Titelkampf in der Formel 1 Formel 1: Wer oder was kann Lewis Hamilton stoppen?

Stand: 22.11.2021 20:15 Uhr

Dank seines gegen Saisonende überlegenen Rennautos scheint Lewis Hamilton derzeit Favorit auf den WM-Titel in der Formel 1 zu sein. Oder ziehen Max Verstappen und Red Bull noch einen Trumpf?

Acht Punkte Vorsprung hat Max Verstappen im WM-Titelkampf in der Formel 1 vor Lewis Hamilton. Und noch 52 Zähler sind in den beiden letzten Rennen der Saison 2021 zu vergeben. Alles ist offen. Aber der Favorit ist derjenige, der aktuell noch zurückliegt nach Punkten. Denn der siebenmalige Weltmeister hat zum entscheidenden Zeitpunkt das richtige Auto - und den Rennoverall gegen einen Kampfanzug ausgetauscht.

"Lewis ist voll da, brutal, kaltblütig. Wenn ihm Widrigkeiten begegnen, ist er in der Lage, die Kräfte eines Superhelden zu entwickeln." So beschreibt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff Hamiltons Verfassung. Er spricht von "Martial Arts", wenn es um den Umgang der konkurrierenden Lager geht. Damit meint der Stratege nicht nur, was derzeit auf den Rennstrecken los ist. Denn auch hinter den Kulissen wird kräftig gefightet.

Dabei geht es zum einen um die Technik der Boliden und zum anderen um die Fahrweise der beiden Kontrahenten. Red-Bull-Teamchef Christian Horner beklagt sich über den "nicht normalen Speed" von Mercedes und unterstellt damit unterschwellig Manipulationen an Heckflügel und Motor. Mercedes wiederum beschwert sich über unfaire Fahrmanöver von Verstappen, zum Beispiel gegen Hamilton in Brasilien. "Popcorn bitte!", rufen die Fans, die Show scheint perfekt zu sein. Und noch bewegt sich alles im fairen Rahmen.

Die internationale Presse ist begeistert

Die internationale Presse jedenfalls sieht den spannendsten WM-Kampf seit Jahren mit großem Wohlwollen. Die italienische "Gazzetta dello Sport" beispielsweise schreibt von einem "... Schlussspurt mit Herzklopfen. Der Löwe Lewis Hamilton ist aufgewacht und macht jetzt wirklich Angst", auch "La Repubblica" gefällt der sich zuspitzende Kampf: "Ein verwundeter Löwe, der zurückkehrt (Lewis Hamilton)" und "ein übermütiger Junge, der patzt, bestraft wird und sich aber nicht ergibt (Max Verstappen)." Vermutlich muss es so sein, dass die Sprache vor dem Showdown im WM-Kampf martialischer wird.

Die Fahrer bleiben (ziemlich) gelassen

Doch die Fahrer selbst scheinen den Nahkampf ihren Chefs zu überlassen, die unverhohlen gegeneinander ätzen. Von Aufkündigung der Diplomatie war da die Rede (Wolff), Horner legte absolut keinen Wert darauf, mit dem Mercedes-Verantwortlichen Essen zu gehen.

Hamilton greift lieber leise - wie es die Fans von ihm gewohnt sind - in die Psychokiste. Nach seinem Erfolg in Katar machte er sich ganz allgemein über die Konkurrenz lustig: Es sei "ein einsames Rennen da vorne" gewesen und er freue sich jetzt schon auf die TV-Aufzeichnung, weil er sehen wollte, "was hinter mir so alles geschehen ist". Kleine, wenn auch ziemlich harmlose Nadelstiche gegen Verstappen.

Der seinerseits staunte über die plötzliche technische Überlegenheit von Mercedes in Katar: "Wir geben nicht auf, aber sicher hat uns dieses Wochenende die Geschwindigkeit gefehlt." Allerdings setzte er - und das könnte den einen oder anderen Fan aufhorchen lassen - auf höhere Gewalt: "In zwei Rennen können viele Dinge passieren ...", sagte Verstappen vieldeutig und schickte hinterher: "... die nichts mit dem Tempo des Autos zu tun haben."

Schumacher: "Max hat unter normalen Umständen keine Chance"

Doch spätestens nach dem Sieg in Katar ist das Momentum trotz des kleinen Rückstands wieder auf der Seite Hamiltons, der es nun schon auf unglaubliche 102 Grand-Prix-Erfolge bringt. "Mercedes hat derzeit das stabilere Paket. Max gibt alles und zeigt, wie gut er ist. Doch unter normalen Umständen hat er keine Chance", sagte "Sky"-Experte Ralf Schumacher. Der Ex-Formel-1-Pilot sprach aus, was viele Motorsportfans denken. Hamilton ist in dieser Form und mit diesem Auto wohl nicht zu schlagen.

Verstappen abschreiben?

Ob es klug ist, Verstappen zum jetzigen Zeitpunkt abzuschreiben? Der 24-Jährige hat (noch) alle Trümpfe in der Hand und könnte bereits beim nächsten Rennen in Dschidda/Saudi-Arabien am 5. Dezember Weltmeister werden. Und wenn nicht dort, dann beim Saisonfinale in Abu Dhabi am 3. Advent. Theoretisch und praktisch aus eigener Kraft. Und warum sollte Red Bull mit Motorenpartner Honda nicht noch ein Ass aus dem Ärmel ziehen?

Hamilton hingegen braucht mindestens beide restliche Rennen, um seinen achten Triumph perfekt zu machen. Voraussetzung für alle Annahmen: Es dürfen keine Quarantänen, Rennabsagen oder sonstige Unvorhersehbarkeiten eintreten.

So wird Max Verstappen beim GP von Saudi-Arabien Formel-1-Weltmeister
Verstappen gewinnt und holt den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde, Hamilton wird maximal Sechster.
Verstappen gewinnt ohne schnellste Rennrunde, Hamilton wird maximal Siebter.
Verstappen wird Zweiter und holt den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde, Hamilton wird maximal Zehnter.
Verstappen wird Zweiter ohne schnellste Rennrunde, Hamilton bleibt ohne Punkte.