Großer Preis von Belgien XXL-Wartezeit in Spa: Verstappen gewinnt Formel-1-Regenchaos

Stand: 29.08.2021 18:59 Uhr

Spa 2021 geht in die Formel-1-Geschichtsbücher ein. Wegen Dauerregens muss stundenlang auf einen Rennstart gewartet werden. Eine extrem abgespeckte Version des Grand Prix gewinnt schließlich Max Verstappen.

Der Starkregen fiel ohne Unterlass, doch die Formel 1 wollte mit aller Macht ein verspätetes Rennen sehen - und Max Verstappens Sieg im Sprühnebel von Spa wurde zur Farce. Im Schleich-Tempo hinter dem Safety Car entschied der Niederländer im Red Bull nach lediglich drei Runden den ersten Grand Prix nach der Sommerpause für sich. Mehr als dreieinhalb Stunden nach dem ursprünglich angesetzten Rennstart wurde Mercedes-Pilot Lewis Hamilton als Dritter gewertet und verteidigte die WM-Führung.

Vettel in der Gischt auf Rang fünf

In der Ardennen-Dusche bescherte George Russell dem Williams-Team nach seinem sensationellen zweiten Platz in der Qualifikation ein fast schon vergessenes Erfolgserlebnis. Da hinter dem Safety Car nur eine Mindestrundenzahl absolviert werden konnte, gab es auch nur die halbe Punktzahl. Somit führt Hamilton (202,5 Punkte) hauchdünn vor Verstappen (199,5) das WM-Klassement an. Aston-Martin-Pilot Sebastian Vettel kurvte in der Gischt von Belgien als Fünfter über die Ziellinie, Mick Schumacher belegte im Haas Position 16.

Eine vergleichbare Mini-Version eines Grand Prix hatte es 1991 in Adelaide gegeben, als ebenfalls wegen Regens schon nach 14 Runden Schluss war. Im belgischen Stillstand vertrieb sich das Formel-1-Personal die Wartezeit mit Social-Media-Aktivitäten, Kartenspielen oder leichten Fitness- und Koordinationsübungen.

Nach neun Minuten ist Schluss

Jubel unter den 75.000 wacker ausharrenden Fans brach aus, als der Rennstart schließlich für 18.17 Uhr angesetzt wurde. Nur neun Minuten später wurden aber erneut Rote Flaggen geschwenkt. Verstappen & Co. fuhren nicht mehr auf den Asphalt. Der Niederländer feierte somit seinen 16. Grand-Prix-Erfolg.

Das Wetter sorgte für Riesenkonfusion. Nicht erst am Renntag. In der Qualifikation erwischte es McLaren-Fahrer Lando Norris, der nach der legendären Kurve Eau Rouge in die Streckenbegrenzung krachte. Der Wagen des Briten wurde schwer beschädigt, der 21-Jährige selbst trug nur eine Prellung am Ellenbogen davon. Nach einem Getriebewechsel und einer Strafversetzung wollte Norris als 14. ins Rennen starten.

Vettel sicherte sich mit Position fünf seinen besten Startplatz der Saison. Nach der Aberkennung von Rang zwei vor der Sommerpause in Ungarn wegen einer zu geringen Treibstoffmenge im Tank war der Hesse entschlossen, sein Punktekonto aufzubessern.

Rote Flaggen dominieren Rennen

Der Regen fiel aber unaufhörlich und es wurde immer dunkler. Als längstes Rennen der Formel-1-Geschichte wird Kanada gewertet. 4:04:39.537 Stunden steht in den offiziellen Ergebnislisten der Motorsport-Königsklasse. Geschehen am 12. Juni 2011 im kanadischen Montréal, als das Rennen wegen Regens zwischenzeitlich mehr als zwei Stunden unterbrochen worden war.

Noch vor dem geplanten Rennstart in Spa um 15.00 Uhr, traf es Verstappens Teamkollegen Sergio Perez. Der Mexikaner demolierte sich bei einem Einschlag die Vorderradaufhängung seines Red Bull. Da sich der Start so heftig verzögerte, konnte er nach der Reparatur aber doch noch aus der Boxengasse starten.

"Ich kann echt nichts sehen", meinte Hamilton nach den 25 Minuten Wartezeit, als die Piloten hinter dem Safety Car doch auf die Formationsrunde gingen. Um 15.31 Uhr wurden jedoch Roten Flaggen gezeigt, die Autos kehrten wegen gefährlicher Streckenbedingungen an die Box zurück. Nun war wieder Warten angesagt.

Verschiebung auf Montag keine Option

Eine Verschiebung auf Montag - wie es sie in der Geschichte der Formel 1 schon gegeben hat - kam nicht infrage, da bereits am kommenden Sonntag im niederländischen Zandvoort der nächste Grand Prix angesetzt ist und der Tross weiterziehen muss.

Die Frage war nun: Kann der Grand Prix seine Drei-Stunden-Frist einhalten, innerhalb derer das Event über die Bühne gehen muss, um zumindest teils auch gewertet zu werden? Die Uhr tickte. "Im Moment sieht es echt schlecht aus, einfach weil es soviel regnet", sagte Haas-Fahrer Schumacher, dessen Vater Michael vor 30 Jahren in Belgien sein Formel-1-Debüt gefeiert hatte.

Drei-Stunden-Frist vorübergehend ausgesetzt

Die Rennkommissare setzten schließlich die Drei-Stunden-Frist wegen höherer Gewalt vorübergehend aus, um Handlungsspielraum zu gewinnen und zumindest 60 Minuten fahren zu lassen. An eine volle Punktzahl für die Fahrer war längst nicht mehr zu denken. Halbe Punkte gibt es, wenn der Führende mehr als zwei Runden, aber weniger als 75 Prozent der Renndistanz absolviert. In Spa werden regulär 44 Runden á 7,004 Kilometer gefahren.

"Die Strecke ist eigentlich gar nicht so schlecht, aber wenn man hinter jemandem fährt, sieht man einfach nichts mehr", beschrieb Alan van der Merwe, Fahrer des Notarztwagens, die Krux. Dann kamen Kehrmaschinen auf den Asphalt, um das stehende Wasser zu entfernen. Und es ging tatsächlich los! Es war dann aber auch schnell wieder vorbei - mit dem besten Ergebnis für Verstappen.