfte es eine der hektischsten Winterpausen in seiner Karriere gewesen sein. Der FC Augsburg ist derzeit so aktiv auf dem Transfermarkt wie kein anderer Bundesligist. Die Mannschaft steckt mitten in der Saison vor einem Umbruch - und das trotz, oder gerade weil der Blick auf die Tabelle große Bauchschmerzen und einiges an Tatendrang bei den Schwaben auslöst.

Kaum Erfahrung für den schwierigen Abstiegskampf

15 Spiele sind gespielt und Augsburg startet von Platz 14 aus der Winterpause. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge ist dünner als der Stoff der FCA-Trikots, die die neuen Hoffnungsträger in die Kamera hielten. Ein Punkt auf den Relegationsplatz, zwei Punkte auf Rang 17. Mit Köln, Hertha, Stuttgart, Bochum und Schalke wird Augsburg sich in den kommenden Monaten um einen Verbleib in der Bundesliga streiten.

Es wird ein harter Abstiegskampf für den Reuter sein Team noch einmal stärken möchte. Doch Reuter bleibt seiner Linie treu und sucht für diese schwierige Aufgabe nicht etwa gestandene Profis mit Bundesliga- und Klassenerhaltserfahrung. Der FCA-Manager setzt einmal mehr auf junge Talente - deren Ablösesummen teils deutlich unter dem Marktwert lagen.

Wintertransfers sollen das Sturmproblem lösen

Der Fokus lag bei den Verpflichtungen auf einem der größten Probleme, die der FC Augsburg bisher in dieser Saison hatte: Tore schießen. Die Schwaben haben in dieser Saison bislang erst 18 Mal das Tor getroffen. Nur Schalke (13) und Bochum (14) trafen noch seltener. Zudem verlässt mit Florian Niederlechner der beste Torschütze (5 Tore) neben Ermedin Demirovic den Verein und verstärkt bei Hertha BSC einen direkten Konkurrenten. Mit Beljo, Cardona und Yeboha kommen gleich drei Spieler, die sich vor allen Dingen im Sturmzentrum zuhause fühlen.

Doch Niederlechner zu ersetzen und die große Sturmflaute zu beenden, wird eine schwere Aufgabe. Weder Cardona (Stade Brest/ Ligue 1) noch Yeboah (Genua/ Serie B) können in dieser Saison viel Einsatzzeit oder Tore vorweisen. Yeboah traf einmal, Calvin in 220 Minuten auf dem Feld kein einziges Mal. Beljo immerhin erzielte in der 1. kroatischen Liga in 16 Einsätzen acht Tore und bereitete zwei vor.

Kein Trainingslager, wenig Erfahrung - schnelle Resultate?

Es wird wichtig sein, die vielen Neuzugänge schnell in die Mannschaft zu integrieren. Das niedrige Alter der neuen Spieler, sowie die Tatsache, dass nur Engels das Trainingslager mitmachen konnte, dürfte das allerdings erschweren.

Wie schwer das sein kann, weiß der letzte große Wintertransfer aus der vergangenen Saison: Ricardo Pepi wechselte für 16 Millionen Euro nach Schwaben und konnte dort in seinem ersten Halbjahr nicht richtig Fuß fassen. Pepi ist seit Anfang der Saison an den FC Groningen verliehen - und schießt dort die Tore, die man in Augsburg so dringend benötigt.

Viel Zeit für Eingewöhnung bleibt auch diesen Neuzugängen nicht. Augsburg braucht Punkte und zwar schnell. Dabei kommt auf den FCA gleich zu Beginn ein ziemlich schweres Programm zu: Dortmund, Mönchengladbach, Freiburg und Leverkusen heißen die ersten vier Gegner. Doch zumindest eines ist sicher: Wenn die Neuzugänge Fragen rund um den Klassenerhalte haben - Ansprechpartner mit Erfahrung im Abstiegskampf gibt bei ihren neuen Augsburger Teamkollegen genug.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!