Marcell Jansen, Aufsichtsrats-Vorsitzender des HSV

Hamburger SV Jansen begrüßt Wüstefeld-Rücktritt: "Beste Entscheidung für den HSV"

Stand: 29.09.2022 19:49 Uhr

Aufsichtsrats-Chef Marcell Jansen hat den Rücktritt des Finanzvorstands und Aufsichtsrats-Mitglieds Thomas Wüstefeld beim Hamburger SV begrüßt. Jansen will auch erneut über das 120-Millionen-Euro-Angebot von Investor Klaus-Michael Kühne reden.

"Es ist jetzt die beste Entscheidung für den HSV", sagte Jansen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Volksparkstadion über den Rücktritt von Wüstefeld. Der 36-Jährige wollte sich nicht im Detail zu den zahlreichen Vorwürfen gegen den Medizinunternehmer äußern und denkt auch nicht an einen eigenen Rücktritt. "Es waren sechs Leute, die ihn als Feuerwehrmann in das operative Geschäft entsendet haben. Das war nicht meine alleinige Entscheidung", sagte Jansen.

Wüstefeld weist Vorwürfe zurück

Wüstefeld hatte dem Aufsichtsrat seine Entscheidung am Mittwochabend bereits vor einer kurzfristig angesetzten Sitzung mitgeteilt. Gegen den 53-Jährigen wurden zuletzt immer mehr Vorwürfe wie Millionenforderungen gegen seine Firmen, Betrugsvorwürfe anderer Unternehmer oder Zweifel an seinen Doktor- und Professor-Titeln laut. Wüstefeld weist alles zurück.

In seiner Funktion als Finanzvorstand hatte er zuletzt versucht, die Stadt Hamburg als Bürgen für das Millionen-Darlehen des HSV-Hauptsponsors HanseMerkur für die dringend nötige Stadionsanierung im Hinblick auf die EM 2024 zu gewinnen und war gescheitert.

Auch Jansen wehrte sich am Donnerstag gegen den Vorwurf, zu lange an dem Finanzvorstand festgehalten und eine zu große persönliche Nähe zu ihm gepflegt zu haben. "Erst mal ist es immer wichtig, dass ein Verein hinter seinen Leuten steht. Und dann gibt es immer auch eine Unschuldsvermutung", sagte der frühere Profi des HSV und des FC Bayern. Vorerst wird Sportchef Jonas Boldt als alleiniger Vorstand die HSV-Geschäfte leiten.

"Wir werden die lange Pause nutzen, um die ersten Weichen zu stellen."
— Marcell Jansen, HSV-Aufsichtsrats-Vorsitzender

Ein Nachfolger für Wüstefeld soll erst während der WM-Pause im November und Dezember gesucht werden. Der Aufsichtsrats-Chef des HSV deutete auch an, die zahlreichen Vorwürfe gegen Wüstefeld nicht mehr weiter untersuchen zu wollen. Bei den vom "Hamburger Abendblatt" recherchierten Zweifeln an seinen akademischen Titeln habe Wüstefeld einzelnen Mitgliedern des Gremiums Unterlagen vorgelegt.

"Es haben Prüfungen stattgefunden von Leuten, die den Background dafür haben", sagte Jansen. "Das zu beurteilen wäre Aufgabe des Aufsichtsrats gewesen. Aber dazu ist es nicht mehr gekommen." Wüstefeld sei dem "mit seinem Rücktritt zuvorgekommen".

Jansen will über Kühne-Angebot reden

Jansen deutete an, möglicherweise doch auf das 120-Millionen-Euro-Angebot von Milliardär und Investor Kühne eingehen zu wollen. "Unser Wunsch ist es, mit allen Gesellschaftern zu sprechen", sagte der frühere Nationalspieler. Er kündigte weitere Gespräche an und meinte: "Wir wären ja bescheuert, wenn wir da nicht weiter am Ball und mit Herrn Kühne in Kontakt bleiben würden."

Zunächst hatte der Chef des Kontrollgremiums die Offerte abgelehnt, da Kühne eine Aufstockung seiner Anteile an der HSV Fußball AG von derzeit rund 15 auf 39,9 Millionen Euro gefordert hatte. Nach dem ersten Gespräch mit dem 85 Jahre alten Milliardär könnte Bewegung in die Sache gekommen sein, ließ Jansen durchblicken, und Kühne gesprächsbereit sein. Hinzu kommt nun, dass ein Ausscheiden Wüstefelds immer eine Bedingung des Unternehmers für seine Sonderinvestition war.

Wüstefeld Gesellschafter der HSV Fußball AG

Laut Satzung darf der HSV allerdings nicht mehr als die fast komplett veräußerten 24,9 Prozent AG-Anteile vergeben. Trotz dieses Schrittes ist Wüstefeld bei dem Traditionsclub noch nicht Geschichte. Der 53-Jährige ist mit 5,11 Prozent Aktienanteilen Gesellschafter der HSV Fußball AG.

Die Anteile hatte Wüstefeld Kühne abgekauft, sieht sich von dem Logistik-Unternehmer allerdings getäuscht und würde gerne den Preis nachverhandeln. Beide Parteien liegen im Clinch. Es ist kein Geheimnis, dass Kühne ebenso wie Boldt kein Freund Wüstefelds ist.

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Sportclub | 02.10.2022 | 22:50 Uhr