
Corona-Fälle bei der Tour de France Das Virus wird zum neuen Faktor für Pogacar
Tadej Pogacar baut auf der 8. Etappe der Tour seinen Vorsprung um vier Sekunden aus. Aber das bedeutendste Thema ist danach ein Corona-Fall in seinem Team.
Fünf Fragen waren erlaubt an den Mann im Gelben Trikot. Tadej Pogacar hockte mit dem Mikrofon in der Hand auf dem kleinen Podium, das sie im Inneren eines Lkw im Zielbereich aufgestellt haben. Wegen der Corona-Pandemie werden die Pressekonferenzen des Etappensiegers und des Führenden in der Gesamtwertung von dort per Videokonferenz übertragen.
Die "Lokomotive" ist positiv
In Lausanne, dem Zielort der 8. Etappe der Tour de France, drehten sich diesmal dann auch gleich vier der fünf an Pogacar gerichteten Fragen um das Corona-Virus. Sein dritter Platz in Lausanne hinter Wout van Aert und Michael Matthews sowie vier weitere Bonussekunden spielten nur eine untergeordnete Rolle.
Am Morgen hatte die Nachricht die Runde gemacht, dass der Franzose Geoffrey Bouchard und der Norweger Vergard Stake Laengen das Rennen wegen eines positiven Corona-Tests verlassen mussten. Laengen ist ein Teamkollege von Pogacar, einer, der den Kapitän gerade in der Ebene sehr lange aus dem Wind halten kann.
"Er ist unsere Lokomotive", sagte Pogacar über den 33-Jährigen. "Es wird schwierig ohne ihn." Doch der sportliche Verlust dürfte dem Slowenen weit weniger Kopfzerbrechen bereiten als die Sorge, dass das Virus sich jetzt weiter seinen Weg durch das UAE-Team arbeitet.
Am Ruhetag wird getestet
Bei der Tour de Suisse im Juni waren mehrere Mannschaften deswegen ganz aus dem Rennen genommen worden. Das Team EF Education EasyPost beendete die Rundfahrt nur mit zwei Fahrern - dem deutschen Radprofi Jonas Rutsch und dem US-Amerikaner Neilson Powless.
Ein solches Szenario wäre für Pogacar fatal. Denn mit nur einem Helfer an seiner Seite könnte selbst er die Tour nicht gewinnen - trotz aller Überlegenheit. Und ein eigener positiver Test könnte seine Fahrt zum dritten Toursieg in Folge sogar ganz stoppen. "Ich hoffe, dass wir jetzt mit sieben Fahrern bis Paris kommen", sagte der 23-Jährige in Lausanne.
Am Sonntag (10.07.2022) geht es für Pogacar und den Rest des Pelotons auf die erste Alpenetappe, danach legt die Tour de France einen Ruhetag ein, dem aber nun möglicherweise eine ebenso große Bedeutung zukommt wie die Duelle auf der Straße. Denn am Montag führt der Tourveranstalter ASO bei allen Fahrern einen Antigen-Test durch. Bei einem positiven Test werden die Fahrer dann zu einem PCR-Test gebeten.
Gelockerte Regeln vor der Tour
Doch selbst das muss nicht zwangsläufig einen Ausschluss bedeuten, wenn der jeweilige Fahrer keine Symptome hat. Ein Gremium aus Teamarzt, einem Mediziner des Radsport-Weltverbandes UCI und dem Corona-Beauftragten der Tour beraten dann, ob der betroffene Profi weiterfahren darf oder nicht. Die UCI hatte die Corona-Regeln kurz vor der Tour entsprechend gelockert, wohl auch um das bedeutendste Radrennen der Welt nicht zu gefährden und ein Szenario wie bei der Tour de Suisse zu vermeiden.
Dennoch achten Teams und Tourorganisation peinlichst genau darauf, dass zumindest rund um Start und Ziel möglichst wenig Kontakt zu den Radprofis entsteht. Die Journalisten etwa dürfen zwar diesmal wieder für Interviews an die Mannschaftsbusse kommen, dort gilt dann aber eine strikte Maskenpflicht. Die Pressesprecher und Betreuer achten zudem darauf, dass die Medienschaffenden den Fahrern bei ihrer Gier nach O-Tönen nicht zu nah kommen.

Radprofi Tadej Pogacar bei einem Interview
Die Fans kommen wieder nah dran
Die Fans allerdings werden nach wie vor nicht in die Nähe der Teambusse gelassen. Entlang der Strecke aber gelten anders als in den vergangen Jahren keinerlei Beschränkungen. "Es sind jeden Tag viele Fans an der Strecke und feuern uns an. Ich mag das, aber es erhöht das Risiko einer Infektion", meint Pogacar. "Ich hoffe, wir bleiben sicher."
Bei seinem Teamkollegen Laengen war die Sache übrigens eindeutig. Der Norweger hatte nach der Etappe nach La Super Planche des Belles Filles über Symptome geklagt und war direkt vom Rest des Teams isoliert worden.
"Covid kann nicht mein Rivale sein"
Ob Covid jetzt sein größter Rivale sei, wurde Pogacar in Lausanne noch gefragt. "Covid kann nicht mein Rivale sein, es ist ein Virus. Meine Rivalen sind die anderen Fahrer zum Beispiel vom Jumbo-Team", sagte der Slowene. "Insofern war es gut, dass ich heute Dritter war und vier Sekunden gewonnen habe."
Pogacars Vorsprung in der Gesamtwertung beträgt nun 39 Sekunden auf den Dänen Jonas Vingegaard auf Rang zwei. Am Sonntag wird er am Schlussanstieg nach Châtel Les Portes du Soleil versuchen, noch mehr Zeit zu gewinnen.