Biathlon | Olympia Biathlon: DSV-Männer im Olympia-Check mit Arnd Peiffer

Stand: 26.01.2022 18:00 Uhr

Zwei Siege, Podestplätze mit der Staffel und Top-Ten-Ergebnisse - die Biathleten präsentieren sich vor den Olympischen Spielen in aufsteigender Form. Was ist in Peking von den deutschen Biathleten zu erwarten? Der Sportschau-Olympia-Check mit Arnd Peiffer.

Obwohl die Saison für die deutschen Männer nicht durchgehend berauschend verlief, reisen sie mit durchaus berechtigten Medaillenambitionen nach Peking. Vor allem Benedikt Doll, Johannes Kühn und Erik Lesser könnten für eine Überraschung sorgen.

Grund für den großen Optimismus ist der spürbare Aufwärtstrend, den die Skijäger Kühn und Doll mit ihren Weltcupsiegen zeigten. Hoffnung machen auch die Leistungen von Routinier Lesser und Youngster David Zobel. "Wundertüte" Philipp Nawrath und Roman Rees hatten immerhin ihr Potenzial schon aufblitzen lassen. Die deutschen Biathleten im Sportschau-Check.

Benedikt Doll - Formkurve passt

Benedikt Doll hat sich rechtzeitig vor dem Saisonhöhepunkt mit Selbstvertrauen vollgetankt. Nach vier Top-15-Platzierungen war er beim Weltcup in Ruhpolding Sprintzweiter geworden und hatte endlich wieder einmal die "Null" gerissen. Bei der Generalprobe in Antholz zeigte der 31-Jährige im Massenstart dann, dass er zudem genug Körner hat, um auch ganz oben zu stehen.

"Benni ist in der Lage, aufs Podium zu laufen. Benny ist in der Lage, Rennen zu gewinnen", unterstreicht deshalb Sportschau-Experte Arnd Peiffer. Dafür müssten aber Ski, Trefferleistung, Laufleistung und Tagesform zusammenpassen. "Das Schöne ist, dass er nicht der einzige Deutsche ist, für den das gilt," so Peiffer.

Johannes Kühn - gute Schießleistung

Denn Teamkollege Johannes Kühn hatte sich mit den Plätzen eins, vier und sechs schon in guter Olympia-Form gezeigt. Peiffer glaubt, dass der 30-Jährige, "für viele Außenstehende etwas überraschend" Sprintsieger von Hochfilzen, bei den Winterspielen ganz vorne mitmischen kann.

"Er hat in diesem Jahr eine sehr hohe Schießleistung im Liegendanschlag und stehend häufiger gute Ergebnisse gehabt und gute Sprintrennen." Die Zwangspause nach einer Coronainfektion habe ihn "leider etwas aus dem Rhythmus gebracht". Danach musste sich der Oberbayer bei der Generalprobe in Antholz, bei der er immerhin 19. wurde, an seine Form herantasten. Dennoch sagt Peiffer: "Ich sehe ihn als Teil des starken deutschen Teams, der in der Lage ist aufs Podest zu laufen."

Erik Lesser - in absoluter Olympiaform

Routinier Erik Lesser, der mit seiner Laufform nicht immer glücklich war, hat sich dagegen "richtig reingekämpft", so Peiffer. "In den Staffeln hat er von Anfang an immer Top-Leistungen gezeigt als Startläufer, in den Einzelrennen hat es noch nicht so ganz funktioniert."

Das erste Ausrufezeichen konnte er mit Platz zehn im französischen Annecy setzen. Ein deutlicher Aufwärtstrend war dann in Oberhof zu sehen, wo er beim Heimweltcup sogar kurz von seinem ersten Podestplatz nach 13 Monaten Durststrecke träumen durfte. "Mit der Erfüllung der Olympianorm und danach noch zwei sechsten Plätzen in Ruhpolding, da hat auch die Formkurve die richtige Richtung gehabt", analysiert Peiffer: "Das passt gerade ziemlich gut bei ihm. Für mich ist er auch in absoluter Olympiaform."

Philipp Nawrath - der die Mannschaft verstärkt.

Philipp Nawrath hatte dagegen gleich beim Saisonstart mit dem sechsten Platz in Östersund die Olympianorm geschafft. "Dann war er so ein bisschen eine Wundertüte," sagt Peiffer. Vor allem beim Stehendschießen lief es für ihn mal gut, mal schlecht. In Hochfilzen konnte er mit Platz acht im Sprint glänzen. In Oberhof enttäuschte er als 51.. In Ruhpolding gab es mit Platz 15 im Verfolger wieder einen Lichtblick.

Und Nawrath begeisterte in der Staffel: "Eine grandiose Leistung als Schlussläufer der Staffel in Ruhpolding," bescheinigte ihm Peiffer nach dem zweiten Platz. Allerdings sei er "ein sehr wechselhafter Athlet. Aber die Laufform hat gepasst. Für Peiffer ist "die Basis im Biathlon: Wenn man einen guten Tag am Schießstand erwischt, kann man auch vorne reinlaufen." Für den Olympiasieger steht deshalb fest: Nawrath ist "wieder einer, der unsere Mannschaft verstärkt."

Roman Rees - Potenzial auf den Langdistanzen

Roman Rees wollte die Plätze fünf und sechs in der Saison nicht als Maßstab nehmen. Denn seine Top-Platzierungen von Oberhof konnte der 28-jährige Schwarzwälder nicht wiederholen. Das Platzierungspendel zeigte in der laufenden Saison auch Plätze jenseits der Top 30 an.

Dennoch sieht ihn Peiffer gerade auf den langen Distanzen mit viel Potenzial: Beim "Zwanziger, mit einer guten Schießleistung kann er auch vorne reinlaufen, das hat er letztes Jahr zur WM gezeigt." Er habe dort einen tollen Einzel gemacht. Peiffer ist insgesamt bei der Männermannschaft ziemlich optimistisch. "Weil da richtig Potenzial gerade da ist und alle auch ihre Erfolgserlebnisse schon hatten."

David Zobel - der Senkrechtstarter

Youngster David Zobel ist der Senkrechtstarter im Team. In Ruhpolding war er bei seinem erst vierten Weltcup-Einsatz im Verfolger auf Platz zehn gestürmt und hatte so die halbe Olympia-Norm erfüllt. "David hat sich ja über tolle Leistungen in Ruhpolding in das Olympiateam reingelaufen," lobt Peiffer und erklärt, dass Zobel trotz halber Norm auch nominiert wurde, weil er im Rennen die "fünfte Nettozeit" aufwies. Zudem zeigte er mit 19 Treffern ein fast perfektes Schießen.

Bei der Generalprobe in Antholz zahlte er allerdings kurz nach der Berufung ins Peking-Team mit vier Strafminuten im Einzel Lehrgeld. Frisches Selbstvertrauen holte er sich dann aber gleich wieder mit Platz drei in der "Ersatz"-Staffel ab. "Er hat ein tolles Staffelrennen in Antholz gemacht und das ist ganz wichtig, weil wir dann noch einen Ersatzmann haben, der auch in der Staffel laufen könnte." Ob er zum Einsatz kommt, bleibt natürlich offen. Wichtig sei, "wir haben noch einen auf der Ersatzbank, der auch konkurrenzfähig ist.

Staffel - alle Voraussetzungen für eine Medaille

In Ruhpolding hatte die Staffel nach einer starken Aufholjagd Platz zwei eingefahren. In Antholz ging es ebenfalls aufs Podest. "Ich traue ihnen zu, dass sie um die Medaillen mitkämpfen," sagt Peiffer. Doch die Konkurrenz ist stark. Neben Norwegen, Schweden und Russland sollte man auch Frankreich auf dem Zettel haben. "Man muss, um eine Medaille zu gewinnen, wirklich starke Teams schlagen." Optimistisch ist Peiffer dennoch, weil "unser Team läuferisch gerade so stark ist." Sein Fazit: "Da sind alle Voraussetzungen gegeben, um eine Medaille zu gewinnen."