Motorsport | Formel 1 Verstappen bleibt Formel-1-Weltmeister - keine Mercedes-Berufung

Stand: 16.12.2021 20:14 Uhr

Mercedes wird den ersten WM-Titel von Max Verstappen in der Formel 1 nicht mehr anfechten und verzichtet auf den Gang vor das Berufungsgericht des Internationalen Automobilverbandes. Mercedes-Sportchef Toto Wolff sagte zu Hamiltons Niederlage aber auch: "Wir werden nie darüber hinwegkommen."

Den Verzicht auf die Berufung gab das Team des in der letzten Runde beim Großen Preis von Abu Dhabi geschlagenen Lewis Hamilton am Donnerstag (16.12.2021) bekannt. "Wir ziehen hiermit unsere Berufung zurück", hieß es in der Mercedes-Mitteilung.

Unmittelbar nach dem Triumph des Red-Bull-Piloten Verstappen vor Hamilton hatten die "Silberpfeile" auf dem Yas Marina Circuit zwei Proteste eingereicht. Beide waren von den Rennkommissaren abgeschmettert worden. Daraufhin hatte das Team den Formalien entsprechend eine Absichtserklärung für eine Berufung hinterlegt und 96 Stunden Zeit, diesen Schritt auch tatsächlich zu unternehmen.

Wolff: "Wir werden niemals darüber hinwegkommen"

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sagte am Donnerstag: "Lewis und ich sind desillusioniert im Moment. Wenn wir die fundamentalen Prinzipien des Sports außer Acht lassen und die Stoppuhr nichts mehr wert ist, weil es willkürliche Entscheidungen gibt, dann beginnt man zu hinterfragen, ob all die Arbeit, Blut, Schweiß und Tränen es wert sind."

Der Österreicher ergänzte: Es könne einem "willkürlich alles weggenommen werden. Wir werden niemals darüber hinwegkommen, das ist nicht möglich."

Umstrittene Safety-Car-Phase

Bei den Protesten am Rennabend ging es zum einen um das Verhalten von Verstappen in der entscheidenden Safety-Car-Phase, zum anderen um Anweisungen von Rennleiter Michael Masi. Verstappen hatte von den Maßnahmen so profitiert, dass er auf der letzten Runde die Chance zum Überholen von Hamilton bekommen und diese zu seinen ersten Titel mit 24 Jahren auch genutzt hatte.

Mercedes zieht den Hut vor Hamilton

"Obwohl die Fahrer-Weltmeisterschaft nicht das Ende gefunden hat, das wir uns gewünscht haben, möchten wir abschließend festhalten, dass wir nicht stolzer auf unser Team sein könnten", teilte Mercedes mit und ergänzte in Richtung Hamilton: "Lewis, du bist der größte Rennfahrer in der Geschichte der Formel 1 und du hast dir in jeder einzelnen Runde dieser unglaublichen Saison die Seele aus dem Leib gefahren. Du bist ein tadelloser Sportsmann und ein Vorbild für Millionen von Menschen überall auf der Welt. Wir ziehen unseren Hut vor dir."

Verstappen: "Niemand kann uns das wegnehmen"

Wolff vergaß trotz aller Enttäuschung Verstappen nicht: Der sei "ein würdiger Gewinner, ein Champion." Verstappen hatte sich derweil nicht mit den rechtlichen Schritten des Rivalen beschäftigt, er feierte lieber. "Wir hatten eine richtig gute Zeit, weil wir wussten, dass wir es auf der Strecke gewonnen haben. Niemand kann uns das wegnehmen", sagte der 24 Jahre alte Niederländer am Donnerstag bei der FIA-Gala in Paris.

Mitleid mit dem entthronten Hamilton habe er nicht: "Aber ich verstehe, dass es sehr schmerzhaft für ihn ist. Aber so ist Racing, alles kann passieren." Zu Spekulationen über einen Rücktritt des Briten meinte er: "Ich sehe keinen Grund, warum er aufgeben sollte."

"Wie in einem totalitären Regime"

Unterdessen haderte Wolff traf vor allem mit der Machtlosigkeit gegen die Entscheidungen: "Du bist einer Situation ausgesetzt, die du nicht ändern kannst. Es ist wie in einem totalitären Regime und dann auch noch gegen jede Regel." Hamilton, der sich bis heute nicht geäußert hat, sei "hin- und hergerissen. Das Schweigen ist da, weil die Worte fehlen." Die Anfeindungen in den sozialen Medien gegen Mercedes, Hamilton und seine Person beschäftigen Wolff aber nicht: "Am Ende des Tages geht mir das am Hut vorbei."

Für Wolff geht es vielmehr darum, zu regeln, wie solche Situationen künftig unterbunden werden können: "Dem Sport wurde viel Schaden zugefügt, das darf nicht wieder passieren." In diesem Zusammenhang begrüßte Mercedes die Entscheidung der FIA, eine Kommission ins Leben zu rufen, um die Geschehnisse in Abu Dhabi gründlich zu analysieren.