Frankreich-Rundfahrt Pappschild, Pogacar, Politt: Momente der 108. Tour de France

Stand: 19.07.2021 07:11 Uhr

Die 108. Tour de France ist Geschichte. Nach 3414,4 Kilometern ist ein Großteil des Pelotons in Paris angekommen. Die großen Figuren des Rennens waren Tadej Pogacar und Mark Cavendish.

Gesamtsieger Tadej Pogacar dominierte die Zeitfahren und die Bergetappen, Sprint-Routinier Mark Cavendish gewann vier von fünf Massenankünften.

Was auf den ersten Blick wie eine langweilige Tour de France aussieht, hatte doch einige große Momente zu bieten. Eine Auswahl:

PAPPSCHILD VERURSACHT MASSENSTURZ

"Allez - Opi - Omi" stand auf einem Schild, das eine Frau stolz im TV-Bild präsentieren wollte. Kurze Zeit später, als Tony Martin mit dem Pappschild kollidierte, lag das halbe Peloton auf dem Boden. Er hoffe, "dass die Frau in dem Maße bestraft wird, dass es eine gewisse abschreckende Wirkung hat", sagte der deutsche Routinier. Die 30-Jährige muss sich am 14. Oktober vor Gericht verantworten.

POGACARS ALPENATTACKE:

Am Col de Romme hatte Tadej Pogacar genug. Im strömenden Regen trat der Slowene am vorletzten Berg der ersten Alpen-Etappe an und stellte klar, wer bei dieser Tour der stärkste Fahrer ist. Pogacar übernahm das Gelbe Trikot, die Konkurrenz gab sich bereits geschlagen. Allerdings wurden nach dem Husarenritt Pogacars gleich die ersten Zweifel an seiner Leistung laut, zu überlegen zeigte sich der Titelverteidiger.

DER ENKEL SCHAFFT'S:

Seinem berühmten Opa Raymond Poulidor war das Gelbe Trikot nie vergönnt. Dreimal Zweiter war Frankreichs Liebling "Poupou" bei der Großen Schleife geworden, doch nicht einen Tag hatte er je geführt. Zwei Jahre nach seinem Tod schenkte ihm sein Enkel Mathieu van der Poel mit einer herausragenden taktischen Leistung an der Mur de Bretagne das Gelbe Trikot und sendete bei seinem Etappensieg Grüße und Tränen in den Himmel. Sechs Tage lang fuhr der Niederländer als Spitzenreiter der Tour durch Frankreich, ehe er das Rennen zugunsten seiner Olympia-Vorbereitung verließ.

ZWEIFACHER STURM AUF DEN VENTOUX

Einer der legendärsten Anstiege der Frankreich-Rundfahrt ist der Mont Ventoux. Dieses Mal ging es gleich zweimal in einer Etappe hinauf auf den kahlen Riesen der Provence. Während Pogacar sogar kurzzeitig vom Dänen Jonas Vingegaard abgehängt wurde, fuhr vorne Allrounder Wout van Aert zu einem furiosen Sieg. Er widmete den Erfolg Teamkollege Tony Martin, der nach einem weiteren Sturz am gleichen Tag ausgestiegen war.

POLITTS SOLORITT

Der Paris-Roubaix-Zweite eroberte auf dem Weg nach Nimes seinen bisher größten Erfolg. Aus einer Fluchtgruppe attackierte Politt munter weiter, bis er elf Kilometer vor dem Ziel nur noch alleine übrig war. "Das ist ein Traum, eine Tour-Etappe zu gewinnen. Das ist der größte Sieg, den man holen kann", sagte der Bora-hansgrohe-Profi. Sein größter Fan, das sei seine im Sommer 2019 geborene Tochter, die sich gleich ein Trikot übergezogen hat.

MERCKX-REKORD EINGESTELLT

Die 34 von Eddy Merckx standen jahrzehntelang. Der Belgier, der zwischen 1969 und 1975 die Radsport-Szene dominierte, muss sich den Platz in den Geschichtsbüchern fortan mit dem britischen Sprinter Mark Cavendish teilen. Der 36-Jährige gewann vier Massensprints bei dieser Tour und zog mit Merckx an Tagessiegen gleich. Der heute 76-Jährige relativierte sogleich: "Man kann das nicht vergleichen. Ich bin 2800 km allein im Wind gefahren, Cavendish sechs Sekunden." Den Rekord verpasste Cavendish als Dritter im Finale von Paris.

PYRENÄEN-DOPPELPACK DES DOMINATORS

Als hätte die Machtdemonstration in den Alpen nicht genügt, zeigte Champion Pogacar der Radsport-Welt auch in den Pyrenäen noch einmal, wie dominant er ist. Auf dem Weg zum Col du Portet und nach Luz Ardiden gewann der 22-Jährige zwei Bergankünfte in Folge. Die ganz große Leichtigkeit, mit der er die Konkurrenz in den Alpen um Minuten distanzierte, blieb diesmal zwar aus. Auf den letzten Metern waren beide Siege dennoch ungefährdet und souverän.