DFL-Chefin Donata Hopfen bei dem 44. DFB-Bundestag in Bonn

"Keinen Rückhalt gespürt" Donata Hopfen nicht mehr DFL-Chefin

Stand: 08.12.2022 12:47 Uhr

Donata Hopfen ist nicht mehr Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Deutschen Fußball Liga. Das ist das Ergebnis einer Aufsichtsratssitzung - Hopfen klagte über mangelnde Rückendeckung. Ihre Nachfolger stehen bereits fest.

Donata Hopfen ist nicht mehr Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Deutschen Fußball Liga (DFL). Das gab die DFL nach einer Aufsichtsratssitzung unter dem Vorsitz von Hans-Joachim Watzke am Mittwoch (07.12.2022) bekannt. "Ich bin dankbar für die Zeit und die Arbeit mit den Klubs und meinem Team. Ich gehe in dem Bewusstsein, die richtigen Dinge angestoßen zu haben", wird Hopfen zunächst ganz professionell in einer Mitteilung der DFL zitiert.

Deren Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Joachim Watzke bedankte sich "für ihren großartigen Einsatz und die intensiven Monate, in denen wir sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet haben".

Erst später deutliche Worte

In einem eigenen Statement in den Sozialen Netzwerken hörte sich das dann alles etwas anders an. Da beklagte die 46-Jährige mangelnde Rückendeckung. Rückhalt habe sie "am Ende nicht mehr gespürt", teilte Hopfen mit und formulierte als erste Frau an der Spitze eines großen deutschen Fußballverbandes einen klaren Seitenhieb: Sie wünschte "den verantwortlichen Herren den nötigen Mut und Willen zur Veränderung".

Über die bevorstehende Ablösung von Hopfen hatte zuerst der "Kicker" berichtet. Das deckte sich mit Informationen der Sportschau, nach denen es bereits seit geraumer Zeit Überlegungen gab, Hopfen abzulösen. Auch die Suche nach einem Nachfolger soll bereits vor Wochen begonnen haben.

Am Donnerstag bestätigte Watzke, dass Eintracht Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann und Oliver Leki, Finanzvorstand des SC Freiburg, für eine Übergangszeit bis zum Sommer 2023 eine Doppelspitze bilden werden.

DFL-Aufsichtsrat
Person Klub
Hans-Joachim Watzke Borussia Dortmund
Oliver Leki SC Freiburg
Fredi Bobic Hertha BSC
Rüdiger Fritsch Darmstadt 98
Stephan Schippers Bor. M'gladbach
Ralf Huschen SC Paderborn

Hopfen hatte die Stelle als Vorsitzende der Geschäftsführung und als Sprecherin des Präsidiums am 1. Januar 2022 übernommen, ihr Vertrag lief bis 31. Dezember 2024. Hopfens Vorgänger war Christian Seifert, der die DFL seit 2005 geführt hatte. Er wurde am Ende seiner Zeit bei der DFL öffentlich vor allem als erfolgreicher Krisenmanager in der Pandemie mit ihren Geisterspielen wahrgenommen.

Diskussionen um Saudi-Arabien, Probleme bei der Auslandsvermarktung

Hopfen zog öffentlich Diskussionen auf sich, als sie eine Verlegung des DFL Supercups nach Saudi-Arabien andeutete, was sie erst später widerrief. Auch die Diskussion um Playoffs für die Bundesliga blieb kontrovers. Aussagen zu Digitalisierung und Innovation wurden ihr ebenfalls zum Vorwurf gemacht. Dabei ging es um Tests für Interviews während des Spiels mit der Seilkamera. Zuletzt warb Hopfen für den Verkauf von Anteilen der DFL an externe Investoren.

Geht es dauerhaft mit Doppelspitze weiter?

Bei der Nachfolgergeleung könnte eine Doppelspitze in der Geschäftsführung der DFL dauerhaft in Frage kommen.

Nach Informationen der Sportschau sind mehrere Klubs dafür, die Aufgaben sportpolitischer Natur bei einer Person zu lassen und eine zweite Person mit der Rechtevermarktung, Digitalisierung und ähnlichen Themen zu betrauen.

DFL vor wichtigen Zukunftsthemen

Die DFL hat zahlreiche Aufgaben zu bewältigen:

  • 50+1: Das Bundeskartellamt hat die Regel grundsätzlich für wettbewerbskonform befunden, kritisiert aber die Ausnahmen für Bayer Leverkusen, den VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim. Die muss eine Lösung vorschlagen. Das Problem stammt noch aus der Zeit von Seifert, ist aber immer noch nicht geklärt. Eine Lösung wäre mit Blick auf das kommende Lizenzierungsverfahren wichtig, das am 15. März 2023 beginnt.
  • TV-Rechte Inland: Der nächste Rechtezyklus für TV-Rechte in Deutschland beginnt zur Saison 2025/26, die Ausschreibung soll im Frühjahr 2024 stattfinden. Auch hier müssen Rahmenbedingungen mit dem Kartellamt abgesteckt werden.
  • Grundlagenvertrag mit dem DFB: Das Dokument regelt wechselseitige Rechte und Pflichten zwischen DFB und DFL, die aktuelle Vereinbarung läuft am 30. Juni 2023 aus. Dabei geht es auch im finanzielle Zuwendungen an den DFB für den Amateurbereich, aber auch andere Abgaben wie die Sportgerichtsbarkeit oder das Schiedsrichterwesen. Andersrum zahlt der DFB beispielsweise Abstellungsgebühren für Nationalspieler.
  • Investoreneinstieg: Die DFL arbeitet derzeit daran, dass ein Teil der Medienrechte an Investoren verkauft werden kann - so wie es andere Ligen in Europa bereits getan haben. Das Projekt ist allerdings umstritten. Die von Hopfen im September angekündigten Regionalkonferenzen hat es bisher nicht gegeben. Es gibt eine Arbeitsgruppe. Eine Mehrheit für dieses Milliarden-Projekt ist bei den 36 Clubs nicht erkennbar.
  • Auslandsvermarktung: Die DFL nimmt im Ausland deutlich weniger Geld ein als andere europäische Ligen. Zuletzt gab es sogar schmerzliche Rückgänge, sie stammen noch aus Seiferts Amtszeit. Dass es bald deutlich mehr als die für diese Saison eingeplanten 190 Millionen Euro geben wird, scheint unwahrscheinlich. Hopfen hatte mehrfach darauf hingewiesen, dass es kurzfristig keine Besserung gebe.