Athletin durchläuft den Testdurchlauf für die neue Disziplin des Modernen Fünfkampfs

Moderner Fünfkampf Mit "Ninja Warrior" in die Zukunft

Stand: 29.06.2022 10:33 Uhr

Tokio war für den Modernen Fünfkampf eine Zäsur - das Reiten wird abgeschafft. Die Ersatzdisziplin steht erstmals auf dem Prüfstand.

Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris findet der Moderne Fünfkampf letztmals mit Springreiten statt. Mit großem Tamtam hat der Weltverband UIPM nun erstmals die Ersatzdisziplin in Ankara getestet - einen Hindernis-Parcours, der dem "Ninja Warrior" aus der gleichnamigen RTL-Show ähnelt.

Auf einer Strecke von 100 Metern sind neun Hindernisse zu bewältigen. Dazu gehören unter anderem Schwingen am Seil, Überwinden einer rund 2,5 Meter hohen Leiter mit Auf- und Abstieg, Balancieren auf einem Balken sowie zum Abschluss das Erklimmen einer gebogenen Wand, der so genannten Tsunami Wall.

"Richtig gute Sache"

"Das ist eine richtig gute Sache", sagte Robin Schmidt, Pressesprecher des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf (DVMF). Die fünfköpfige deutsche Delegation unter den 19 teilnehmenden Nationen schnitt in Ankara erfolgreich ab. Tobias Hierl gewann den Wettbewerb bei den Männern, Schmidt belegte ebenso Rang drei wie Annika Schneider bei den Juniorinnen.

Der Parcours habe einen "Anforderungscharakter, der Spaß gemacht hat. Es passiert immer was", berichtete Schmidt. Man müsse Risiko gegen Sicherheit abwägen, die Sportart spreche auch andere Kraftbereiche an. Er plädierte dafür, dass der Hindernis-Wettbewerb wie jetzt das Reiten an den Anfang des Fünfkampfes gesetzt wird: "Das ist ein guter Einstieg in den Wettkampf."

Mit dem neuen Format will der Weltverband seinen Olympia-Status erhalten und auch 2028 in Los Angeles wieder zum Programm gehören - Stand jetzt ist die Sportart nicht dabei.

Umbruch überfällig

Für Michael Dörr ist der Umbruch überfällig. "Es heißt ja Moderner Fünfkampf, also dürfen wir auch modernisieren - und müssen es auch", sagte der Präsident des deutschen Verbandes. Er ist bekennender Reit-Fan - macht sich aber stark für die Abschaffung der umstrittenen Disziplin. "Wir losen ein Pferd zu und müssen gucken, wie wir klarkommen. Insofern degradieren wir ein Lebewesen zum Sportgerät. Das lässt das Reglement auch gar nicht anders zu", monierte er.

Für den ehemaligen Frauen-Bundestrainer ist das Reiten "ein Relikt aus der Vergangenheit", aus der Zeit um 1900 oder 1910, "als jeder noch ein Pferd hatte, als das Pferd Haupttransportmittel war". Und weiter: "Das ist ein Zopf, der nicht mehr in die heutige Zeit passt. Aufwändig, teuer, nur wenige Nationen können sich das leisten."

Mit der Streichung des Reitens reagiert der Weltverband auf die Vorfälle bei den Olympischen Spielen in Tokio im vorigen Jahr und Vorgaben des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). In Japan hatte die Deutsche Annika Schleu für Aufsehen und scharfe Kritik gesorgt. Die damals Führende im Zwischenklassement war mit einem ihr zugelosten und völlig verunsicherten Pferd nicht zurechtgekommen; sie hatte verzweifelt Gerte und Sporen eingesetzt.

Die IOC-Forderung lautet, dass der fünfte Wettbewerb neben Fechten, Schwimmen und dem Laserrun aus Pistolenschießen und Laufen unter anderem weltweit zugänglich, unter allen Altersklassen populär, dynamisch und attraktiv für Zuschauer weltweit sein soll sowie kostengünstig und leicht verständlich sein muss.

"Zuschauer müssen es mögen"

Der Hindernis-Parcours ist für Dörr genau der richtige Weg. "Es wird auf jeden Fall ein fairerer Sport. Denn jetzt hat der Athlet alles selbst in der Hand. Er bestimmt, ob er einen Fehler macht oder nicht. Der Sport wird nicht nur fairer, sondern auch globaler. Natürlich bekommen die Etablierten jetzt mehr Konkurrenz", urteilte er.