Nationalstadion Tokio

Sommerspiele in Tokio IOC ändert Regeln für Meinungsäußerungen bei Olympia

Stand: 02.07.2021 18:49 Uhr

Den Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) sind Proteste oder politische Meinungsäußerungen eingeschränkt gestattet. Wie das IOC bekannt gab, hat die Exekutive die umstrittene Regel 50 auf Empfehlung der IOC-Athletenkommission gelockert.

Demnach dürfen die Sportlerinnen und Sportler ihre Meinung unter anderem in der Interviewzone, bei Pressekonferenzen und Teambesprechungen, bei Interviews mit traditionellen und digitalen Medien sowie auf Social-Media-Kanälen frei äußern - sofern diese "im Einklang mit den Grundprinzipien der Olympischen Bewegung stehen, nicht direkt oder indirekt gegen Personen, Länder, Organisationen und/oder deren Würde gerichtet und nicht störend sind".

Damit könnten zum Beispiel Fußballer auch in Tokio vor Anpfiff eines Spiels auf ein Knie gehen - als Zeichen ihrer Unterstützung der Black-Lives-Matter-Bewegung und gegen rassistische Diskriminierung.

Verboten bleiben Meinungsäußerungen bei offiziellen Zeremonien wie Siegerehrungen oder bei der Eröffnungs- und Schlussfeier, auf dem Spielfeld und im Olympischen Dorf. Das bedeutet, dass zum Beispiel ein Protest mit erhobener Faust auf dem Podium wie bei der geschichtsträchtigen 200-Meter-Medaillenvergabe 1968 durch die Amerikaner Tommy Smith und John Carlos verboten bleibt.

Abweichendes Verhalten sieht harte Strafen vor

Wird ein Protest als störend oder als Verstoß gegen grundlegende olympische Prinzipien eingestuft, droht unter anderem die Disqualifikation oder die Aberkennung von Medaillen. "Von den Athleten wird erwartet, dass sie bei der Äußerung ihrer Meinung die geltenden Gesetze, die olympischen Werte und ihre Mitsportler respektieren. Es sollte anerkannt werden, dass jegliches Verhalten und/oder jegliche Meinungsäußerung, die Diskriminierung, Hass, Feindseligkeit oder das Potenzial für Gewalt, auf welcher Grundlage auch immer, darstellt oder signalisiert, im Widerspruch zu den Grundprinzipien des Olympismus steht", erklärte das IOC. Die neue Regelauslegung ist das Ergebnis eines Konsultationsprozesses mit rund 3500 Aktiven.

"Während die Richtlinien den Athleten neue Möglichkeiten bieten, sich vor den Wettkämpfen zu äußern, bewahren sie die Wettbewerbe auf dem Spielfeld, die Zeremonien, die Siegerehrungen und das Olympische Dorf. Das war der Wunsch einer großen Mehrheit der Athleten in unserer globalen Konsultation", sagte die Vorsitzende der IOC-Athletenkommission, Kirsty Coventry.