Tourreporter

Kampf ums Bergtrikot Geschkes Gegner heißen Vingegaard und Pogacar

Stand: 21.07.2022 09:41 Uhr

Simon Geschke ist vor der letzten Pyrenäenetappe immer noch im Besitz des Bergtrikots. Um es bis nach Paris zu bringen, muss er sich Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar vom Leib halten.

Von Michael Ostermann, Peyragudes

Es war eine letzte steile Rampe, die Simon Geschke noch zu bewältigen hatte. Einsam fuhr er in seinem gepunkteten Trikot in Schlangenlinien diesen letzten Anstieg des Tages hinauf. Um ihn herum wurden bereits die Absperrgitter abgebaut, aber der Teambus oberhalb des Ziels in Peyragudes war schon in Sichtweite. Und dann hatte auch er seinen Arbeitstag endlich beendet.

Seit der 9. Etappe in Châtel les Portes de Soleil absolviert Geschke jeden Abend nach seiner Ankunft im Ziel das vorgegebene Protokoll der Tour de France. Auf dem Podium wird er als Führender der Bergwertung mit dem weißen Trikot mit den roten Punkten geehrt. Danach gibt er in der Mixed Zone Interviews, unterschreibt noch ein paar Exemplare des Bergtrikots und radelt dann als letzter Fahrer seiner Mannschaft zum Bus.

Geschke unzufrieden mit dem Tag

Auch nach der 17. Etappe trägt Geschke weiter das begehrte Trikot des Bergbesten. Und fest steht, dass er das damit verbundene Prozedere jetzt gerne auch noch ein paar weitere Tage mitmachen würde, um das gepunktete Trikot dann am Sonntag nach Paris zu tragen.

Auch sein Team setzt alles daran, dass er es behält. Für die französische Cofidis-Mannschaft, die seit Jahren bei der Tour de France nicht mehr erfolgreich war, ist Geschkes Fahrt durch Frankreich mit dem bei Groß und Klein beliebten Trikot ein absoluter Glücksfall.

Aber so richtig zuversichtlich wirkte der deutsche Radprofi in Peyragudes nicht mehr, dass er die Sache jetzt durchziehen kann. "Es war an sich kein guter Tag", lautete Geschkes Fazit im Ziel der 17. Etappe, obwohl er unterwegs noch einmal sechs Punkte eingesammelt hatte. Aber zwei weitere Zähler waren ihm durch die Lappen gegangen, als ihm kurz vor der Bergwertung am Hourquette d'Ancizan die Kette absprang.

Simon Geschke aus Deutschland vom Team Cofidis im gepunkteten Trikot des besten Bergfahrers in Aktion

Der Kampf um Gelb hat Auswirkungen

Danach übernahmen die Favoriten auf den Gesamtsieg das Geschehen, und damit endeten für Geschke die Hoffungen auf weitere Zuwächse im Punktestand. "Ich hatte gehofft, mehr Punkte zu holen. Aber klar, ein Tag wie heute ist für mich halt einfach schlecht, weil der Kampf für die Gesamtwertung auch Auswirkungen auf die Bergwertung hat", sagte er.

Tadej Pogacar und Jonas Vingegaard belauerten sich auf der 17. Etappe, entscheidend abschütteln konnte Verfolger Pogacar den Gesamtführenden trotz seines Etappensieges nicht. mehr

Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar schenken sich in den Pyrenäen nichts. Und das Rennen ums Bergtrikot wird für Simon Geschke zur Zitterpartie. mehr

Der Kampf ums Gelbe Trikot zwischen Jonas Vingegaard und Tadej Pogacar wird auch auf der letzten Pyrenäenetappe nach Hautacam im Mittelpunkt stehen. Und davon, wie die beiden Konkurenten ihr Duell am Donnerstag (20.07.2022) ausfahren werden, wird abhängen, ob Geschke das Bergtrikot wird behalten können.

64 Punkte hat Geschke auf den bisherigen 17 Etappen gesammelt. Vingegaard, der Mann im Gelben Trikot, bringt es zur Zeit auf 52 Zähler. Pogacar hat 46 Punkte auf der Habenseite. Auf der letzten Bergetappe der diesjährigen Tour gibt es noch einmal drei kategorisierte Anstiege, bei denen maximal 50 Punkte zu vergeben sind.

Pogacar macht keine Geschenke

Sollten Vingegaard und Pogacar in Hautacam wieder um den Etappensieg sprinten, bekommt der Sieger 20 Punkte gutgeschrieben. Dem Dänen würden sogar Platz zwei und die dafür vorgesehenen 15 Zähler reichen, um an Geschke vorbeizuziehen. Pogacar würde der Tagessieg nicht reichen, aber sollte er unterwegs auch noch Punkte einsammeln, hätte er die Chance, wie schon bei seinen Toursiegen in den beiden vergangenen Jahren das Bergtrikot zu gewinnen.

Pogacars Chancen auf das Gelbe Trikot sind vier Tage vor dem Ende der Tour de France und einem Rückstand von 2:18 Minuten auf Vingegaard nicht mehr die allerbesten. Das Bergtrikot könnte der Slowene also durchaus als Trostpreis verstehen, zumal er nicht dafür bekannt ist, Gelegenheiten wie diese auszulassen. Nicht umsonst wird er wegen seiner Siegeslust mit dem "Kannibalen" Eddy Merckx verglichen.

Volle Punktzahl am Col d'Aubisque

Geschke wird am Donnerstag also noch ein paar Punkte sammeln müssen, wenn er das gepunktete Trikot bis Paris bringen will. "Ich merke, dass ich mich noch gut fühle", sagte Geschke. "Ich hatte ein bisschen Sorgen, dass der Köper in der dritten Woche nach all den Fluchtgruppen, in denen ich jetzt war, am Limit ist. Und dann kann es halt auch mal ganz vorbei sein. Aber heute lief es wieder gut und das gibt mir Hoffnung, dass es morgen nochmal reicht."

Die besten Aussichten auf Punkte dürfte Geschke am Col d'Aubisque, dem ersten Anstieg der 18. Etappe haben, wenn die Favoriten-Teams denn diesmal eine Ausreißergruppe ziehen lassen. Führe der Mann mit dem markanten Bart dort als Erster über den Gipfel, bekäme er weitere 20 Zähler gutgeschrieben. Dann käme Vingegaard an diesem Tag nicht mehr an Geschke vorbei, selbst wenn er auf den beiden Bergen danach die maximale Punkte-Ausbeute machen würde.

17. Etappe - die Zusammenfassung

Sportschau, 20.07.2022 17:37 Uhr

Das alles ist natürlich bloße Theorie, aber käme es so, hätte Geschke beste Chancen, als erster Deutscher in Paris das Bergtrikot der Tour de France zu gewinnen. Danach sind auf den verbleibenden drei Etappen nur noch drei Punkte zu vergeben.

Corona - der unsichtbare Gegner

Dann könnte ihm also wohl nur noch das Corona-Virus einen Strich durch die Rechnung machen. Am Dienstag hatte sein Teamkollege Max Walscheid, mit dem Geschke zweieinhalb Wochen das Zimmer geteilt hatte, nach einem positiven Corona-Test das Rennen verlassen müssen.

"Ich probiere, nicht nervös zu sein", sagte Geschke schon am Mittwochmorgen. Der Mannschaftsarzt seines Cofidis-Teams will ihn deshalb auch nur dann testen, sollte Geschke Symptome entwickeln. "Aber solange das nicht der Fall ist, lassen wir es sein", erzählte Geschke. Beeinflussen kann er diesen Teil im Kampf um das Bergtrikot ohnehin nicht. Den Kampf um die Punkte aber will er auf der 18. Etappe noch einmal aufnehmen.

Wie viele Punkte hat eigentlich das Bergtrikot?

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