
BR24 Sport Aktion gegen Hass im Netz: Bayern-Stars lesen Hasskommentare vor
Im Internet schlagen vielen Profi-Sportlern Rassismus, Homophobie und Anfeindungen entgegen. Die Kommentarspalten und Postfächer sind teilweise gefüllt mit Hass. Nun wollen Bayern-Stars mit einer Aktion auf das Problem aufmerksam machen.
Profisportler sind im Internet sehr häufig Opfer von Beleidigungen, Hasskommentaren und Drohungen. In der Vergangenheit haben immer wieder Profi-Fußballer wie Toni Kroos und Niklas Süle auf Hass und Mobbing im Internet aufmerksam gemacht. Mit Ex-Arsenal-Profi Thierry Henry zog sich ein Mega-Star aus dem Internet zurück und beklagte mit einem Boykott Rassismus und Mobbing. Auch der ehemalige Bayern-Profi Mitchell Weiser und Niklas Schmidt (Werder Bremen) zogen sich komplett oder teilweise aus den sozialen Medien zurück, um diesem Umgang zu entgehen.
Bayern-Spieler lesen Beleidigungen vor
Nun machen auch die Fußballstars Thomas Müller, Leroy Sané und Leon Goretzka in einer ungewöhnlichen Aktion auf das Problem von Hass-Kommentaren im Internet aufmerksam gemacht. In einem am Dienstag auf diversen Social-Media-Kanälen veröffentlichen Video lesen die Profis des FC Bayern München echte Beleidigungen und Beschimpfungen von Internet-Usern vor.
"Halt besser dein unqualifiziertes Maul". "Früher war es Mia San Mia, heute nur noch Ausländer". "Ich spucke auf euch, ihr Missgeburten". "Möge euer Teambus brennen, ihr Versager". Die Sätze, die die drei Nationalspieler in dem Video vorlesen, sind teils schockierend. Manche Wörter mussten gar mit einem Piepton übertönt werden.
Kahn: "Habe erlebt, was Entgleisungen und Aggressionen anrichten können"
In der zusammen mit Hauptsponsor Deutsche Telekom ins Leben gerufenen Kampagne "Gemeinsam gegen Hass im Netz" will der FC Bayern laut eigenen Aussagen aufklären und Betroffene unterstützen. "Ich habe in meiner Profi-Zeit in der Bundesliga erlebt, was verbale Entgleisungen und Aggressionen anrichten können. Im Netz bleiben diese Hass-Kommentare der Öffentlichkeit oft verborgen", sagte Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn, der während seiner aktiven Karriere in vielen Stadien massiv beleidigt und teilweise mit Bananen beworfen wurde, und fordert: "Wir brauchen hier mehr Transparenz.
FIFA-Studie: Zwei Spiele, 400.000 Beleidigungen
Im vergangenen Jahr hatte der Fußball-Weltverband FIFA eine Studie zu Hasskommentaren im Netz veröffentlicht. Die Fifa wertete dafür Kommentare zu zwei Spielen aus: Die Finalspiele der Europameisterschaft 2020 und des Afrika-Cups. Das Ergebnis: Alleine im Zusammenhang mit diesen beiden Spielen fanden sie über 400.000 Beleidigungen.
Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der eingesetzten Spieler wurden demzufolge auf Social Media angegriffen. Dabei war eine klare Tendenz zu Homophobie und Rassismus erkennbar: Ganze 40 Prozent der Hasskommentare waren schwulenfeindlich.
38 Prozent der Beschimpfungen gegen die Spieler hatten einen rassistischen Hintergrund. Von den Beleidigungen nach dem Duell zwischen Italien und England waren sogar 78 Prozent rassistisch - die Spieler Bukayo Saka, Marcus Rashford und der Ex-Dortmunder Jadon Sancho standen dabei besonders im Visier der Internet-User.
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Quelle: BR24Sport 21.03.2023 - 12:54 Uhr