Paralympics | Krieg in der Ukraine DBS-Präsident-Beucher: "Sportwelt muss sich wehren"

Stand: 01.03.2022 08:33 Uhr

Seine Position ist eindeutig: Der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) Friedhelm Julius Beucher fordert im Sportschau-Interview, das russische Team angesichts des Krieges gegen die Ukraine von den Paralympics auszuschließen.

Der Ukraine-Konflikt überschattet auch die Paralympischen Spiele in Peking, die am Freitag (4. März) eröffnet werden. Für DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher ist klar, dass die Spiele stattfinden sollen. Im Interview mit der Sportschau fordert er aber, russische Athleten nicht an den Parlaympics teilnehmen zu lassen.

"Paralympics sollen friedliche Spiele sein"

"Wladimir Putin schießt auf das Nachbarland und lässt Militär aufmarschieren. Es entspricht nicht meiner Vorstellungskraft, dass russische Athleten in das Stadion marschieren oder in einem Wettkampf antreten. Olympia und Paralympics sollen friedliche Spiele sein", betont Beucher.

Der 75-Jährige verweist darauf, dass die Athleten nicht als russische Privatsportler antreten, sondern als Vertreter des russischen Sportsystems. "Das mag im Einzelfall ungerecht sein, aber das würde ja die Solidarität der internationalen Sportwelt Hohn sprechen lassen, wenn man sagt, ihr könnt nichts dafür", so Beuchert.

"Angriff widerspricht dem Olympischen Frieden"

Putins Angriff auf die Ukraine erfolgte während eigentlich noch der sogenannte "Olympische Frieden" herrscht: "Das widerspricht der UN-ratifizierten Friedenspflicht - einem Vertrag, der erst im Dezember von Russland unterschrieben wurde. Der Olympische Frieden ist auch ein paralympischer Frieden."

Beucher wirft dem russischen Präsidenten Putin Wortbruch vor, "und wenn das folgenlos bleibt, dann sind solche Verträge nicht das Papier wert, auf das sie geschrieben stehen. Da muss sich die Sportwelt wehren."

"Gebt der friedlichen Welt ein Zeichen"

Deswegen habe der 75-Jährige auch den Präsidenten des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) Andrew Parsons auf dem gemeinsamen Flug nach Peking angesprochen und zum Handeln aufgefordert: "Gebt der friedlichen Welt ein Zeichen!"

Der Brasilianer habe sich daraufhin zurückgezogen - mit dem Hinweis, dass ein entsprechendes Regelwerk dazu fehlen würde. Bei Beucher stieß dies auf Unverständnis: "Ihr seid Gastgeber und nach meinem Verständnis entscheidet ein Gastgeber, wer teilnimmt und wer nicht."

IPC tagt am 2. März

Bislang verhielt sich das IPC zum Ukraine-Konflikt eher zurückhaltend. Bislang gibt es nur diese Stellungnahme: "Das IPC steht im Vorfeld sowohl mit dem ukrainischen als auch dem russischen Paralympischen Komitee im Dialog", erklärte der Weltverband: "Als politisch neutrale Organisation liegt der Fokus des IPC weiterhin eher auf den bevorstehenden Spielen als auf der aktuellen Situation."

"Kann nicht zur Tagesordnung übergehen"

Stand jetzt wird das russische Team starten. Am 2. März will das IPC tagen und über den Umgang mit Russlands Athleten diskutieren. Beucher will weiter darauf aufmerksam machen, "dass das nicht zusammenpasst: Krieg in der Ukraine und russische Sportler - da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Diese Nationen haben bei Spielen, die auch dem Frieden dienen sollen, nichts zu suchen."

Beucher verweist auf andere Bereiche des Sports, wo Konsequenzen schon gezogen wurden - wie etwa beim Fußball-Verein Schalke 04, der die Partnerschaft mit Sponsor Gazprom beendet hat, oder bei der UEFA, die das Champions-League-Endspiel von St. Petersburg nach Paris verlegt hat: "Die deutsche und die internationale Sportwelt sind dabei, sich zu positionieren. Mein kleiner, unwesentlicher Beitrag ist, dass ich Andrew Parsons gebeten habe, zu handeln."

Und mit Blick auf die ersten Gespräche zwischen der Ukraine und Russland ergänzt er: "Die Gespräche sind hoffnungsvolle Zeichen. Wenn die Waffen schweigen, hab ich auch nichts dagegen, dass sie antreten - solange das aber nicht so ist, müssen sie die Konsequenzen in Kauf nehmen."