Fußball-EM "Wir sind Masochisten": Friseur-Debatte belastet Schweiz

Stand: 17.06.2021 13:27 Uhr

Nach dem enttäuschenden 0:3 gegen Italien sind im Schweizer Lager die neuen Frisuren einiger Spieler weiter hitziges Debatten-Thema. Coach Vladimir Petkovic wehrt sich gegen Kritik, muss aber auch sportlich Fehler eingestehen. Die Hoffnungen liegen auf dem Gruppenfinale.

Die Debatten über die Frisuren seiner Spieler wollte Vladimir Petkovic gar nicht erst zulassen.

"Wir müssen aufpassen" forderte der Schweizer Fußball-Nationalcoach angesprochen auf die tagelangen Diskussionen um die frisch blondierten Haare von Granit Xhaka und Manuel Akanji. "Ob jemand das so oder so macht, das geht auch in Richtung Menschenrechte. Wir haben alle Maßnahmen getroffen", sagte Petkovic nach dem enttäuschenden 0:3 (0:1) gegen Italien im zweiten EM-Spiel zu dem Vorwurf, durch den Besuch eines Friseurs im Teamquartier in Corona-Zeiten sei zu viel Unruhe entstanden.

Die Affäre um die neuen Frisuren des Dortmunders Akanji und des Ex-Gladbachers Xhaka hatte die Schweizer tagelang beschäftigt - und war auch nach dem schwachen Auftritt in Rom noch einmal hochgekocht. "Wir sind ein bisschen Masochisten, dass wir immer wieder solche Geschichten provozieren", klagte Petkovic im SRF über die Debatten um das Team, die auch die Spiel-Vorbereitung gestört haben dürften.

Schweiz vor Türkei-Partie unter Druck

Gegen Italien konnte die Schweizer Elf nach dem unglücklichen 1:1 zum EM-Auftakt gegen Wales jedenfalls zu keinem Zeitpunkt mithalten, das musste auch Petkovic zugeben. "Jeder von uns hat Fehler gemacht und war nicht auf dem Level von 100 Prozent", sagte der 57-Jährige. "Sonst wären wir heute mit einem anderen Resultat rausgekommen."

Dabei waren die Eidgenossen nach zuletzt zwei Achtelfinal-Teilnahmen bei der EM 2016 und der WM 2018 mit großen Erwartungen zum Turnier gereist. Die große Generation um die Ex-Bundesliga-Profis Xherdan Shaqiri und Xhaka und mit zahlreichen Spielern auch von wichtigen deutschen Clubs wollte endlich einmal über die erste K.o.-Runde hinauskommen. Und möglich ist das trotz der Pleite immer noch.

Dafür braucht die Schweiz in jedem Fall einen Sieg im Gruppenfinale gegen die bislang punktlose Türkei am Sonntag in Baku. "Das Spiel ist unsere letzte Chance auf das Weiterkommen", sagte Shaqiri. "Wir müssen uns steigern, das ist klar." Und auch Petkovic hofft trotz der Enttäuschung in Rom und aller Debatten noch auf die K.o.-Runde: "Wenn wir das Entscheidungsspiel gegen die Türkei gewinnen, dann haben wir eine große Chance, auch ins Achtelfinale zu kommen", sagte er.