Tina Rupprecht

Boxen Bitteres Ende: Tina Rupprecht verliert engen WM-Kampf

Stand: 26.03.2023 09:03 Uhr

Die Boxerin Tina Rupprecht hat den WM-Vereinigungskampf gegen Seniesa Estrada in Fresno nach Punkten verloren. Es war ihre erste Niederlage in einem Profikampf, die US-Amerikanerin ist damit neue Weltmeisterin der Verbände WBA und WBC.

Von Johannes Kirchmeier

Die beiden Boxerinnen tippelten über den blauen Ringboden in Fresno in den USA, sie trafen abwechselnd und immer wieder mal krachend. Kurz war die Augsburgerin Tina Rupprecht aktiver - und nach Punkten vorne. Dann meldete sich in der Nacht zum Sonntag wieder die US-Amerikanerin Seniesa Estrada zurück und übernahm die Führung. "Es ist einfach ein enger Kampf", sagte die BR-Expertin und ehemalige Boxerin Tina Schüßler immer wieder.

Beide Boxerinnen standen die zehn Runden durch - und ließen sich danach von den 16.000 Fans in der ausverkauften Halle in Fresno feiern. So recht wusste auch Schüßler im BR-Studio nicht, wer sich da denn jetzt durchgesetzt haben könnte. Schließlich hatte sich just in dieser letzten zehnten Runde Rupprecht noch einmal zur Galaform aufgeschwungen - und markante Treffer gelandet. Der Kampf war so zu einem der besten in der Geschichte des Frauenboxens.

Ringrichter entscheiden einstimmig für Estrada

Trotzdem entschieden alle drei Ringrichter am Ende gegen Rupprecht: Mit 100:90 Punkten hatte sich jeweils Estrada durchgesetzt. "Ich habe es nicht so eindeutig gesehen", sagte Schüßler. "Aber das ist Amerika, das ist ein schweres Los für Tina. Schade." Die US-Amerikanerin ist nach dem Vereinigungskampf neue Weltmeisterin der Verbände WBA und WBC im Minimumgewicht. Damit sei "ein Traum in Erfüllung gegangen", sagte sie - WBC-Weltmeisterin war bis zum Sonntag noch Rupprecht. "Ich habe ihre rechte Hand kontrolliert und damit ihre einzige Waffe genommen", sagte die Siegerin, die nun auch die Titel der IBF und WBO anpeilt.

Für Rupprecht bleibt, so komisch es klingt, ihre bislang erste Niederlage im 14. Profikampf ihr bislang stärkster Boxabend überhaupt. Schließlich galt vor dem Kampf "Superbad", so ihr Kampfname, Estrada als Nummer eins und "Tiny Tina" Rupprecht als Nummer zwei im Minimumgewicht. Die Außenseiterin ärgerte die Favoritin aber bis zum Schluss.

Die Entscheidung des Kampfes im Video

Tina Rupprecht

Rupprechts Trainingscamp zahlt sich aus

Von Beginn war es dieser spannende Fight zwischen den beiden als Weltmeisterinnen angetretenen 30-Jährigen, in der einmal die eine, dann die andere die Nase vorne hatte. Runde um Runde verging - und die beiden Boxerinnen wurden nicht müder. Sie triezten sich zu Höchstleistungen und lagen sich danach anerkennend in den Armen.

Rupprecht hatte zuletzt eigens für dieses Duell noch ein Trainingscamp eingelegt - und das hatte sich gelohnt. Ihren Job als Lehrerin hat sie dafür auf zweimal in der Woche reduziert, siebenmal die Woche stand Training auf dem Programm. "Das wird mein bisher schwerster Kampf, aber ich war noch nie so fit und möchte ihn zu 100 Prozent gewinnen", sagte Rupprecht vor dem Sonntag. Und sie war auf einem guten Weg dazu, forderte ihre Gegnerin, die im Ring auch honorierte: "Tina war stark."

Expertin Schüßler: "Ein Rückkampf wäre natürlich gigantisch"

Für Estrada war es nun in ihrem 24. Kampf ihr 24. Sieg, neun Mal gewann sie durch K.o. Rupprecht, die seit 2013 als Profi antritt, hat zehn Duelle weniger absolviert und nach zwölf Siegen und einem Remis nun erstmals verloren.

Nach sechs Jahren hat sie ihren WBC-Titel wieder abgeben müssen - ein bitteres Ende eines beeindruckenden Duells. Schüßler fand daher nach der Box-Nacht am Sonntag: "Ein Rückkampf wäre natürlich gigantisch. Tina würde sofort einschlagen."

Quelle: BR24Sport 26.03.2023 - 04:00 Uhr