Gehört bei der WM zu den Medaillenaspiranten: Oliver Zeidler im Einer.

Ruder-WM in Racice Deutsche Ruderer auf Formsuche

Stand: 19.09.2022 09:32 Uhr

Fünf Wochen nach dem dürftigen EM-Auftritt droht den deutschen Ruderern bei der WM eine weitere Ernüchterung. Die Vorfreude ist gedämpft.

Nachdem es bei der EM in München nur eine Bronzemedaille in den 14 olympischen Bootsklassen gab, droht beim Saisonhöhepunkt vom 18. bis 25. September im Racice (Tschechien) eine weitere sportliche Flaute. Spannungen zwischen Athleten und Verbandsführung sorgten zuletzt für weitere negative Schlagzeilen. Große Leistungssprünge sind in dieser Gemengelage kaum zu erwarten. Brigitte Bielig dämpfte die Erwartungshaltung. "Wir müssen kleine Brötchen backen. Wir sind international noch nicht so konkurrenzfähig, wie wir das gern hätten", sagte die Bundestrainerin.

Umstrukturierungen unvermeidlich

Die Zeiten, in denen der größte Ruderverband der Welt zuverlässig für internationale Erfolge sorgte, sind vorbei. Um wieder Kontakt zur Weltspitze herzustellen, sind Umstrukturierungen unvermeidlich. So ist für die folgende, vorolympische Saison eine Zentralisierung des Trainingsbetriebs an drei Leitungsstützpunkten vorgesehen. Die Trainingslager in Zakopane (Polen) und Völkermarkt (Österreich) wurden deshalb nicht nur zur WM-Vorbereitung, sondern auch für Gespräche mit den Athleten und das Werben für diese Pläne genutzt. Das soll auch zur Verbesserung des Binnenklimas beitragen.

Bielig wirbt um Geduld mit dem verjüngten Kader

Gut möglich, dass die Rufe nach Veränderungen im Anschluss an die WM noch lauter werden. Schließlich ist die Zahl der Medaillenaspiranten so überschaubar wie selten. Einzig den beiden Einern mit Oliver Zeidler (München) und Alexandra Föster (Menden) sowie dem Achter werden Chancen auf einen Podestplatz eingeräumt. Bielig warb um Geduld mit dem stark verjüngten Kader: "Das wird noch nicht das Jahr, in dem wir auftrumpfen."

Solider Start in den Vorläufen

Zeidler und Förster starteten am Sonntag (18.09.2022) dann auch erfolgreich in die WM. Mit einem souveränen Sieg im Vorlauf zig er in das Viertelfinale ein. Der 26 Jahre alte Münchner verwies seine Konkurrenten Jordan Parry (Neuseeland) und Ryuta Arakawa (Japan) bei böigem Wind mit einer guten Bootslänge Vorsprung auf die Plätze zwei und drei. "Für den Auftakt war es nicht schlecht. Es hat sich gezeigt, dass sich das Training der vergangenen Wochen gelohnt hat", kommentierte Zeidler.

Auch Föster hatte keine Probleme. Das 20 Jahre alte Talent aus Meschede, das seit dem Weltcup-Sieg auf dem Luzerner Rotsee und dem dritten Platz bei der EM in München zur Weltspitze zählt, kam vor Emma Lunatti (Frankreich) und Jeanine Gmelin (Schweiz) ins Ziel. In für sie typischer Manier profitierte Föster von ihrem starken Finish und fuhr sich auf der zweiten Streckenhälfte einen komfortablen Vorsprung von fast drei Sekunden heraus.

Der Doppelvierer, der Doppelzweier und der Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen dagegen haben das direkte Weiterkommen verpasst und müssen ebenso in den Hoffnungslauf wie der Männer-Vierer ohne Steuermann. 

Achter nicht im engen Favoritenkreis

Selbst die jahrelangen Erfolgsgaranten aus dem Achter, die nach dem ohnehin großen Umbruch zum Saisonstart nun auch noch auf die beiden beruflich verhinderten Leistungsträger Laurits Follert und Olaf Roggensack verzichten müssen, gehören nach dem vierten Rang in München nicht mehr zum engen Favoritenkreis. Die guten Leistungen im Trainingslager machen Coach Uwe Bender jedoch Mut: "Wir wollen um das Podium mitfahren. Wir nehmen uns immer viel vor. Das liegt natürlich auch in der Geschichte des Deutschland-Achters."

Drei Teams fehlen, Männer-Doppelzweier verlässt WM

Zu allem Überfluss mindert auch das Coronavirus die Schlagkraft der DRV-Flotte. Nach diversen positiven Tests müssen mit dem Männer-Doppelvierer, dem Frauen-Zweier ohne Steuerfrau und dem Frauen-Achter drei Teams auf einen Start verzichten. "Wir treten mit einer mächtig dezimierten Mannschaft an. Für uns wird es leider eine WM der Übriggebliebenen", klagte Bielig und hofft, dass weitere Infektionen ausbleiben: "So viel Pech können wir gar nicht haben."

Für den mit Max Appel (Magdeburg) und Moritz Wolff (Berlin) besetzten Doppelzweier waren die Titelkämpfe dann aber schnell beendet. Das Duo verzichtet aus persönlichen Gründen auf einen Start im Viertelfinale am Mittwoch. Das Boot hatte sich als Vorlaufvierter nur mit Mühe für das Viertelfinale qualifiziert.