Radsport Paris-Roubaix - Zurück in der "Hölle des Nordens"

Stand: 15.04.2022 13:51 Uhr

Der Klassiker Paris-Roubaix findet erstmals seit 2019 wieder im Frühjahr statt. Nach der Schlammschlacht des Vorjahres erwartet die Radprofis diesmal die ganz normale "Hölle des Nordens", mit Mathieu van der Poel als Topfavoriten.

Paris-Roubaix ist in diesem Jahr endlich wieder ein echter Frühjahrsklassiker. Nach drei Jahren kehrt das berühmte Rennen durch den Norden Frankreichs wieder auf den angestammten Termin in den April zurück. Wegen der Corona-Pandemie war das Rennen 2021 auf den Oktober verschoben worden und 2020 komplett ausgefallen.

Besonders das Rennen im vergangenen Jahr dürfte Fahrern und Fans noch gut im Gedächtnis sein: Da zeigte "l’enfer du Nord", die "Hölle des Nordens", ihr ganzes infernalisches Repertoire, nachdem vor dem Start ein Herbststurm übers Land gefegt war. Regen, Schlamm und Pfützenkrater machten die ohnehin gemeingefährliche Piste über Kopfsteinpflaster und Feldwege zu einer vollends unberechenbaren Rutschpartie.

Gute Wetteraussichten für Paris-Roubaix

"Ich hatte wirklich großen Spaß", sagte Mathieu van der Poel im Rückblick, nachdem es für ihn wegen einer Reifenpanne am Ende nur für den dritten Platz reichte. "Auch das ist Paris-Roubaix. Man braucht viel Glück", sagte van der Poel der belgischen Zeitung "De Standaard".

Vor dem Start der Neuauflage am Ostersonntag (17.04.2022) gab sich der Niederländer sehr zuversichtlich, auch im Hinblick auf die freundlichen Wetteraussichten für das Osterwochenende: "Das Kopfsteinpflaster wird viel trockener sein", frohlockte van der Poel. Und meinte damit wohl auch, dass das Glück diesmal nicht eine ganz so große Rolle spielen dürfte wie noch beim Höllenritt im vergangenen Oktober.

Van der Poel Favorit bei "Hölle des Nordens"

Für den Sieger der Flandern-Rundfahrt ist Paris-Roubaix eine unvollendete Mission. Van der Poel, vierfacher Cross-Weltmeister, geht am Sonntag erneut als Topfavorit an den Start. Beim spektakulärsten aller Radsport-Klassiker, über 257,2 Kilometer und 30 Pavés, den teils jahrhundertealten Kopfsteinpflaster-Passagen, fühlt sich der Niederländer auf seinem Terrain.

Am ehesten gefährlich werden dürfte ihm wohl der zuletzt sehr formstarke Mads Petersen, der zwei Etappen beim Circuit Cycliste Sarthe gewann und auch bei der Flandern-Rundfahrt in die Top Ten fuhr. Wout Van Aert wird nach überstandener Corona-Infektion nun doch an den Start gehen, ist aber nach Aussage seines Teams Jumbo-Visma längst nicht wieder in der Verfassung, dass er um den Sieg mitfahren könnte. Tadej Pogacar, in diesem Frühjahr schon beim Tirreno-Adriatico und beim Strade Bianchi siegreich, hat auf einen Start beim kräfteraubenden Paris-Roubaix verzichtet.

Politt: "Wundertüte Roubaix"

Nils Politt dürfte nach einer bisher schwierigen Saison nicht zu den Siegkandidaten gehören. "Ich hänge nach den vielen Rückschlägen im Frühjahr ziemlich in den Seilen", sagte der Kölner, für den es zuletzt bei der Flandern-Rundfahrt nur zu Platz 47 reichte. Er fühle sich "nicht auf dem Level, auf dem ich sein wollte. Mir hat durch die Erkrankung viel gefehlt", so Politt. "Aber bei Paris-Roubaix will ich natürlich fit sein. Roubaix ist eine Wundertüte - da kann alles passieren."

2019 hatte Politt an einem fast perfekten April-Sonntag seine Liebe zur Kopfsteinpflaster-Tortur entdeckt, als er in einem epischen Zweikampf im berühmten Velodrom von Roubaix knapp Belgiens Ex-Weltmeister Philippe Gilbert unterlag. Bei der Schlammschlacht im vergangenen Oktober, als es erstmals seit 2002 bei Paris-Roubaix regnete, war Politt ausgestiegen.

"Es ist eine eigene Challenge mit sich selbst", sagte der 28 Jahre alte Bora-hansgrohe-Profi. Über die Pavés müsse man "wie ein Motorrad fahren", so Politt: "Und ich kann eben relativ lange hohe, konstante Werte fahren." Sein sportlicher Leiter Thorsten Schmidt hält Politt für "wie gemacht für Paris-Roubaix", aber - siehe oben: "Es ist eben wirklich eine Wundertüte. Da muss alles stimmen."

Die Höhepunkte von Paris-Roubaix gibt es in einer Zusammenfassung in der Sportschau am Sonntag ab 19.15 Uhr im Ersten.