Führungskrise im DOSB DOSB-Präsident Hörmann gibt Rücktritt bekannt

Stand: 16.06.2021 20:15 Uhr

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat seinen Rücktritt angekündigt und den Weg für Neuwahlen im Dezember freigemacht.

Wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) am Mittwochabend (16.06.2021) mitteilte, wird sich Hörmann auf der ordentlichen Mitgliederversammlung im Dezember nicht mehr zur Wahl stellen. Seine Amtszeit endet somit nach acht Jahren. Auch der Vizepräsident für Wirtschaft und Finanzen, Kaweh Niroomand, wird sich nicht erneut zur Wahl stellen.

Hörmann: "DOSB braucht Stärke und Geschlossenheit"

Hörmann wolle den Weg frei machen für einen Neuanfang an der Spitze des Dachverbandes, hieß es in der Mitteilung. "Der DOSB und der gesamte Sport brauchen Stärke und Geschlossenheit, um weiterhin erfolgreich agieren und die Interessen der Mitgliedsorganisationen vertreten zu können", sagte Hörmann. "Das Wohl des deutschen Sports muss immer über den Ambitionen und Zielen der handelnden Personen stehen." Ob die vier weiteren Vizepräsidenten sich erneut zur Wahl stellen, werden diese zu gegebener Zeit bekanntgeben, hieß es weiter.

Das Präsidium werde in den kommenden Monaten einen geordneten Übergang vorbereiten und alles dafür tun, die Athleten bestmöglich bei den Olympischen und Paralympischen Spielen in Tokio zu unterstützen. Offen blieb, ob Hörmann das deutsche Team als Delegationsleiter mit nach Tokio begleiten wird.

Druck auf Hörmann von der Ethikkommission

Mit der Ankündigung von Neuwahlen hält sich der Dachverband des deutschen Sports nun doch an die Empfehlungen der während der Führungskrise eingesetzten Ethikkommission. Zunächst hatte der DOSB eine Vertrauensabstimmung über die Präsidiumsmitglieder im September ins Auge gefasst und war dafür von Athleten, aus der Politik und von den Landessportbünden kritisiert worden.

Führungskrise nach anonymen Anschuldigungen gegen Hörmann

Nun habe das DOSB-Präsidium einstimmig entschieden, wie es in der Mitteilung hieß, auf die angekündigte Vertrauensabstimmung zu verzichten und doch im Dezember vorgezogene Neuwahlen durchzuführen. Zuletzt hatte sich schon angedeutet, dass der DOSB zum Einlenken bereit ist und erneut über die Empfehlungen der Ethikkommission beraten wollte.

Die Führungskrise war durch einen anonymen Brief, der vermutlich aus der Belegschaft des Verbandes stammt, an die Öffentlichkeit gelangt. In dem Schreiben wurden explizite Vorwürfe gegen Hörmann wegen mangelnder Führungsqualitäten ("Kultur der Angst") erhoben. Zudem ist von fehlendem Respekt und Fairplay gegenüber Verbandsangestellten die Rede sowie einer teilweisen Missachtung von Corona-Regeln in der Frankfurter Zentrale. Daraufhin hatten Präsidium und Vorstand des DOSB die Ethikkommission unter dem Vorsitz des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maizière gebeten, die Anschuldigungen zu untersuchen.

Rücktrittsforderungen auch von Verbandsspitzen

Der Widerstand gegen die DOSB-Spitze um den seit 2013 amtierenden Präsidenten Hörmann war zuletzt immer stärker geworden, begleitet von Rücktrittsforderungen an die Adresse von Hörmann. Auch Spitzenfunktionäre wie Martin Engelhardt, Präsident der Deutschen Triathlon-Union, hatten zuletzt einen Rückzug Hörmanns und baldige Neuwahlen gefordert.