Olympia | Bewerbung 2030 Ukraine will Olympische Winterspiele 2030 ausrichten

Stand: 21.02.2022 15:09 Uhr

Trotz des Konflikts mit Russland hält der Sportminister der Ukraine den Traum von einer Olympia-Bewerbung hoch. Eine Wintersportnation ist das schwer gebeutelte Land indes nicht.

Der Ukraine-Russland-Konflikt beschäftigt die Weltpolitik. Außenministerin Annalena Baerbock beschrieb die derzeitige Lage im Osten der Ukraine, wo sich die ukrainische Armee und pro-russische Separatisten gegenüberstehen, mit düsteren Worten: "Was wir in den letzten 72 Stunden erlebt haben an Anschlägen, an gewaltsamen Auseinandersetzungen vor Ort, ist wirklich besorgniserregend." Immer wieder werde der Waffenstillstand zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten gebrochen, so Baerbock am Montag (21.02.2022)

Inmitten der Krise und angespannten Lage in der Grenzregion bekräftigte Sportminister Wadym Hutzajt laut der Agentur "Ukrinform", dass die Ukraine an einer Bewerbung für die Winterspiele 2030 festhalten wolle. Hutzajt räumt aber ein: "Ja, wir haben eine unzureichende Infrastruktur für die Wintersportarten, aber wir arbeiten daran."

Mittel müssen von außen kommen

Mit welchen Mitteln die Ukraine Sportstätten neu bauen oder die wenigen bestehenden modernisieren möchte, ist schwer einschätzbar. Das Land zählt nach Wirtschaftsleistung pro Kopf zu den ärmsten Ländern Europas. Etwa 18 Millionen Menschen leben in Armut. Das Geld müsste also größtenteils von außen kommen. Sponsoren und übertragende Medien sind die beiden Hauptfinanzierungsgruppen, die mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) interagieren.

Wenn die finanziellen Rahmenbedingungen geklärt werden können, ist zudem eine offizielle Bewerbung an weitere strenge Bedingungen geknüpft, die zuletzt mit Peking, Pyeongchang und Sotschi nur sehr umstrittene Austragungsorte hervorgebracht haben.

Die Unterwerfung unter die Charta des IOC, die sogar in das Steuerrecht des ausrichtenden Landes hineinreicht, ist ein Kriterium, das auch bei geplanten Bewerbungen in Deutschland zu massiver Ablehnung in der Bevölkerung geführt hat.

Die in einem ersten Auswahlprozess des IOC zum Kandidatenkreis gewählten Städte müssen dem Dachverband der Spiele dazu auch versichern, dass sie nicht nur finanziell, sondern auch technisch für eine Austragung gerüstet sind.

Kaum Wintersport-Tradition in der Ukraine

Ein Wintersportland mit Tradition ist die Ukraine nicht. In Peking hat das Land gerade eine Silbermedaille durch Ski-Freestyler Olexander Abramenko im Sprungwettbewerb gewonnen, in Pyeongchang 2018 holte der mittlerweile 33-Jährige aus Perwomajskyj Gold.

Die Karpaten sind das größte Gebirge des Landes, aber gar nicht mal so hoch. Der höchste Berg der Ukraine ist der Howerla mit 2.061 Metern über dem Meeresspiegel. Insgesamt gibt es nur noch fünf weitere Erhebungen jenseits der Zweitausendermarke, die beispielsweise in Deutschland allein durch 21 Hauptgipfel überschritten wird.

Allerdings hat in diesem Jahr auch jede Menge Kunstschnee rund um Peking bekanntlich gereicht, um die Winterspiele zugesprochen zu bekommen.

So läuft das Bewerbungsverfahren

Wenn das NOK der Ukraine also zu dem Schluss kommt, dass die Bedingungen für eine Austragung erfüllbar wären, müsste sie sich bewerben und in einem ersten Auswahlschritt des IOC den offiziellen Kandidatenstatus verliehen bekommen. Nach dieser Vorauswahl begutachtet eine Evaluierungskommission die Kandidaten, schickt Delegationen in das betreffende Land - was angesichts der politischen Lage zurzeit kaum möglich wäre.

Sollte sich die Lage im Konflikt mit Russland beruhigen und die Evaluierung erfolgen, wären Berichte an das Exekutivkomitee der nächste Schritt. Das Komitee gibt anschließend Empfehlungen ab, welche Kandidaten die Session des IOC auswählen kann.

Am Ende erfolgt eine Wahl, bei der in jedem Wahlgang der Kandidat mit der niedrigsten Stimmenzahl ausscheidet. Die Stadt mit den meisten Stimmen erhält dann das Recht, die Spiele austragen zu dürfen.

Was auch gegen die Chancen einer ukrainischen Bewerbung spricht: Schon 2026 werden die Winterspiele wieder in Europa stattfinden. Mailand und Cortina d'Ampezzo wollen nach eigenen Angaben nachhaltige Spiele ausrichten.