Halbfinale in der Nations League Belgien gegen Frankreich - Stelldichein der Superstars

Stand: 06.10.2021 08:00 Uhr

Mehr geht kaum: Im zweiten Halbfinale der Nations League duellieren sich Belgien und Frankreich und damit einige der größten Stars des Weltfußballs. Vor allem Frankreich sehnt sich nach Rehabilitation.

Weltmeister gegen Weltranglistenersten, Kylian Mbappé gegen Romelu Lukaku, Paul Pogba gegen Kevin De Bruyne - das ist genau der Glanz, den sich die Europäische Fußball-Union UEFA einst von der Einführung der Nations League versprochen hat.

Wenn Frankreich und Belgien am Donnerstag (07.10.21, 20.45 Uhr) im zweiten Halbfinale des noch immer umstrittenen Wettbewerbs aufeinandertreffen, wird den Fans in Turin zumindest maximale fußballerische Attraktivität geboten.

Man könne die Nations League zwar nicht mit einer EM oder WM vergleichen, findet Borussia Dortmunds belgischer Mittelfeldspieler Axel Witsel. "Aber es geht um einen Titel, um den vier große Nationen kämpfen. Wenn wir ihn gewinnen sollten, wäre das ein krönender Erfolg für diese Mannschaft." Einen Tag vorher spielen Europameister Italien und EM-Halbfinalist Spanien um das erste Ticket für das Finale am Sonntag.

Möglichkeit der Rehabilitation

Genau das war die ursprüngliche Idee der Nations League: Dass langweilige Freundschaftsspiele durch solch hochklassige Duelle mit echtem Wettbewerbscharakter ersetzt werden. Es gibt am Sonntag ja sogar einen Pokal zu gewinnen. Und was das Teilnehmerfeld des diesjährigen Finalturniers angeht, hätte es für die UEFA tatsächlich kaum besser laufen können. Außerdem bietet der Wettbewerb insbesondere Franzosen und Belgiern die Möglichkeit der Rehabilitation.

Nach dem peinlichen Achtelfinal-Aus bei der Europameisterschaft im vergangenen Sommer sehnt sich Frankreich nach etwas Balsam für die gekränkte Fußball-Seele. "Wir wollen diesen Titel holen", verspricht Trainer Didier Deschamps, der die Nations League sogar auf eine Ebene mit EM und WM hebt: "Früher gab es zwei: Europameister und Weltmeister, jetzt gibt es die Nations League. Das ist unser Ziel."

Titel würde EM-Schmach nicht tilgen

Doch selbst der Titel könne das schwache Abschneiden bei der EM "nicht auslöschen", stellte der französische Coach klar. Sollten sich die Franzosen tatsächlich zum Nachfolger von 2019-Sieger Portugal küren, dürfte das auch ein wenig Druck von Deschamps selbst nehmen, auch wenn der im Sommer vom Verband eine Art Arbeitsplatzgarantie bis zur WM in Katar erhalten hatte.

Und was sagt die aktuelle Formkurve der "Equipe tricolore"? Geht so! In der WM-Qualifikation produzierten die Franzosen gegen Bosnien-Herzegowina und die Ukraine nur Unentschieden, immerhin gelang im letzten Spiel gegen Finnland ein 2:0-Erfolg. "Wir haben sicherlich nicht alles richtig gemacht, aber unser Selbstvertrauen zurückgewonnen", sagte Trainer Didier Deschamps. Wobei dessen Einschätzung vielleicht einen Tick zu euphorisch ausfiel: Finnland rangiert aktuell nur auf Rang 56 der FIFA-Weltrangliste.

Ewiger Geheimfavorit Belgien

Denn es geht gegen Belgien! Der spanische Trainer Roberto Martínez musste mit seinem Team bei der EM zwar ebenfalls vergleichsweise früh die Segel streichen (Viertelfinalaus gegen den späteren Turniersieger Italien). Aber die Nr. 1 der Weltrangliste ließ jüngst mit drei Erfolgen in der WM-Quali keine Zweifel an der aktuellen Verfassung aufkommen: 5:2 gegen Estland, 3:0 gegen Tschechien, 1:0 gegen Belarus.

Der ewige Geheimfavorit wünscht sich nichts mehr als den langersehnten Titel für seine immer älter werdende goldene Generation. Der Pokal-Traum lebt: "Wir alle wollen diesen Titel gewinnen", sagt Verteidiger Toby Alderweireld.

Es wäre der erste internationale Titel für Belgien seit dem Olympiasieg 1920. Und wann, wenn nicht jetzt, wo Spieler wie De Bruyne (30 Jahre), Lukaku (28) oder Eden Hazard (30) im besten fußballerischen Alter sind?