Nach Zusammenbruch Däne Eriksen bekommt ICD-Defibrillator eingesetzt

Stand: 17.06.2021 16:03 Uhr

Als Folge seines Zusammenbruchs wird bei Christian Eriksen nun ein ICD-Gerät implantiert. Die Ärzte halten das für notwendig, ein zwangsläufiges Ende seiner Profilaufbahn bedeutet das aber nicht.

Wenige Tage nach seinem Herzstillstand während des EM-Spiels gegen Finnland bekommt der dänische Fußball-Star Christian Eriksen einen sogenannten ICD-Defibrillator eingesetzt.

Das gab der dänische Verband bekannt. Dieses kleine Gerät ähnelt einem Herzschrittmacher und wird bei Menschen implantiert, die ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen haben. Die Einsetzung des ICD bedeutet nicht, dass der 29-Jährige von Inter Mailand deshalb automatisch seine Profikarriere beenden muss. Der niederländische Nationalspieler Daley Blind oder die deutsche Stabhochspringerin Katharina Bauer betreiben damit weiterhin Leistungssport.

Herzrhythmusstörungen lösten Herzattacke aus

"Bei Christian wurden verschiedene Herz-Untersuchungen durchgeführt. Danach wurde entschieden, dass er ein ICD bekommen sollte. Diese Entscheidung ist nötig, nachdem Herzrhythmusstörungen bei ihm eine Herzattacke ausgelöst hatten", wird der dänische Mannschaftsarzt Morten Boesen in der Mitteilung des Verbands zitiert. Boesen stand danach in den vergangenen Tagen regelmäßig in Kontakt mit den Herzspezialisten des behandelnden Krankenhauses in Kopenhagen. Auch Eriksen selbst habe dieser Behandlung bereits zugestimmt.

Der dänische Spielmacher war am vergangenen Samstag während des EM-Spiels gegen Finnland (0:1) auf dem Rasen zusammengebrochen und wiederbelebt worden. Wie der aus Köln stammende Notarzt im Stadion den Zeitungen der "Funke Mediengruppe" berichtete, sei bei Eriksen bereits nach wenigen Minuten Herzmassage der Defibrillator eingesetzt und einmalig der Elektroschock ausgelöst worden. "Etwa 30 Sekunden später hat der Spieler die Augen geöffnet und ich konnte direkt mit ihm sprechen. Das war ein sehr bewegender Moment, weil bei solchen medizinischen Notfällen im Alltag die Erfolgsaussichten doch deutlich geringer sind", sagte der Intensivmediziner Jens Kleinefeld.

Elektroschock gibt entscheidenden Impuls

Der Arzt ist sich nach eigenen Angaben schon im Stadion zu 99 Prozent sicher gewesen, dass Eriksen stabil im Krankenhaus ankommen und dort auch stabil bleibe werde. "Bei einem medizinisch durchgecheckten Profisportler handelt es sich meistens um eine Art "Kurzschluss", der das Kammerflimmern auslöst. Der Elektroschock gibt dann den entscheidenden Impuls, dass das Herz wieder schlägt", sagte er. "Bei so jemandem ist – anders als bei normalen Patienten, etwa mit Vorerkrankungen – die Wahrscheinlichkeit minimal, dass das Herz erneut stehen bleibt."

In ihrem zweiten EM-Spiel treffen die Dänen an diesem Donnerstag (18.00 Uhr/ZDF und MagentaTV) auf Belgien.

Engelbrecht rät Eriksen zu Ruhe und Hilfe

Der frühere Profifußballer Daniel Engelbrecht rät Eriksen dazu, sich nach seinem Herzstillstand viel Zeit zu geben. "Er muss jetzt ruhig machen, der Fußball muss ganz weit hinten anstehen", sagte der frühere Spieler der Stuttgarter Kickers, von Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen der Deutschen Presse-Agentur. Nach einem Zusammenbruch im Trikot der Stuttgarter Kickers 2013 war Engelbrecht der erste deutsche Profifußballer, der mit einem ICD-Defibrillator spielte.

Das Einsetzen dieses Geräts bei Eriksen bedeute aber nur, dass es bei dem 29 Jahre alten Mittelfeldstar von Inter Mailand im Notfall bei gefährlichen Herz-Rhythmus-Störungen anspringe und ihn vor einem weiteren Zusammenbruch bewahre, erklärte Engelbrecht. Ein möglicher Schaden am Herz werde damit nicht behoben.

Für Eriksen gehe es nun darum, "das alles mental aufzufangen", meinte Engelbrecht. Denn nach einem solchen Erlebnis verliere man das Vertrauen in den eigenen Körper. "Er braucht nun seine Familie und sicher auch professionelle psychologische Hilfe." Der 30-jährige Engelbrecht musste seine Karriere schon vor einiger Zeit beenden. Trotz seiner eigenen Erfahrungen hält er es für möglich, dass Eriksen künftig wieder auf dem alten Niveau Fußball spielen kann: wenn er wieder zu 100 Prozent fit und "psychisch frei" werde.