Grand Prix von England Feldstudie in der Formel 1: Vollbesetzte Ränge in Silverstone

Stand: 14.07.2021 10:37 Uhr

Der Kampf zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton, erstmals ein Sprintrennen am Samstag und trotz Delta-Variante Zuschauermassen auf den Rängen - die Formel 1 steht vor einem besonderen Wochenende in Silverstone.

Kann Lewis Hamilton im Kampf um den WM-Titel in seinem Heimrennen gegen den derzeit Führenden Max Verstappen zurückschlagen? Wie funktioniert das Sprintrennen, das auf der englischen Rennstrecke am Samstag (17.07.2021) erstmals durchgeführt wird? Und vor allem: Was passiert angesichts der hochansteckenden Delta-Variante mit den rund 140.000 Fans, die an jedem Renntag erwartet werden? Der Grand Prix von Silverstone am kommenden Wochenende ist vollgestopft mit spannenden Themen.

Delta-Variante und 140.000 Zuschauer - "gemischte Gefühle"

Die Liebe der Engländer zur Formel 1 wird sichtbar sein: Denn was zuletzt beim Fußball in Wembley und beim Tennis in Wimbledon Kritiker aus ganz Europa auf den Plan rief, setzt sich in Silverstone nahtlos fort. Die Veranstalter öffnen komplett: Mit bis zu 140.000 Zuschauern wird der WM-Lauf nahe London wohl das meistbesuchte Sportereignis Großbritanniens seit dem Beginn der Corona-Pandemie werden.

Nicht nur Lewis Hamilton hat da gemischte Gefühle. "Ich freue mich, die Fans wiederzusehen", sagte er zuletzt, "aber es wirkt ein bisschen vorschnell auf mich." Den Ansatz, die britischen Fans "für so einen Testlauf zu verwenden", verstehe er nicht. "Ich schaue natürlich die Nachrichten und höre, dass die Fallzahlen in Großbritannien massiv ansteigen. Daher mache ich mir natürlich Sorgen um die Leute."

England geht eigenen Corona-Weg

Das Rennen in Silverstone ist wie das Tennisturnier in Wimbledon und die beiden Halbfinals und das Finale bei der Fußball-EM Teil eines Forschungsprogramms der britischen Regierung: Die Veranstaltungen dürfen Fans mit negativen Tests und Impfnachweisen zulassen. Eine Maskenpflicht gilt am zugewiesenen Platz nicht.

In der Zeit nach diesen "Tests", deren Ergebnisse noch nicht vorliegen, sollen dann wieder alle Sportstätten komplett öffnen. Am Montag (19. Juli) werden in England die Abstandsregeln und die Maskenpflicht aufgehoben. Im Nahverkehr und in öffentlichen Gebäuden gilt dann nur noch eine Empfehlung zum Tragen von Masken. Theater und Sportstadien können zudem wieder alle Plätze besetzen und Diskotheken wieder öffnen.

Ärztevereinigung kritisiert Öffnung

Dabei waren in Großbritannien die Infektionszahlen wegen der sich rasch ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus zuletzt wieder stark angestiegen. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen liegt bei 36.500, die Sieben-Tage-Inzidenz bei 345,5 (Stand: 14. Juli 2021). Angesichts der fortschreitenden Impfkampagne drohe aber keine Überlastung des Gesundheitssystems, ist die britische Regierung der Ansicht.

Das sehen nicht alle so: Der Chef der Ärztevereinigung BMA, Chaand Nagpaul, nannte das Vorhaben am Dienstag "unverantwortlich und - ehrlich gesagt - gefährlich". Er warnte vor "potenziell verheerenden Folgen" und kritisierte vor allem Premierminister Boris Johnson. "Der Premierminister hat wiederholt die Bedeutung eines langsamen und vorsichtigen Vorgehens betont", sagte Nagpaul. "Aber in Wirklichkeit wirft die Regierung alle Vorsicht in den Wind, indem sie alle Vorschriften auf einen Schlag aufhebt."

Viel Mut gefordert auf der "Powerstrecke"

Ungeachtetet dessen ist die sportliche Vorfreude auf den England-GP riesig. Denn: Silverstone ist eine echte Powerstrecke. Und diese erfordert mit ihren schnellen Kurven und dem hohen Vollgasanteil auch eine ordentliche Portion Mut. Passagen wie "Copse", "Maggotts", "Becketts" oder "Chapel" faszinieren die Piloten.

Die Zuschauer erwarten einen bärenstarken Titelverteidiger: Silverstone ist Lewis Hamiltons Revier. Siebenmal war er dort siegreich. Von den vergangenen acht Grand Prix auf heimischem Grund gewann er sogar sechs - nur Sebastian Vettel 2018 und Max Verstappen 2020 bei der Jubiläumsauflage durchbrachen diese Serie.

Hamilton mit Rückstand in der Gesamtwertung

Im vergangenen Jahr machte die Formel 1 gleich zwei Mal in Silverstone Station. Im Großen Preis von Großbritannien platzte auf der letzten Runde an Hamiltons Mercedes der linke Vorderreifen. Dennoch schleppte sich der Brite zu seinem siebten Erfolg in Silverstone.

Eine Woche darauf im Jubiläums-Grand-Prix anlässlich von 70 Jahren Formel 1 verwies Verstappen im Red Bull Hamilton dank einer meisterhaften Reifentaktik auf Rang zwei. Das sollte aus Sicht von Hamilton nicht nochmal passieren: In der Gesamtwertung liegt er bereits 32 Zähler hinter Verstappen.