Franziska Brausse, Lisa Brennauer, Lisa Klein und Mieke Kroeger bei der Medaillenzeremonie

Bahnrad-EM in München Doppel-Gold für Deutschland: Bahnrad-Fahrerinnen schlagen zu

Stand: 12.08.2022 21:04 Uhr

Die deutschen Bahnradfahrerinnen haben bei den European Championships in München Gold im Doppelpack gewonnen. Zunächst schnappte sich der Vierer in der Mannschaftsverfolgung den Sieg. Wenig später machten es ihnen die Teamsprinterinnen nach.

Von Christian Kerber und Olaf Jansen

Das Trio mit Emma Hinze, Pauline Sophie Grabosch und Lea Sophie Friedrich schlug im Oval der Messe München die Niederlande, die bei der EM 2021 noch vorne gelegen hatte, souverän. Damit bestätigten die Olympia-Zweiten von Tokio 2021 ihre Favoritenrolle. Dritter wurde Polen. Grabosch sagte: "Es war eine Super-Teamleistung, wir konnten uns gut auf die international ungewohnte 200-Meter-Bahn einstellen. Es war sehr schön, so kann es weitergehen." Friedrich berichtete: "Wir konnten zuletzt in Augsburg noch einmal die Wechsel auf einer kurzen Bahn üben. Das hat sich ausgezahlt."

Weltmeisterin Emma Hinze fuhr mit viel Unterstützung: "Meine Familie und meine Freunde sind da, auch meine alte Klassenlehrerin und mein Manager. Wenn man weiß, dass einem alle zuschauen, die sonst vielleicht nur vor dem Fernsehen sitzen können, ist das auf jeden Fall eine große Motivation." Hinze startet auch noch im Keirin und bereits am Samstag im 500-Meter-Zeitfahren. Die Cottbuserin könnte sich wie schon bei der WM 2020 in Berlin dreimal Gold umhängen.

Vierer überholt Italien und triumphiert

Zuvor hatte der Vierer für große Freude und emotionale Momente gesorgt. Die Olympiasiegerinnen Lisa Brennauer, Franziska Brauße, Mieke Kröger und Lisa Klein sicherte sich nach einem packenden Finallauf gegen Italien Gold. Dabei holte das 2021 als deutsche "Mannschaft des Jahres" gekürte Quartett einen Rückstand auf und gewann in einem Herzschlag-Finale. Bronze ging an Frankreich.

Lisa Brennauer, die nach den Championships ihre Karriere beenden wird, sagte der ARD: "Die Freude ist so groß. Das Publikum hat uns so angefeuert, es war eine tolle Atmosphäre, ich hätte es mir nicht besser vorstellen können." Lisa Klein, die zuvor eine Corona-Erkrankung überwinden musste, schilderte ihre Gedanken: "Oh, oh, das wird das längste Rennen meines Lebens. Ich weiß gar nicht, wie ich es ins Ziel geschafft habe. Aber wir haben es geschafft, wir haben es geschafft."

Brennauer: "Das macht den Abgang nicht leichter"

Mieke Kröger, die erneut viel Tempo machte, erzählte vom Rückstand am Anfang: "Ich habe einfach nur unseren Bundestrainer ausrasten sehen, und das habe ich dann interpretiert: 'Fahr schneller!'". Franziska Brauße meinte zur Rolle von Brennauer (34): "Wir haben eine ganz besondere Mischung aus Spaß und Ernst. Lisa hält den Laden zusammen. Sie gibt ihre Erfahrung immer weiter. Sie wird ganz schön fehlen." "Das ist total schön zu hören, das macht den Abgang nicht leichter. Danke für die tolle Zeit mit Euch", antwortete Brennauer.

Männer-Vierer verpasst Bronze

Bei den Männern ging die deutsche Equipe im Kampf um Bronze in der Mannschaftsverfolgung leer aus. Tobias Buck-Gramcko, Nicolas Heinrich, Theo Reinhardt und Leon Rohde unterlagen Großbritannien. Rang vier ist dennoch eine gute Leistung für den Außenseiter. Den EM-Titel sicherte sich Frankreich vor Dänemark.

Männer-Sprinterteam auf Rang fünf

Im Teamsprint der Männer belegte Deutschland mit Maximilian Dörnbach, Nik Schröter und Marc Jurczyk Rang fünf. Gold ging an Favorit Niederlande, das im Finale Frankreich besiegte. Bronze holte sich Großbritannien.

Böser Sturz Großbritanniens

Einen bösen Sturz erlebte das Team Großbritannien im Teamsprint der Frauen. Sophie Capewell und Emma Finucane kollidierten auf der Geraden nach der ersten Runde ihres Drei-Runden-Laufs. Beide Fahrerinnen schlugen hart auf der Bande auf, konnten die Strecke aber zur Erleichterung der Zuschauer, die sie mit einem kräftigen Applaus bedachten, schließlich aus eigener Kraft verlassen.

Scratch: Teutenberg verpasst Top Ten

Im nicht-olympischen Scratch-Rennen der Frauen über zehn Kilometer verpasste Lea Lin Teutenberg auf dem 15. Platz die Medaillenränge deutlich. Die Norwegerin Anita Steinberg gewann vor Jessica Roberts (Großbritannien) und Nikola Wielowska (Polen).

Punktefahren: Kluge knapp am Podium vorbei

Im Punktefahren der Männer über 40 Kilometer fuhr Roger Kluge nur knapp am Podest vorbei. Der Eisenhüttenstädter kam auf 104 Punkte, das bedeutete Platz vier. Erneut jubeln durfte der Franzose Benjamin Thomas. Nach dem Triumph in der Mannschaftsverfolgung setzte sich der Favorit auch auf der Punktefahrt mit 135 Zählern durch. Dahinter lagen Robbe Ghys (Belgien/123 Punkte) und Vincent Hoppezak (Niederlande/113 Punkte).