
Tour de France Groenewegen und Jakobsen - eine schicksalhafte Verbindung
Dylan Groenewegen gewinnt einen Tag nach dem Sieg von Fabio Jakobsen die 3. Etappe der Tour de France. Die schicksalhafte Verbindung der beiden Niederländer erlebt damit eine weitere Pointe.
Auf dem Zielstrich der 3. Etappe der Tour de France in Sønderborg erinnerte sich Dylan Groenewegen an einen Witz. Über den hatte er öfter mit dem Belgier Wout Van Aert gelacht, als beide noch gemeinsam beim Team Jumbo-Visma fuhren: "Wenn du im Ziel nicht sicher bist, ob du gewonnen hast, dann feiere den Sieg und reklamiere ihn für dich."
Genau das also hatte Groenewegen in Sønderborg getan, bevor er sich an einem Absperrgitter hinter dem Ziel von seinem Arbeitsgerät fallen ließ und wartete. Kurze Zeit später bestätigte das Zielfoto, dass er den Sieg zu Recht für sich in Anspruch genommen und Van Aert auf Rang zwei verwiesen hatte.
Ein besonderer Sieg für Groenewegen
Der Sieg am Sonntag (03.07.22) war bereits der fünfte Etappensieg, den der 29 Jahre alte Niederländer nun in seine Palmarès eintragen konnte. Er gehört zu den besten Sprintern der Welt. 2017 hatte es Groenewegen sogar geschafft, den prestigträchtigen Sprint auf den Champs-Élysées in Paris für sich zu entscheiden.
Und doch war dieser Erfolg in Sønderborg ein ganz besonderer. Drei Jahre ist es her, dass Groenewegen zuletzt bei der Tour de France am Start war. "Ich bin sehr dankbar, dass mein Team mir diese Chance gegeben hat", sagte Groenewegen.
Verursacher von Jakobsens Unfall
Die lange Pause hatte vor allem mit dem Schicksal jenes Mannes zu tun, der einen Tag vor ihm den ersten Sprint der diesjährigen Tour gewann - Fabio Jakobsen. Es war Groenewegen, der seinen Landsmann bei der Polen-Rundfahrt 2020 mit Tempo 90 in die Absperrgitter gedrängt hatte. Ein unsauberer Sprint mit fatalen Folgen für Jakobsen, der Groenewegens bewusstes Verlassen der Ideallinie beinahe mit dem Leben bezahlt hätte.
Das Entsetzen über Groenewegen war groß. Jakobsens Teamchef Patrick Lefevere sprach sogar von einem "Mordanschlag". Der Radsport-Weltverband UCI zog Groenewegen danach für ein halbes Jahr aus dem Verkehr. Zuhause in Amsterdam stand er zeitweise unter Polizeitschutz.
Das Team Jumbo-Visma sah irgendwann auch keine Grundlage mehr für eine weitere Zusammenarbeit. Der Versuch einer Versöhnung mit Jakobsen ging ebenfalls schief. Während Groenewegen das Treffen für gelungen hielt, beklagte Jakobsen, dass eine persönliche Entschuldigung ausgeblieben sei. Das Verhältnis ist seitdem angespannt.
Jakobsen hat keine Bewunderung mehr
Dass Groenewegen bei der Tour de France nun ausgerechnet einen Tag nach Jakobsen den Tagessieg errang, ist eine weitere Pointe in der schicksalhaften Beziehung der beiden Radprofis. Natürlich sind sich beide seit Jakobsens Rückkehr schon in Rennen begegnet und haben Sprints gegeneinander ausgefochten. Aber auf der großen Tourbühne, wo alles mehr Bedeutung erhält, steht diese besondere Beziehung noch einmal besonders im Fokus.
"Vor dem Unfall hatte ich großen Respekt vor ihm und habe seine Erfolge bewundert. Das ist jetzt nicht mehr so", sagte Jakobsen, der seinen Sprint in Sønderborg vermasselte, weil er das Hinterrad seines Anfahrers Michael Mørkøv verlor. "Ja, er hat gewonnen, aber das ist mir egal."
Der Tourtross nimmt sich nun einen Reisetag, um von Dänemark nach Frankreich zu kommen. Am Dienstag geht es dann mit der 4. Etappe von Dünkirchen nach Calais weiter. Auch dort bestehen gute Chancen auf einen Massensprint. Das Duell Groenewegen gegen Jakobsen wird also eine Fortsetzung bekommen. Die Schicksale beider Sprinter bleiben miteinander verwoben.