Olympia | Snowboard Snowboard-Legende White bittet zum letzten Tanz

Stand: 10.02.2022 08:01 Uhr

Kaum jemand hat den Snowboard-Sport so geprägt wie Shaun White. Doch damit ist nun Schluss: Am Freitag wird sich der US-Amerikaner ein letztes Mal auf der ganz großen Bühne präsentieren.

An Selbstbewusstsein mangelt es Shaun White nicht. Warum auch? Drei Olympiasiege, 15 Mal Gold bei den X-Games, zahlreiche Trickkreationen, ein eigenes Videospiel, eine Modelinie und eigene Boardmodelle: Es gibt (fast) nichts, was der US-Amerikaner im Snowboard-Sport nicht erreicht hat.

Kein Wunder also, dass der 35-Jährige kurz vor seinem letzten Auftritt in der Halfpipe in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erklärt: "Ich war der Name des Sports. Ich war der Sport!"

White: "Ein letztes Mal dieses Gefühl"

Seine Entscheidung für das Karriereende kam in einer für den jungen und stets cool wirkenden Snowboardsport kitschig anmutenden Umgebung: "Auf der Fahrt mit einem Sessellift legte sich Schatten über den Berg. Niemand war in der Nähe, und ich sah zu, wie die Sonne unterging." In dieser Situation habe er seine Entscheidung gefällt. Deswegen werde die Olympiaentscheidung sein "letzter Tanz".

"Ich habe meinen Traum gelebt. Am stolzesten bin ich darauf, dass ich in einem Sport, der sich ständig verändert, so lange an der Spitze geblieben bin", blickt White vor seinem letzten Wettkampf zurück. Nun gehe es nur um eine Sache: "Ein letztes Mal mit den Jungs. Ein letztes Mal dieses Gefühl, dieses Kribbeln." Dabei schwingt auch Wehmut bei dem Kalifornier mit: "Ich denke, ein Teil von mir wird es immer vermissen, ein Champion zu sein. Das Podium zu erreichen und den Champagner zu spritzen."

Multitalent auf den Boards und abseits davon

Im Alter von sechs Jahren stand Shaun Roger White erstmals auf einem Board, nachdem er sich zuvor auf Skiern versucht hatte. Kurze Zeit später hatte er seinen ersten Ausrüstervertrag in der Tasche. Mit 13 Jahren wurde er Profi und war ein Jahr später bereits Millionär. Den Werbedeals sei Dank. Was folgte waren unzählige Erfolge bei den verschiedensten Wettbewerben. Die Qualifikation für die Winterspiele in Salt Lake City verpasste er als 15-Jähriger aber knapp.

Dafür startete er bei den X-Games - den inoffiziellen Olympischen Spielen für Fun- und Extremsportarten - durch. Die Sportarten, die in den vergangenen Jahren auch immer mehr in den Fokus des IOC rücken, waren schon Anfang des neuen Jahrtausends die Spielwiese von White. Sowohl in den Snowboard-Wettbewerben Halfpipe oder Slopestyle als auch auf dem Skateboard feierte er Erfolge. Er war der erste Athlet, der sowohl bei den Sommer- und den Winter-X-Games Gold holen konnte.

White entwickelte sich mehr und mehr zu einer eigenen Marke. Filme über ihn wurden gedreht, seit 2008 konnten Fans ihm auf den Konsolen nacheifern und ein nach ihm benanntes Videospiel spielen. "Die fliegende Tomate", wie White aufgrund seiner roten Haare genannt wurde, wurde selbst Unternehmer und stand auch als Musiker auf der Bühne. Auch wenn sich nicht mehr alles nur um den Sport drehte, blieb er das zentrale Elemente des White-Universums.

Die Konkurrenz entwickelt sich weiter

Seine positive Besessenheit vom Snowboard führte ihn letztlich auf den Olymp - drei Mal gewann er Gold bei den Winterspielen. 2006 in Turin, 2010 in Vancouver und 2018 in Pyeongchang führte an ihm in der Halfpipe kein Weg vorbei.

Nach nun über 20 Jahren an der Spitze des Sports ist es offenbar Zeit, Schluss zu machen. Zum einen weil sein Körper ihm die entsprechenden Signale sendet, zum anderen weil die Konkurrenz ihm inzwischen Stück für Stück enteilt. Deswegen zählt er beim Wettkampf in der Halfpipe auch nicht mehr zu den absoluten Favoriten.

Mit großen Plänen in den letzten Wettkampf

In der Qualifikation musste White dann auch etwas zittern. Im ersten Lauf stürzte er bei seinem Signature-Move, dem doppelten McTwist 1260. Doch im zweiten Durchgang behielt er die Nerven und qualifizierte sich als Vierter locker für das Finale der besten zwölf. Für eine Überraschung ist er dort allemal gut.

Im Vorfeld kündigte er bereits mit dem ihm eigenen Selbstbewusstsein an: "Ich habe große Pläne für dieses Event." Geht er ein letztes Mal volles Risiko und packt die Höchstschwierigkeiten aus? Oder präsentiert er einen neuer Trick? Man darf gespannt sein, was sich White für sein persönliches Finale aufgehoben hat.