GP von Singapur Formel 1 - Droht Red Bull ein Budget-Erdbeben?

Stand: 03.10.2022 14:30 Uhr

Es war das große Thema beim Rennen in Singapur: Hat Red Bull die 2021 eingeführte Budget-Obergrenze überschritten? Falls ja, droht sogar der Verlust des WM-Titels von Max Verstappen. Die FIA erklärt sich am Mittwoch.

Während sich Max Verstappen nach dem verkorksten Rennen in Singapur auf die erneute WM-Chance in Japan vorbereitet, schwelt in der Formel 1 ein neuer Streit. Es geht um Millionen, um möglichen Budget-Betrug von Red Bull, und es geht um Max Verstappens bisher einzigen Weltmeistertitel.

Während die Teamchefs Stellung beziehen und anklagende Interviews geben, schaltete sich am Rennwochenende in Singapur irgendwann auch der Star-Pilot selbst ein in diesen Streit, der noch ziemlich wichtig werden könnte. "Ich weiß ja, wo das herkommt", sagte Verstappen: "Die anderen Teams sprechen darüber, dabei haben sie keinerlei Informationen. Ich finde das ein bisschen dumm. Haltet einfach euren Mund."

FIA veröffentlicht Ergebnisse der Budgetprüfungen

Und die anderen halten nun auch erstmal ihren Mund, allerdings wohl nur bis Mitte dieser Woche: Dann nämlich will der Weltverband FIA die Ergebnisse seiner Budgetprüfungen veröffentlichen, inklusive eventueller Sanktionen. Ein echtes Erdbeben für die Formel 1 scheint zumindest möglich.

Und darum geht es: Seit 2021 gibt es erstmals in der Geschichte eine Budgetobergrenze, um die Chancen im Feld anzugleichen. Vor dem Rennen in Singapur waren Berichte aufgetaucht, nach denen zwei Teams diese Grenze überschritten haben sollen. Eines davon deutlich, angeblich ist es Red Bull. Ausgerechnet im Jahr 2021, in dem Verstappen beim so umstrittenden Rennen in Abu Dhabi knapp den Titel gewann.

Ferrari und Mercedes machen das Thema groß

Die anderen Rennställe, gerade Red Bulls Rivalen, taten nun einiges, um das Thema größer zu machen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff und Ferraris Mattia Binotto tagten in seltener Einigkeit im Fahrerlager, gaben sich anschließend öffentlichkeitswirksam die Hand. Ihre Aussagen ähnelten sich. Es brauche nun "Transparenz", die FIA müsse Handlungs- und Führungsstärke beweisen.

Bei Red Bull Racing gab man sich entrüstet. Man sei "zu 100 Prozent" davon überzeugt, den Budgetdeckel von knapp 150 Millionen Dollar nicht überschritten zu haben. Teamchef Christian Horner wirft der Konkurrenz vor, gezielt Informationen an die Medien durchgestochen zu haben. "Wie um alles in der Welt wollen sie solches Wissen haben", sagte Horner: "Die FIA hat nichts verkündet, sie sind ja nicht mal fertig." Im Nachgang werde man auch rechtliche Schritte prüfen, "das ist absolut diffamierend."

Steht der WM-Titel 2021 infrage?

Es kehrte dann etwas Ruhe ein. Lasst uns die Ergebnisse abwarten, so der Tenor - Aufmerksamkeit gab es ja mittlerweile ohnehin genug. Die Aufregung auf beiden Seiten ist indes durchaus nachvollziehbar.

Red Bull ist selbst noch im Austausch mit der FIA, es gibt schlicht noch keine Ergebnisse. Und in den vielen Firmen, die zu Red Bulls Formel-1-Projekt beitragen, arbeiten zweifellos auch viele Menschen, die mit dem Rennstall direkt nichts zu tun haben.

Falls es allerdings eine deutliche Überschreitung gegeben hätte, dann stünde das WM-Ergebnis der vergangenen Saison infrage. Mit nur acht Punkten Vorsprung hatte Verstappen sich gegen Lewis Hamilton im Mercedes durchgesetzt. Ein paar Millionen können dabei durchaus einen Entwicklungsvorsprung bringen.

"Sicherstellen, dass der Budget Cap nicht entwertet wird"

Und weil immer auch für die nächsten Jahre entwickelt wird, hätte ein Vergehen sogar Auswirkungen auf die aktuelle Saison und damit wiederum auf die kommende. "Eigentlich geht es um eine Verkettung", sagt Wolff. Was auch immer in dieser Woche nun herauskommt, es dürfte die Formel 1 stark beschäftigen. Und während die Großen so viel reden, ist eine genaue Kontrolle der Budgetregeln gerade für die kleineren Teams wichtig.

"Wir müssen sicherstellen, dass der Budget Cap nicht entwertet wird", sagt Günther Steiner von Mick Schumachers Haas-Rennstall: "Er hat die Formel 1 zu einem besseren Sport gemacht." Zunächst gelte allerdings: "Unschuldig, bis eine Schuld bewiesen ist."