Dressur-EM in Hagen Von Bredow-Werndl holt EM-Gold - Schock und Silber für Werth

Stand: 10.09.2021 14:14 Uhr

Doppel-Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl hat ihr erstes Einzel-Gold bei einer Europameisterschaft gewonnen. Die 35 Jahre alte Dressurreiterin setzte sich am Donnerstagabend bei der Heim-EM in Hagen bei Osnabrück mit ihrer Stute Dalera im Grand Prix Special durch. Isabell Werth wurde nach einer unruhigen Nacht Zweite.

"Das ist der Hammer", sagte von Bredow-Werndl nach ihrem Triumph unter Flutlicht. "Es ist so schön, wieder vor Publikum zu reiten." Die 35-Jährige zeigte mit ihrer Stute erneut eine starke Runde und siegte mit 84,271 Prozentpunkten vor Isabell Werth (81,702) mit Weihegold.

Die beiden derzeit besten Paare der Welt dominieren die EM im eigenen Land bisher, lieferten schon beim Gewinn der Gold-Medaille mit der Mannschaft am Mittwoch die beiden besten Ergebnisse im Grand Prix ab. "Dalera war so on fire, ich hab immer nur gedacht, nicht bewegen, bloß nicht bewegen, lass sie machen", sagte von Bredow-Werndl. Dritte wurde Cathrine Dufour (Dänemark) mit Bohemian (81,079).

Entscheidung in der Kür am Sonnabend

Helen Langehanenberg (Billerbeck) wurde mit Annabelle Elfte (75,228). Sie ist damit ebenso wie von Bredow-Werndl und Titelverteidigerin Werth für die abschließende Grand Prix Kür der 15 besten Paare am Sonnabend qualifiziert (13 Uhr, die Entscheidung live im Ersten), wo erneut Einzel-Medaillen vergeben werden. Favoritin ist von Bredow-Werndl. Sie weiß: "Ich bin jetzt die Gejagte." Die zweimalige Mannschafts-Olympiasiegerin Dorothee Schneider (74,802) verpasste mit ihrem Zweitpferd Faustus als 14. die Qualifikation für die Kür, in der maximal drei Reiter pro Land starten dürfen.

Sorge um Bella Rose überschattet Silber von Werth

Für Rekord-Europameisterin Werth, die ihre insgesamt 22. EM-Medaille gewann, geriet Silber nach einer emotionalen Nacht fast zur Nebensache. "Das waren schon besondere Umstände", sagte die 52-Jährige: "Heute Morgen war ich nichts sonderlich motiviert."

Was war passiert? Bella Rose, das erklärte Lieblingspferd der Rekordreiterin, hatte eine schwere Kolik erlitten und musste notoperiert werden. Die Stute, mit der die Rheinbergerin Doppel-Gold bei der WM und Team-Gold bei den Olympischen Spielen in Tokio gewonnen hatte, überlebte zwar, kann aber nicht wie geplant im Rahmen des CHIO in der kommenden Woche in Aachen aus dem Sport verabschiedet werden. "Ich habe kaum geschlafen", berichtete Werth. "Aber am Morgen ging es ihr wieder gut. Sie hat sogar Gras gefressen."

Genugtuung nach dem Ärger über die Wertung am Vortag

In Hagen reitet die siebenmalige Olympiasiegerin Weihegold und zeigte mit ihrer Stute eine großartige Leistung. Nach der abschließenden Grußaufstellung spiegelte sich die ganze Bandbreite der Gefühle in ihrem Gesicht. Genugtuung, Erleichterung, Freude, Stolz und auch noch ein ganz kleines bisschen Ärger darüber, in ihren Augen tags zuvor ungerecht bewertet worden zu sein. "Weihe hat für Bella mitgekämpft", sagte Werth. "Ich bin superzufrieden. Jetzt schlafen wir erstmal."

Auch Langehanenberg "rundherum zufrieden"

Besser als am Vortag ritt Helen Langehanenberg. Die 39-Jährige aus Billerbeck war im Team-Wettbewerb nach zwei Patzern das Streichergebnis. Am Donnerstag lief es besser. "Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht", sagte Langehanenberg. Sie sei "rundherum zufrieden" und habe den Ritt "genießen können".

Schneider kam dagegen mit dem 13-jährigen Wallach Faustus, der in Hagen sein erstes Championat überhaupt bestreitet, einige Male leicht aus dem Takt und verpasste die Kür am Sonnabend. "Er hatte tolle Momente", kommentierte Schneider, die vor zwei Jahren mit ihrem aktuell verletzten Top-Pferd Showtime zwei Einzel-Silbermedaillen gewonnen hatte. Sie wusste aber auch: "Es gab wieder Fehler in der Passage."

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Sportclub | 12.09.2021 | 22:50 Uhr