Giovanni Trapattoni

BR24 Sport 25 Jahre Trapattoni-Wutrede: "Wie Flasche leer"

Stand: 10.03.2023 08:19 Uhr

"Was erlauben Struuunz": Auch nach 25 Jahren sind diese Worte Kult. Giovanni Trapattonis berühmte "Flasche leer"-Wutrede als FC-Bayern-Coach zählt zur Bundesliga-Historie. Niemand ahnte, dass der sonst so galante Italiener so ausflippen kann.

Von BR24Sport

Giovanni Trapattoni kam im Trainingsanzug ins Pressestüberl, breitete mehrere handgeschriebene Zettel vor sich auf dem Pult mit den Mikrofonen aus und wandte sich ungeduldig an die Kameramänner und Journalisten. "Guten Tag, sind Sie bereit?" Was in den dreieinhalb Minuten danach folgte, ist als die wohl legendärste Pressekonferenz eines Trainers in die Geschichte der Fußball-Bundesliga eingegangen. Wer damals live dabei war, wird Traps Wutrede niemals vergessen. An diesem Freitag ist ihr 25. Jahrestag.

Der heute 83 Jahre alte Italiener begann an jenem Nachmittag kurz vor dem Training leise, ehe er in seinem Trap-Deutsch immer lauter wurde, wild mit den Armen gestikulierte und mehrmals heftig mit der Hand aufs Pult schlug. Am Ende überschlug sich beinahe seine Stimme, als er seine Kult-Sätze in den kleinen, überfüllten Raum rief: "Struunz! Was erlauben Struuunz?"

"Ich habe immer die Schulde - ein Trainer ist nicht eine Idiot"

Im März 1998 war die sportliche Krise in München eskaliert. Zwei Tage zuvor hatten die Münchner 0:1 beim FC Schalke 04 verloren. Die Bayern waren seit fünf Spielen sieglos, lagen sieben Punkte hinter Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern zurück.

Mehmet Scholl und Mario Basler hatten Trapattoni für seine angeblich zu defensive Spielweise kritisiert. Auch Thomas Strunz gehörte zur Fraktion der Trainer-Kritiker. "Mit welcher Berechtigung macht Mario Basler den Mund auf, mit welcher ein Thomas Strunz?", polterte der damalige Bayern-Präsident Franz Beckenbauer. Über Trapattoni äußerte er, dieser sei "vielleicht zu anständig".

Nach einem freien Tag in Mailand bei seiner Frau war Trap jedoch on fire. Ein Trainer, mehr noch ein verletzter Mensch, wehrte sich öffentlich. "Ich habe immer die Schulde", beklagte Trap. "Ein Trainer ist nicht eine Idiot. Ein Trainer sehen, was passieren in Platz", echauffierte er sich. "Es gibt Spieler, zwei, drei, die waren schwach wie eine Flasche leer", schimpfte Trapattoni angesichts der mangelhaften Leistung der Nationalspieler Scholl und Basler wenige Tage zuvor beim 0:0 im Champions-League-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund. Am meisten hängen blieb jedoch an einem Dritten, nämlich an dem laut Trapattoni "immer verletzten Struuunz".

"Ich habe fertig"

Mit dem legendären Spruch "Ich habe fertig" endete Trapattonis Tirade. Der Trainer klaubte seine Zettel zusammen und wandte sich Richtung Ausgang. Dann drehte er sich noch einmal um, schaute die verblüfften Journalisten an und sagte: "Wenn es gibt Nachfragen, ich kann Worte wiederholen." Das war jedoch nicht nötig. Es war alles gesagt. Und nie zuvor hatte Trapattoni so klar verständliches Deutsch gesprochen.

Quelle: BR24Sport 10.03.2023 - 10:54 Uhr