Paralympics-Qualifikation in Berlin Deutsche Para-Eishockeyspieler wollen über Berlin nach Peking

Stand: 30.11.2021 17:16 Uhr

Das deutsche Para-Eishockey-Nationalteam ist im Aufwind. Nach einer erfolgreichen Weltmeisterschaft soll in Berlin jetzt die Paralympics-Qualifikation gelingen. Zentraler Bestandteil des Teams ist ein ehrenamtlicher Politiker aus NRW.

Von Dorian Aust

Am 18. September 2021 war es endlich soweit. Zum ersten Mal seit 14 Jahren hatte die deutsche Para-Eishockey-Nationalmannschaft mal wieder Schweden besiegt. Und das auch noch ausgerechnet im schwedischen Östersund bei der B-Weltmeisterschaft. 3:1 nach 0:1-Rückstand hieß es am Ende für die deutsche Mannschaft.

Spätestens mit diesem Tag im September war klar, dass sich im deutschen Para-Eishockey in den vergangenen eineinhalb Jahren wirklich etwas getan hat. "Wir haben trotz Corona intensiv trainiert und uns mit dem Nationalteam ein bis zwei Mal im Monat getroffen", erzählt Chefcoach Andreas Pokorny im Sportschau-Interview. In diesem Sommer wurde gar komplett auf die Sommerpause verzichtet.

Sechs Nationen spielen um zwei Tickets für Peking

Ein Verzicht, der sich jetzt, Ende November, auszahlen könnte. Durch Platz zwei bei der B-WM ist das deutsche Team nicht nur in die Riege der A-WM aufgestiegen, sondern hat auch den Traum von der Paralympics-Teilnahme am Leben gehalten. Die beiden letzten Tickets für Peking werden seit Freitag (26.11.2021) in der Berliner Eissporthalle Charlottenburg vergeben.

Neben Deutschland kämpfen auch Italien, Norwegen, Schweden, Japan und die Slowakei um die Paralympics-Teilnahme. "Ich habe ein sehr gutes Gefühl, die Jungs sind alle fit und gut drauf", sagte Pokorny vor dem Turnier: "Wir hoffen einfach, den Hype der Weltmeisterschaft mitzunehmen."

Gesundheitsmanager, Politiker und Nationalspieler

Pokorny, selbst dreifacher deutscher Meister mit den Kölner Haien, baut dabei unter anderem auf seinen Verteidiger und Aufbauspieler: "Lucas ist ein wendiger Verteidiger, mit guter Übersicht, auch körperlich hat er einen Schritt nach vorne gemacht. Er hat sich in allen Bereichen entwickelt."

Die Rede ist von Lucas Sklorz, 26 Jahre alt, hauptberuflich im Krankenhausmanagement tätig, ehrenamtlich für die SPD in der Lokalpolitik in seiner Heimatstadt Kamen aktiv – und Nationalspieler. Natürlich sei das schwierig, alles zu kombinieren, aber "es macht mir einfach unglaublich Spaß, mich für meine Mitmenschen einzusetzen", sagte Sklorz im Sportschau-Interview.

Italien und Norwegen als Topfavoriten

Es sei für ihn ein schöner Antrieb, das Leben der Menschen konkret besser machen zu können. Sklorz‘ erster Anreiz überhaupt politisch aktiv zu werden, war die weltweite Finanzkrise 2008 – heute entscheidet er mit über den Haushalt seiner Heimatstadt Kamen und jongliert auch als Manager im Gesundheitswesen der Knappschaft mit Zahlen. Lucas Sklorz ist ein nüchterner Zahlenmensch.

In Berlin treffen Sklorz und seine Mannschaft auf große Gegner und auf diese auch direkt zu Beginn. Italien und Norwegen, jeweils mit deutlich professionelleren Strukturen versehen, gehen als die Topfavoriten in das Turnier. Aber die Leistungen aus dem vergangenen Jahr machen angriffslustig.

Seit 2006 keine Paralmypics-Teilnahme

"Wir haben realistische Chancen uns zu qualifizieren, aber klar ist auch: Das wird ein Kampf über fünf Spiele", schätzte Sklorz die sportliche Gemengelage ein. "In einer guten Woche gewinnen wir fünf Spiele, in einer schlechten verlieren wir fünf."

Die in Gang gesetzte "Positivspirale" soll sich weiter drehen, sagte Sklorz: "Wir sind wirklich gut wie lange nicht mehr und wollen das jetzt auch mal zeigen, wenn es drauf ankommt." Seit 2006 waren die deutschen Para-Eishockeyspieler nicht mehr auf der großen Paralympics-Bühne vertreten.

Neue Rückennummer dank Olaf Scholz?

Bis der große Paralmypics-Vorhang fällt, könnte Lucas Sklorz dann auch mit einer neuen Rückennummer auflaufen: Aktuell trägt der die 69 auf dem Trikot – das Jahr, als Willy Brandt Bundeskanzler wurde. Vor einigen Monaten hatte sich Sklorz aber zu einer Ansage hinreißen lassen. "Als noch nicht absehbar war, dass Olaf Scholz mit der SPD die Wahl gewinnt, habe ich gesagt: Wenn Scholz Kanzler wird, dann ändere ich meine Nummer auf die 21."

Dabei könnte die 21 dann auch einfach für die erfolgreiche Paralympics-Qualifikation von Berlin stehen. Lucas Sklorz ist und bleibt eben ein Zahlenmensch.