Motorsport | Formel 1 Ferrari-Euphorie vor dem Großen Preis in Imola: "Wir kommen nach Hause, Tifosi!"

Stand: 21.04.2022 09:40 Uhr

"Es wird unglaublich", prophezeite Ferrai-Pilot Charles Leclerc bereits. Erstmals nach zwei Pandemie-Jahren sind wieder Zuschauer auf den Tribünen der Formel 1 in Europa zugelassen. Fast 100.000 Tifosi werden zum Großen Preis in der Emilia-Romagna erwartet, und wie Leclerc wollen sie eigentlich nur eines: einen Heimsieg auf der Strecke, die den Namen des legendären Firmen-Gründers und dessen Sohnes trägt - "Autodromo Enzo e Dino Ferrari".

"Wir kommen nach Hause, Tifosi", twitterte Ferrari. Dass es dabei schon am Samstag (23.04.2022) zum ersten von drei Sprintrennen in diesem Jahr über 100 Kilometer mit neuerdings acht WM-Punkten für den Sieger kommt, gibt dem womöglich leicht verregneten Rennwochenende in Norditalien eine weitere besondere Note. Pünktlich zu Rennbeginn am Sonntagnachmittag sind derzeit Regenschauer vorhergesagt.

Leclerc musste lange auf seinen dritten GP-Erfolg warten

Wie sich Siege im Ferrari in Italien anfühlen, weiß Leclerc jedenfalls schon. 2019 gewann er den Großen Preis in Monza. Es war sein zweiter Formel-1-Sieg. Bis zum dritten Erfolg musste er lange warten. Doch es scheint sich gelohnt zu haben. "Vor zwei Jahren haben wir erklärt, dass wir hart arbeiten müssen, um wieder konkurrenzfähig zu sein", sagte jüngst Ferrari-Oberboss John Elkann bei der Aktionärsversammlung. Nach zwei schweren Jahren habe die neue Saison auf aufregende Weise begonnen und Ferrari könne auf höchstem Niveau konkurrieren, meinte der 46 Jahre alte Aufsichtsratschef.

Leidenszeit mündet in überraschende Stärke

Es war eine Leidenszeit. Ferrari steckte in einer Sackgasse. Erst die neuen Regeln für diese Saison sorgten für eine 180-Grad-Wende und den ersten Leclerc-Sieg seit Monza. Das Wagenkonzept hebt sich von den anderen ab, der Motor hat sich zum stärksten im Feld entwickelt. Auch er sei überrascht, sagte Mattia Binotto. Ein so starkes Auto gleich zu Saisonbeginn hatte der Teamchef der Scuderia nicht erwartet.

Der mittlerweile 52-Jährige hatte den Posten im Januar 2019 übernommen und war zwischenzeitlich für die Performance der Scuderia stark kritisiert worden. Jetzt deutet aber vieles darauf hin, dass Ferrari spätestens Mitte November den ersten WM-Fahrertitel seit Kimi Räikkönens Triumph 2007 feiern könnte.

Ex-Pilot Coulthard verspürt "leichtes Zittern"

Scherzend kommentierte zuletzt Ex-Pilot David Coulthard als TV-Experte bei Leclercs Sieg von der Pole Position mit schnellster Rennrunde in Melbourne und der Führung über die gesamte Distanz, dass er ein leichtes Zittern verspürt habe. "Ein Flashback in die Zeit, als Michael im Ferrari dominiert hat." Für den bislang letzten Ferrari-Sieg in Imola hatte Michael Schumacher gesorgt. 16 Jahre ist das her, bis zur Rückkehr 2020 wurde in Imola seitdem nicht mehr gefahren.

Nach dem Sieg von Lewis Hamilton 2020 und dem Erfolg von Max Verstappen 2021 startet Leclerc nun als großer Favorit. Sieg beim Auftakt in Bahrain, zweiter Platz in Saudi-Arabien, Sieg in Melbourne. 71 Punkte holte Leclerc. Sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Mercedes-Neuzugang George Russell: 34 Punkte. Rekordweltmeister Hamilton ist im zweiten Silberpfeil nur Sechster mit 28 Punkten, Titelverteidiger Verstappen im Red Bull Siebter mit 25 Zählern.

Marko: Ferrari ist "die neue Messlatte"

"Ferrari ist bei jeder Temperatur, auf jeder Strecke, mit jedem Reifentyp gut. Sie sind die neue Messlatte", sagte Red Bulls Motorsportdirektor Helmut Marko der "Sport Bild" und machte das an einer Person fest: "Insbesondere Charles Leclerc, der noch mal auf einem höheren Level fährt als Carlos Sainz."

Und wenn der 24 Jahre alte Monegasse zum dritten Mal in diesem Jahr ganz oben auf dem Siegerteppchen steht, vergisst Leclerc womöglich ganz schnell, dass ihm gerade bei einem Zusammentreffen mit Fans seine sündhaft teure Uhr geklaut wurde. Der grenzenlose Jubel der Tifosi würde sicher dazu beitragen.