Olympia | Sportpolitik Karla Borger: Diplomatischer Boykott ja, sportlicher Boykott nein

Stand: 10.12.2021 08:41 Uhr

Die USA werden keine diplomatischen Vertreter zu den Olympischen Winterspielen 2022 nach Peking schicken. Australien, Kanada und Großbritannien haben sich den USA angeschlossen. Karla Borger, die Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland, fordert im Gespräch mit SWR-Sport, dass ein Boykott nicht zu Lasten der Aktiven laufen dürfe.

Große und wichtige Teile der westlichen Welt wollen keine diplomatischen Vertreter zu den Olympischen Winterspielen 2022 nach Peking schicken. Auch in Deutschland werden die Rufe nach einem Boykott lauter. Hintergrund: China steht wegen Menschenrechtsverletzungen im Umgang mit Uiguren und Tibetern, wegen der Unterdrückung der Demokratiebewegung in Hongkong oder den Drohungen gegen Taiwan in der internationalen Kritik.

"Meine Vorstellung ist nicht in einen sportlichen Boykott zu gehen, dass wäre nicht fair den Athletinnen und Athleten gegenüber."

Quelle: Wenn überhaupt, wäre für Karla Borger ein diplomatischer Boykott die bessere Lösung.

Für Karla Borger ist das Vorangehen der USA "ein starkes Statement". Allerdings, im Einzelfall "muss jedes Land selbst darüber entscheiden, was es tun will." Als noch aktive Beachvolleyballerin, kann sie sich natürlich bestens in die Lage eines Athleten versetzen, wenn kurz vor den Spielen "so ne kleine Welle losgelöst wird".

Die gebürtige Heppenheimerin ist eine dieser "mündigen" AthletInnen. Karla Borger und ihre Beachvolleyball-Teamkollegin Julia Bude sagten Anfang des Jahres ein Welttour-Turnier in Katar ab, wegen der aus ihrer Sicht nicht akzeptablen Bekleidungsvorschriften. Wobei man die Absage eines Weltcups nicht mit einem Boykott von Olympischen Spielen vergleichen könne.

Noch ist fraglich, ob sich die neue Bundesregierung einem diplomatischen Boykott anschließen wird. Karla Borger hofft sehr darauf, "dass man vorher in den Dialog mit den Betroffenen kommt." Fakt ist: wenn überhaupt, würde die 33-Jährige einen diplomatischen dem sportlichen Boykott vorziehen.