Vor den Olympischen Spielen Tokio droht neuer Notstand - Zuschauer-Verbot möglich

Stand: 07.07.2021 16:53 Uhr

Die Infektionszahlen in Tokio ziehen wieder deutlich an. Das setzt die Verantwortlichen kurz vor den Olympischen Spielen unter Druck. Ein neuer Notstand und Fan-Ausschluss scheinen möglich.

Keine drei Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele plant die japanische Regierung, Tokio wegen erneut steigender Infektionszahlen wieder unter Corona-Notstand zu stellen. Das berichtete die japanische Nachrichtenagentur "Kyodo" unter Berufung auf informierte Kreise. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Spiele in Tokio ohne Zuschauer über die Bühne gehen werden.

"Infektionen in Tokio tendieren nach oben, und wir werden jede notwendige Maßnahme ergreifen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen", sagte Ministerpräsident Yoshihide Suga bei einer Kabinettssitzung und kündigte für diesen Donnerstag (08.07.2021) eine Entscheidung an.

Möglicher Notstand wäre vierter für Tokio

Die Corona-Neuinfektionen in der Millionen-Hauptstadt des Landes stiegen am Mittwoch auf den höchsten Stand seit fast zwei Monaten. Die Stadtverwaltung meldete 920 neue Infektionsfälle. Das ist der höchste Stand an Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden seit dem 13. Mai, als die Olympiastadt 1.010 Fälle verzeichnet hatte.

Damit liegt die Zahl der Neuinfektionen seit 18 Tagen jeweils über dem Wert des gleichen Tages der Vorwoche. Der geplante neue Corona-Notstand wäre bereits der vierte für Tokio und wird laut "Kyodo" möglicherweise bis zum 22. August verhängt werden, also bis weit nach Ende der Spiele.

Olympia als "Superspreader"-Event?

Viele Menschen in Japan fürchten, dass die Spiele zu einem sogenannten "Superspreader"-Event werden könnten. Japans Olympia-Macher und das Internationale Olympische Komitee betonten bisher immer, dass alles "sicher" ablaufen werde. Tokio befindet sich derzeit noch bis zum 11. Juli in einem Quasi-Notstand, nachdem am 20. Juni der Notstand mit strengeren Regeln nach rund zwei Monaten aufgehoben worden war.

Eine Entscheidung über die weiterhin strittige Frage der Zulassung von Fans bei den Spielen wollen Japans Organisatoren gemeinsam mit der Zentralregierung, der Stadtverwaltung von Tokio sowie dem IOC und dem Paralympischen Komitee treffen.

DOSB-Vorstandschefin Rücker: "Wird kein zweites Wembley geben"

"Es wird in Tokio kein zweites Wembley geben", sagte nun DOSB-Vorstandschefin Veronika Rücker in Anspielung auf die Fußball-EM, deren Halbfinale und das Endspiel in London ausgetragen werden. Sie betonte: "Wir begrüßen es sehr, dass die Gastgeber diese Frage laufend an die aktuelle Pandemie-Situation anpassen. Im Mittelpunkt steht der Schutz unserer Athletinnen und Athleten (...) und der japanischen Bevölkerung." Momentan gilt noch ein Limit von 10.000 Zuschauern oder der Hälfte der Kapazität jedes Veranstaltungsortes - unter Vorbehalt.

Japanische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, dass die Eröffnungszeremonie im Olympiastadion am 23. Juli sowie ein Teil der Wettkämpfe wahrscheinlich unter Ausschluss von Zuschauern stattfinden werden.

Am Mittwoch meldete "Kyodo", dass die Spiele zumindestens an Wettkampfstätten im Stadtgebiet von Tokio wahrscheinlich ohne Fans abgehalten werden. Einige Sportarten sollen auch außerhalb Tokios stattfinden.