Sebastian Vettel winkt ins Publikum

Formel 1 in Abu Dhabi Vettel holt kleines Abschiedsgeschenk - Verstappen siegt

Stand: 20.11.2022 16:21 Uhr

In einem emotionalen Formel-1-Finale hat sich Sebastian Vettel ein Abschiedsgeschenk gemacht, zumindest ein kleines. Der viermalige Weltmeister arbeitete sich in Abu Dhabi am Sonntag (20.11.2022) als Zehnter letztmals in die Punkte vor. Vettel fuhr seinen 299. und letzten Grand Prix - und zeigte mit einiger Strategiekritik nochmal seine ganze Rennfahrerleidenschaft.

Es gewann einmal mehr Max Verstappen, für ihn war es der 15. Saisonsieg. Hinter ihm sicherte sich Ferrari-Pilot Charles Leclerc auf den letzten Drücker als Zweiter die Vize-WM. Sergio Perez im zweiten Red Bull musste sich im direkten Duell mit dem Monegassen mit Position drei begnügen.

Loblieder auf Vettel - "Fantastisch, herausragend, einmalig"

53 Siege, 57 Pole-Positionen, vier Weltmeistertitel - Vettel hat sich in den Formel-1-Geschichtsbüchern verewigt. Nach 16 Jahren wird er nun mehr Zeit für die Familie und Projekte abseits des Asphalts haben. Und doch war da Wehmut vor dem Abschied. "Ich bin sicher, dass ich das mehr vermissen werde, als ich mir vorstellen kann", sagte Vettel nach seinem letzten Rennen.

Die Formel 1 verneigte sich dann auch vor einem ihrer größten Stars. "Es wird merkwürdig sein, ihn nächstes Jahr nicht mehr hier zu haben", sagte Alpine-Fahrer Fernando Alonso, der mit seinen 41 Jahren beinahe eine Ewigkeit dabei ist, und Vettel im Grand Prix sogar anfangs den versprochenen Geleitschutz nach dem Start gab. Kommende Saison übernimmt der Spanier den Wagen des Deutschen.

"Fantastisch, herausragend, einmalig", lautete der Dreiklang von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto über seinen früheren Fahrer Vettel. Auf dem gemeinsamen Klassenfoto vor der Fahrerparade klatschte Vettel seine Kollegen noch einmal alle ab, später standen sie sogar Spalier.

"Da war so viel Liebe und Mitgefühl, es fühlt sich an, als ob alles, was ich in den vergangenen Jahren gegeben habe, zurückkommt", sagte Vettel. "Es ist ein sehr besonderes und emotionales Wochenende. Die ganzen Jahre waren unglaublich."

Hamilton und Sainz im Clinch

Dann erloschen zum letzten Mal für Vettel die roten Ampeln. Es wurde ernst. Vettel kam auch dank seines früheren Titelrivalen Alonso, der später wegen eines Wasserlecks aufgeben musste, reibungslos in die erste Runde. Pole-Mann Verstappen blieb vor seinem Teamkollegen Perez. Leclerc heftete sich an die Fersen der beiden dominanten Red Bulls.

Hamilton und Carlos Sainz im Ferrari touchierten sich dagegen beide in Kurve sechs. Der Engländer nahm die Ausfahrt über den Bordstein und kürzte ab. Nach einer Ansage der Rennleitung gab er seinen vierten Platz an den Spanier kurz danach wieder zurück, um eine mögliche Strafe zu vermeiden.

Vettels Klage über Boxenfunk: "Werden aufgefressen"

Vettel steckte derweil im harten Positionskampf mit Alonsos Alpine-Stallrivalen Esteban Ocon. Mick Schumacher verlor immer mehr an Boden und fiel zwischenzeitlich bis auf Rang 16 zurück.

Während die Topfahrer um Perez ab Runde 16 allmählich von Medium- auf Hartreifen umstiegen, blieb Vettel draußen. Es war nochmal seine Chance, gegen die Spitze zu kämpfen. Denn sein Aston Martin ist alles andere als top gewesen in den beiden Jahren seit dem Wechsel von Ferrari.

Vettel gefiel die Strategie aber gar nicht. "Das ist das Schlimmste, wir werden von den anderen aufgefressen. Wer ist der Nächste?!", klagte Vettel über Boxenfunk und bezeichnete sich selbst als "leichte Beute". Als Neunter kam er in der 26. Runde an die Box, als 19. mit der harten Gummimischung kehrte er zurück.

Verstappen und Perez gaben vor den beiden Ferraris weiter das Tempo vor, Vettel rackerte sich hinten ab. "Wieso lagen wir bei der Strategie nur so daneben", sagte Vettel, als er kurz vor dem Ende sogar von Teamkollege Lance Stroll aus den Punkten verdrängt wurde. Diesen einen Zähler zum Abschied holte sich der Deutsche aber doch noch.

Auch Mick Schumacher verabschiedet sich

In seinem letzten Auftritt für Haas fuhr Mick Schumacher, der nach zwei Jahren als Stammpilot ausgetauscht wird, in Runde 39 unnötig auf Williams-Mann Nicholas Latifi auf und drehte sich von der Strecke. Der 23-Jährige bekam eine Fünf-Sekunden-Strafe und verpasste als 16. die Punkte wieder deutlich. Immerhin hat Mercedes großes Interesse, Schumacher für 2023 als Ersatzfahrer zu verpflichten.

Hamilton erstmals ohne Saisonsieg in der Formel 1

Rekordweltmeister Lewis Hamilton musste sein Auto in seinem 200. Rennen für Mercedes wegen eines Hydraulikschadens vor Rennende abstellen. Damit riss eine beeindruckende Serie: Erstmals seit seinem Formel-1-Einstieg 2007 beendete der Brite eine Saison ohne Sieg.