Olympia | Eisschnelllauf Eisschnelllauf: Pechstein im letzten Olympia-Rennen Neunte

Stand: 19.02.2022 12:55 Uhr

Claudia Pechstein hat sich von ihren mutmaßlich letzten Winterspielen achtbar verabschiedet. Im Massenstart-Finale kam die 49 Jahre alte Eisschnellläuferin auf Platz neun. Allein die Endlauf-Teilnahme war noch einmal ein Erfolg.

Fast 50 Jahre und kein bisschen müde: Claudia Pechstein hat zum Abschluss ihrer einzigartigen olympischen Karriere noch einmal im Finale gestanden. Im Massenstart-Rennen war sie am Samstag (19.02.2022) im National Speed Skating Oval in Peking als Neunte ohne Chance. Aber allein mit der Endlauf-Teilnahme hatte die deutsche Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier die Erwartungen übertroffen. Zudem erzielte sie das beste Ergebnis der deutschen Frauen in Peking. Der Frankfurter Felix Rijhnen und Michelle Uhrig aus Berlin hatten das Finale im Massenstart verpasst.

Schouten holt ihr drittes Gold

Olympiaisegerin in der "Lotterie" über 16 Runden, bei der eine Gesamtwertung aus Zwischensprints und gelaufener Zeit entscheidet, wurde die Niederländerin Irene Schouten. Silber ging an Ivanie Blondin aus Kanada, die Italienerin Francesca Lollobrigida wurde Dritte. Für Schouten war es das dritte Gold in Peking - nach ihren Siegen über 3.000 und 5.000 Meter.

Pechstein verabschiedet sich mit "Bauchklatscher"

Pechstein hat ihren Rücktritt noch nicht erklärt, aber das Massenstart-Finale war mutmaßlich ihr letztes Olympia-Rennen - bei ihrem achten Start bei Winterspielen. In ihrer 30 Jahre währenden Olympia-Karriere hat sie neun Medaillen gewonnen, davon fünf goldene.

Am kommenden Dienstag (22.02.2022) wird Pechstein 50 Jahre alt. Dass sie es in diesem Alter überhaupt noch einmal zu Olympia geschafft hat, ist aller Ehren wert. Sie "gönnte" sich im Endlauf noch eine gewonnene Zwischenwertung, konnte das hohe Tempo danach aber nicht mehr mitgehen. Abschied von der ganz großen Bühne nahm sie nach dem Rennen schließlich mit einem übermütigen "Bauchklatscher" auf dem Eisoval.

Frage nach Karriereende offen

"Ich bin total happy", sagte Pechstein dem ZDF. Die Frage nach ihrem Karriereende ließ sie erneut unbeantwortet. "Ich möchte erstmal meine Saison ordentlich beenden und im Weltcup noch mal vor Publikum laufen", sagte sie und begründete ihre ausweichende Antwort damit, dass sie eigentlich schon mal aufhören wollte - vor 20 Jahren. Sie schließe nichts aus.

Das deutsche Team hatte Pechstein als Anerkenung für 30 Jahre in der Weltelite eine Sammlung von neun Medaillen um den Hals gehängt, mit der sie für die Kameras posierte.

Uhrig stürzt nach Schubser im Halbfinale

Im Halbfinale hatte sich Pechstein im Getümmel der 14 Läuferinnen lange Zeit fast ganz am Ende des Feldes aufgehalten und beobachtet, wie sich ihre Konkurrentinnen beharkten. Erst in der 13. von 16 Runden startete sie eine Attacke. Den herausgelaufenen Vorsprung konnte sie zwar nicht ins Ziel bringen. Als Siebte schaffte sie aber dennoch den Sprung ins Finale.

Michelle Uhrig hatte im zweiten Halbfinale bereits zwei Sprintpunkte gesammelt, als sie in einen Sturz verwickelt wurde. Nachdem sie sich wieder aufgerappelt hatte, beklagte sich Uhrig lautstark darüber, dass Boreum Kim sie geschubst hatte. Doch die Kampfrichter erkannten bei der Auswertung des Videos keinen Regelverstoß. Die Südkoreanerin zog in den Endlauf ein, Uhrig wurde Elfte und musste zusammenpacken.

Männer-Finale ohne deutsche Beteiligung

Felix Rijhnen war in seinem Halbfinale ohne Chance. Er sammelte keine Sprint-Punkte und belegte zunächst den 14. und vorletzten Platz. Wegen eines Regelverstoßes wurde er im Nachgang sogar noch disqualifiziert.

Rijhnen war der einzige deutsche Starter bei den Männern. Den Olympiasieg holte sich Europameister Bart Swings aus Belgien vor den beiden Südkoreanern Jae Won Chung und Seung Hoon.

Rijhnen will auch dem Skaten treu bleiben

Der 31 Jahre alte Rijhnen, der vom Inlineskaten kommt, hatte über 5.000 Meter sein erstes olympisches Rennen bestritten und in 6:19,86 Minuten den 13. Platz belegt. Nach seiner ersten Olympia-Teilnahme zog der zweimalige Inline-Weltmeister dennoch ein positives Fazit. "Für mich war Olympia insgesamt eine sehr positive Erfahrung. Alles, was ich hier erlebt habe, war spannend, aufregend und hat mich zutiefst beeindruckt." Dem Skaten will er auch in Zukunft treu bleiben. "Ich habe vor, das parallel zu machen. Das hat ja letztes Jahr schon gut funktioniert. Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte", sagte er.

Deutsche Eisschnellläufer zum dritten Mal nacheinander ohne Medaille

Die deutschen Eisschnellläufer blieben in Peking ohne Medaille - zum dritten Mal nach den Winterspielen 2014 und 2018. Der siebte Platz von Patrick Beckert aus Erfurt über 10.000 Meter war das beste Ergebnis für die Deutsche Eisschnelllauf- und Shorttrack-Gemeinschaft (DESG) .