Olympia | Menschenrechte Menschenrechte: OK-Sprecherin spricht von "Lügen", IOC schweigt

Stand: 17.02.2022 07:05 Uhr

Eine Sprecherin des Organisationskomitees der Winterspiele in Peking hat die tägliche gemeinsame Pressekonferenz mit dem Internationalen Olympischen Komitee für fragwürdige politische Statements genutzt.

Yan Jiarong fiel dem IOC-Sprecher Mark Adams nach dessen Ausführungen über die Rolle der taiwanesischen Sportlerinnen und Sportler bei der Eröffnungsfeier der Winterspiele ins Wort und sagte: "Ich möchte betonen: Es gibt nur ein China in der Welt. Taiwan ist ein untrennbarer Bestandteil von China. Das ist weltweit anerkannt."

China politisiert und verbittet sich Politisierung

Ungeachtet ihrer Aussagen betonte Yan im Verlaufe der Pressekonferenz mehrfach, dass China jegliche Politisierung der Olympischen Spiele und des Sports ablehne.

Adams ließ die Ausführungen der Sprecherin zunächst unkommentiert und antwortete erst Minuten später auf Nachfrage, ob es sich bei dem Kommentar nicht um eine vom IOC unerwünschte politische Stellungnahme gehandelt habe, ausweichend.

"Unsere Sorge gilt allen 206 Nationalen Olympischen Komitees. Es gibt viele Sichtweisen auf viele Dinge in der Welt. Unser Job ist es, dass die Spiele stattfinden und ihre Magie entfalten können, und dass die Welt sich durch den Sport weiterentwickelt.“  

IOC kann sich nicht zu einer klaren Aussage durchringen

Im Verlauf der Pressekonferenz brachten weitere Äußerungen der OK-Sprecherin Adams in Bedrängnis und Erklärungsnot. Als das Thema Zwangsarbeit und die Einrichtung von Konzentrationslagern für Angehörige der uigurischen Minderheit in der Provinz Xinjiang zur Sprache kam, sagte Yan: "Solche Fragen basieren auf Lügen. Unsere Offiziellen haben solche falschen Darstellungen bereits zurückgewiesen und dies mit vielen Beweisen untermauert“. Die "sogenannte Zwangsarbeit“ in Xijiang sei eine von Interessengruppen verbreitete Lüge.

Adams bezeichnete die Aussagen als "Sichtweise von Madame Yan“, die "nicht relevant“ sei für das IOC. Allgemein formulierte er: "Wir sind sehr darum bemüht, Menschenrechte zu schützen innerhalb unserer Sphäre, den Olympischen Spielen.“ Für seine Weigerung, chinesische Menschenrechtsverletzungen zu benennen und zu thematisieren, wird das IOC vor allem in demokratischen Staaten seit Jahren scharf kritisiert.

China setzt Taiwan unter Druck

Die Existenz von Konzentrationslagern in Xinjiang halten Menschenrechtsorganisation und zahlreiche Länder für erwiesen. Mehrere Demokratien haben wegen der eklatanten Menschenrechtsverletzungen Chinas die Winterspiele in Peking diplomatisch boykottiert, darunter die USA, Großbritannien, Kanada, Neuseeland und Australien. Auch Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung waren nicht nach China gereist, der Begriff eines diplomatischen Boykotts wurde aber vermieden.

Die Existenz Taiwans erkennt China gemäß seiner sogenannten "Ein-China-Politik“ nicht an und setzt Staaten massiv unter Druck, die dies tun oder nur erwägen. Bei Olympischen Spielen müssen taiwanesische Athleten unter der olympischen Flagge von "Chinesisch Taipeh“ starten. Yan bezeichnete am Donnerstag das NOK Taiwans als "regionales Olympisches Komitee".

Jhy Wey Shieh, offizieller Repräsentant Taiwans in Deutschland, hatte sich in einem Sportschau-Interview enttäuscht vom IOC gezeigt. Er befürchte einen chinesischen Angriff auf Taiwan nach den Olympischen Spielen.