WM-Qualifikation Playoffs Ein Sieg bis zur WM: Ukrainer siegen auch für ihre Soldaten

Stand: 02.06.2022 11:43 Uhr

Die Ukraine ist nur noch einen Erfolg von der Fußball-WM in Katar entfernt. Nach dem 3:1 in Schottland ist das Selbstvertrauen vor dem Finale in Wales groß.

Schon vor dem Anpfiff liefen die Nationalspieler mit ihren ukrainischen Fahnen um den Schultern ins Stadion ein, den Sieg widmete Nationaltrainer Oleksandr Petrakow anschließend den Soldaten in der Heimat.

Das 3:1 gegen Schottland im Playoff-Halbfinale für die Fußball-WM sei "für die Streitkräfte in den Schützengräben und Krankenhäusern, die ihren letzten Tropfen Blut geben, für die in der Ukraine, die jeden Tag leiden" gewesen, sagte Petrakow. Auch von den Rängen in Glasgow gab es viel Zuspruch für die Ukraine, "Stoppt den Krieg!" war unter anderem auf Plakaten zu lesen.

Der Ukraine fehlt nur noch ein Sieg

Das Team um ManCity-Profi Oleksandr Sintschenko gewann gegen Schottland nach einer insgesamt starken Vorstellung und darf nach äußerst schweren Monaten auf die Reise nach Katar hoffen. Während ihr Heimatland unter dem Krieg leidet, fehlt der Nationalmannschaft nur noch ein Sieg, um das große sportliche Ziel zu erreichen. Am 5. Juni (18.00 Uhr) wollen die Ukrainer nun in Wales das letzte europäische Ticket für die Weltmeisterschaft am Jahresende holen.

Das ukrainische Fußball-Idol Andrej Schewtschenko, bei der EM im Vorjahr noch als Nationaltrainer an der Seitenlinie, gratulierte via Twitter. "Das war ein unglaublicher und sehr wichtiger Sieg! Ruhm der Ukraine!" schrieb der einstige Weltklassestürmer bei Twitter.

Der bei West Ham United in der Premier League spielende Andrij Jarmolenko hatte die Gäste im Hampden Park in der 33. Minute in Führung gebracht; Benfica-Profi Roman Jaremtschuk erhöhte kurz nach der Pause per Kopf auf 2:0 (49.), Artjom Dowbyk sorgte in der fünften Minute der Nachspielzeit für den Endstand. Nach dem 1:2-Anschlusstreffer von Callum McGregor (80.) keimte bei den Bravehearts noch einmal Hoffnung auf.

Clarke: "Das beste Team hat das Spiel gewonnen"

"Ich habe keine Emotionen, ich habe alle Emotionen auf dem Platz gelassen. Dieser Sieg ist nicht für mich, nicht für unsere Spieler, sondern für unser Land, also war es ein großer Sieg für die Ukraine", sagte Petrakow. Schottlands Chefcoach Steve Clarke meinte: "Ich leide, der Trainerstab leidet, und mehr als alle anderen leiden die Spieler. Das beste Team hat das Spiel gewonnen."

Für das ukrainische Nationalteam war die Partie in Schottland das erste Pflichtspiel seit Beginn des Krieges Ende Februar. Sollte sich die Mannschaft mit einem Sieg gegen Wales für die WM qualifizieren, würde sie dort in der Vorrunde in der Gruppe B auf England, Iran und die USA treffen. Viele Fans der Schotten blieben trotz der Niederlage noch im Stadion und bedachten die Ukrainer wie schon vor Beginn der Partie mit Applaus. "Ich muss den Menschen in Schottland meine Dankbarkeit aussprechen - ein unglaublich gastfreundlicher Ort", sagte Petrakow.

Pelé: "Stoppen Sie die Invasion"

In der ganzen Welt fand das Spiel Beachtung. Und so nutzte auch Brasiliens Fußball-Legende Pelé den Moment und forderte den russischen Präsidenten Wladimir Putin auf, den Krieg in der Ukraine zu beenden. "Stoppen Sie die Invasion. Es gibt absolut keine Rechtfertigung für diese anhaltende Gewalt", appellierte der 81-Jährige in einem auf seinem Instagram-Account veröffentlichten Brief an Putin. Als er Putin in der Vergangenheit getroffen habe und ein Lächeln ausgetauscht habe, begleitet von einem langen Händedruck, habe er nie gedacht, "dass wir eines Tages so gespalten sein würden, wie wir es jetzt sind", schrieb Pelé. "Die Macht, diesen Konflikt zu beenden, liegt in Ihren Händen. Dieselben, die ich in Moskau bei unserem letzten Treffen 2017 geschüttelt habe."

Etwas überschwänglich gratulierte das ukrainische Außenministerium bei Twitter der Nationalmannschaft derweil schon zur gelungenen WM-Qualifikation. "Glückwunsch! Wir sind stolz auf euch!", hieß es dort. Der Fehler wurde allerdings schnell bemerkt und der Tweet wieder gelöscht.