Olympische Spiele | Peking Nordische Kombination: Das deutsche Team im Olympia-Check

Stand: 31.01.2022 16:24 Uhr

Vor vier Jahren räumten die deutschen Kombinierer alle drei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen ab. Eine solche Ausbeute wäre in Peking eine Sensation, Medaillen könnte es aber geben.

Mit drei Goldmedaillen in drei Wettbewerben waren die deutschen Kombinierer 2018 in Pyeongchang die Goldhamster. Ein solches Ergebnis ist vier Jahre später unrealistisch, dafür ist die Konkurrenz und allen voran Dominator Jarl-Magnus Riiber aus Norwegen zu stark.

Riiber - der Top-Favorit

Dass Riiber nicht unschlagbar ist, zeigte die Generalprobe. Beim Seefeld-Triple stand der Norweger in drei Wettbewerben nur einmal ganz oben auf dem Siegertreppchen. "Wir gehen mit gutem Gefühl nach China. Wir haben Stockerlplätze erzielt, sogar einen Sieg und wir haben den Riiber geschlagen", frohlockte NoKo-Bundestrainer Hermann Weinbuch am Sonntag (30.01.2022).

Jener Riiber macht den Deutschen seit der Saison 2018/19 das Leben schwer. Seine Sprungstärke ist sein Trumpf. Nicht selten geht der 24-Jährige mit mehr als einer Minute Vorsprung in die Loipe. Der Sieg ist dann nur noch Formsache. Die Deutschen dagegen kämpften auf der Schanze immer wieder mit Rückschlägen und legten den Fokus deshalb auch unmittelbar vor dem Saisonhöhepunkt auf das Springen.

Der Sieg geht nur über das Springen

In Oberstdorf wurden vor dem Weltcup in Seefeld Sonderschichten eingelegt. Mit Erfolg. "Das Training hat Früchte getragen. Wir sind besser gesprungen und waren näher dran", konsternierte Weinbuch, der vor der Saison im Sportschau-Interview erklärt hatte: "Vor ein paar Jahren war das Laufen das Wichtigste, jetzt geht der Sieg nur noch über das Skispringen. Das ist einem Jarl Magnus Riiber geschuldet, der in Norwegen das Niveau eines Spezialspringers hat. Das Level ist dadurch so hoch, da müssen wir nachziehen."

Der Grundstein für die Medaillen wird auch in Peking auf der Schanze gelegt. Die deutschen Kombi-Asse müssen schauen, dass der Rückstand nicht zu groß ist, dann ist für Vinzenz Geiger, Eric Frenzel, Johannes Rydzek, Terence Weber und Julian Schmid einiges drin, denn läuferisch gehören die Deutschen traditionell zur Crème de la Crème in der Kombination.

Drei Weltcupsiege - Weber und Geiger schon ganz oben

Die größten Chancen auf Gold gibt es in der Staffel (Entscheidung am 17.02.2022). Die Detuschen sind neben Norwegen am stärksten in dieser Saison. Im Gesamtweltcup liegen die fünf deutschen Olympiafahrer in den Top-12.

Weinbuch hatte bei der Nominierung die Qual der Wahl, musste mit Manuel Faißt und Fabian Rießle zwei streichen, die in jeder anderen Nation sicher dabei gewesen wären. Beim einzigen Staffel-Wettbewerb in dieser Saison hatte Norwegen die Nase vorn, Deutschland musste sich mit Platz zwei begnügen. Nichts ist süßer als eine Revanche bei Olympischen Spielen.

Bei den beiden Einzelentscheidungen (9./15.02.2022) von der Normal- und der Großschanze ist aus deutscher Sicht aktuell vor allem mit Geiger zu rechnen. Nach einem kleinen Formtief ist der Oberstdorfer pünktlich in Schwung gekommen und verbuchte zwei Weltcupsiege. Goldkandidat Nummer 1 ist aber Riiber, gefolgt vom starken Österreicher Johannes Lamparter, der momentan Zweiter in der Gesamtwertung ist. Auch den Japaner Akito Watabe und die Norweger Espen Björnstad und Joergen Graabak muss man auf der Rechnung haben.

Frenzel und Rydzek - Routiniers mit Kämpferherz

Gespannt sein darf man, wie sich die beiden Routiniers Eric Frenzel und Johannes Rydezk schlagen. Beide sind immer für eine Medaille gut. Während Frenzel sein Ticket früh buchte, musste Rydzek lange zittern. Der einstige "Superman" kam nicht in Tritt und sprang quasi in letzter Sekunde auf den Zug auf. In der Loipe war Ryzek zuletzt immer eine der schnellsten, wenn es auf der Schanze passt, könnte Rydzek für einen Paukenschlag sorgen.

Für Frenzel sind es die vierten Olympischen Spielen. Dreimal gewann er er schon Gold im Einzel. Seine Sammlung komplettieren zweimal Bronze und einmal Silber mit dem Team. Vor seiner vierten Teilnahme ist Frenzel zwar nicht mehr der Topfavorit auf Platz eins, doch der 33-Jährige will auch in Peking alles dafür geben, um noch einmal ganz oben zu stehen. "Das innerliche Ziel ist es natürlich, Medaillen zu gewinnen. Am liebsten würde ich ganz oben stehen. Aber es kann viel passieren. Deswegen möchte ich einfach meine beste Leistung bringen", sagte Frenzel kurz vor dem Abflug.

Weber und Schmid - Youngster auf dem Weg nach oben

Terence Weber war die Entdeckung der Saison, feierte beim zweiten Weltcuprennen Ende November 2021 seinen ersten Weltcupsieg und schlüpfte sogar kurz in das Trikot des Gesamtführenden. Es war beeindruckend wie der 25-Jährige seine Teamkollegen Frenzel und Geiger in Schach hielt und auf die Plätze verdrängte. Dass der Sieg keine Eintagsfliege war, zeigte Weber mit regelmäßigen Plätzen in den Top Ten. Für einen weiteren Platz auf dem Podest reichte es nicht.

Auch Julian Schmid, in der Vergangenheit oft im Schatten von Geiger, Frenzel, Rydek und Rießle, lief auf das Podium. In Otepää landete er auf dem dritten Platz. Anschließend überzeugte Schmid die Trainer mit soliden, verlässlichen Leistungen. Noch ist er nicht der Schnellste und auch keiner, der das Tempo bestimmen kann, aber mit 22 ein Mann der Zukunft.