Olympia | Peking Emotionen und Hintergrund: die ARD-Berichterstattung von Olympia in Peking

Stand: 04.02.2022 13:45 Uhr

Im Spannungsfeld zwischen kompetenter, emotionaler Sportberichterstattung und kritischem Blick auf die Hintergründe berichtet die ARD von den Olympischen Spielen in Peking.

Die Olympischen Winterspiele in Peking haben begonnen. Die ARD überträgt im Wechsel mit dem ZDF live allein im TV mehr als 120 Stunden lang, sie bietet ein sehr aufwändiges und umfangreiches Digitalpaket sowie eine tägliche aktuelle Berichterstattung im Hörfunk.

Berichterstattung über den aktuellen Sport hinaus

In den gut zwei Wochen wird sich aber nicht alles nur um den Sport drehen. Wie immer bei Sport-Großereignissen sind auch andere Themen relevant: Bei den umstrittenen Spielen Peking 2022 gilt das ganz besonders.

Die journalistische Freiheit und die Bewegungsmöglichkeiten in China sind durch die harten Maßnahmen der dortigen Null-Covid-Politik noch stärker eingeschränkt als ohnehin schon. Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort dürfen sich nur innerhalb der "olympischen Blase" bewegen – zwischen Hotel, Medienzentrum und den Wettkampstätten.

Zensur, Verfolgung, Überwachung

Direkter Kontakt zur chinesischen Bevölkerung ist quasi unmöglich, offiziell ist dies eine Maßnahme zum Infektionsschutz. Im Alltag werden potentielle Interviewpartner außerhalb der Blase unter Druck gesetzt. China wird von der Organisation "Reporter ohne Grenzen" in der Rangliste der Pressefreiheit auf Platz 177 von 180 aufgeführt - Zensur ist an der Tagesordnung, Menschen, die sich für Meinungsfreiheit einsetzen, werden verfolgt.

Auch unser Olympia Team wird überwacht und kontrolliert. Wenn ein ARD-Team-Mitglied positiv auf Corona getestet wird, greifen Isolationsregelungen, die mit den aus Deutschland bekannten Maßnahmen nicht vergleichbar sind.

Viele Hintergrund-Themen

Mit diesen enormen Einschränkungen und den sehr schwierigen Rahmenbedingungen müssen wir umgehen. Dazu berichten wir in Dokumentationen und Filmen z.B. über die massiven Menschenrechtsverletzungen, etwa gegenüber der uigurischen Minderheit sowie die Situation in den Umerziehungslagern. Auch Themen wie Nachhaltigkeit dieser Olympischen Spiele, die Rolle des IOC und eventuelle Dopingfälle werden wir journalistisch einordnen.

Gleichzeitig werden wir natürlich dem Sport die Bühne geben, die ihm gebührt: Weil die übergeordnete Idee von Olympia eine wunderbare ist und die Athletinnen und Athleten vier Jahre lang für ihren Traum von Olympia alles getan und auf diese eine Chance sehr lange gewartet haben. Olympia ist immer auch die Zeit von großen Emotionen, schreibt bewegende und schöne Geschichten und bringt Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt zusammen.

Die vielen Wintersportfans freuen sich auf spannende Livereportagen im TV, Radio und im Web. Wir werden sehr umfangreich, emotional, analytisch und kompetent über die Wettbewerbe berichten.

Zentrale in Mainz

Es gilt den Spagat zu schaffen zwischen kritischer und hintergründiger Schilderung der Rahmenbedingungen und spannender Berichterstattung über den Sport. Gleichzeitig haben wir auch die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeitenden im Fokus. ARD und ZDF haben sich gemeinsam entschieden, die große Mehrheit des Olympia-Teams in Deutschland zu lassen.

Die meisten Kolleginnen und Kollegen werden im nationalen ARD/ZDF-Sendezentrum in Mainz arbeiten. Hier präsentieren die beiden Moderatorinnen aus dem Olympia-Studio von ARD und ZDF die Sendungen, an ihrer Seite die Expertinnen und Experten. Auch der Großteil der Live-Reporter für TV und Radio kommentiert von hier. Zur Mannschaft in der Olympiazentrale zählen außerdem Redakteure, Regisseure, Storymacher und das Team aus Produktion und Technik.

Schlagkräftiges Team in Peking

Für unseren journalistischen Anspruch ist unser kleines, sehr schlagkräftiges Team vor Ort in Peking von großer Bedeutung. Dieses wird eigene Eindrücke, Informationen, ungefilterte Einschätzungen und interessante Interviews liefern: Hintergründig, kritisch, mit eigener Haltung.

Über diese speziellen Olympischen Spiele zu berichten heißt, beides im Blick zu haben: Den Sport und die umstrittenen Rahmenbedingungen unter den politischen Verhältnissen in China. Hier Gold, Silber und Bronze – dort der Blick über den sportlichen Tellerrand. In den nächsten beiden Wochen werden wir das versuchen – im Sinne unseres öffentlich-rechtlichen Auftrags, im Sinne unseres Publikums, und auch im Sinne der Athletinnen und Athleten.

ARD-Olympia-Teamchef Christoph Netzel, ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky und das ARD-Olympia-Team