Dietrich Mateschitz

Dietrich Mateschitz ist tot Nachruf auf den Red-Bull-Gründer - Verlieren verboten

Stand: 23.10.2022 20:32 Uhr

Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ist tot. Der österreichische Multimilliardär starb im Alter von 78 Jahren. Ein Nachruf.

Den Tod des Multimilliardärs meldete am späten Samstagabend (22.10.2022) zunächst das Motorsport-Fachmagazin "Speedweek", eine Publikation des Red-Bull-Konzerns. Der Österreicher sei "einer langen, schweren Krankheit" erlegen.

Im Rahmen des Großen Preises der Formel 1 in den USA bestätigte dann auch Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko den Tod seines langjährigen Wegbegleiters. "Wir wussten, dass er in einem schwierigen gesundheitlichen Zustand war", sagte Marko bei "Sky": "Nachdem es jetzt eingetreten ist, ist es trotzdem unfassbar, dass eine so große Persönlichkeit abtreten musste." Mateschitz sei "einmalig" gewesen, "aber er war ein bescheidener Mensch".

Zuletzt hatte es bereits Berichte gegeben, denen zufolge Mateschitz an Krebs erkrankt war. Er hatte einen großen Teil seines Vermögens in den Sport investiert, vor allem in die Formel 1 und mehrere Fußball-Teams wie DFB-Pokalsieger RB Leipzig und Red Bull Salzburg.

Sport als Marketing-Instrument

Als Mateschitz den Sport als Marketing-Instrument für sein Brauseunternehmen entdeckte, veränderte das die Welt der professionellen Leibesübungen. Es ist bekannt, dass es für ihn quasi keine Grenzen geben durfte. Der Erfolg seines Brauseunternehmens gründete sich auch auf der Überzeugung seines Gründers, überall ganz vorn zu stehen, wo er es wirklich wollte.

Umso schwerer dürfte für den in der österreichischen Steiermark geborenen Unternehmer vor Jahresfrist die Einsicht gewesen sein, in dieser einen Wette dann doch zu verlieren. Mit Uli Hoeneß hatte Mateschitz 2018 gewettet, dass "sein" Klub RB Leipzig bis 2021 mindestens einmal deutscher Fußballmeister sein würde. Daraus wurde bekanntlich nichts.

1984: Ein Brauseunternehmen bekommt Flügel

Niederlagen kamen für Mateschitz eigentlich nicht in Frage, als er sich Ende der 1990er Jahre entschloss, den Sport als hauptsächliches Marketing-Instrument seiner Firma zu nutzen. 1984 hatte er mit der thailändischen Unternehmerfamilie Yoovidhya das Brauseunternehmen "Red Bull GmbH" gegründet.

Nach einer langwierigen Zulassungsphase kam "Red Bull" 1987 in den Handel und es begann eine Erfolgsstory, die ihresgleichen sucht. Der neu geschaffene Begriff "Energy Drink" war bald in aller Munde, und Mateschitz hatte nicht nur ein innovatives Produkt, sondern ein völlig neues Getränkesegment kreiert.

Strategie: 40 Prozent für Werbung

In Deutschland wurde die Nachfrage noch dadurch angeheizt, dass der Drink bis April 1994 nur auf dem Schwarzmarkt gehandelt wurde, da er bis dahin nicht zum Verkauf zugelassen war. Die Kennzeichnung der Inhaltsstoffe - der Saft enthält neben Koffein und reichlich Zucker die Aminosäure Taurin - entsprach zunächst nicht den deutschen Normen.

Charakteristisch für die Unternehmensstrategie des als Marketing-Genie geltenden Mateschitz waren die hohen finanziellen Aufwendungen für die globale Verbreitung des Markennamens. 40 Prozent des Umsatzes sollten stets ins Marketing investiert werden.

Kritik an riskanten Events und politischer Ausrichtung

Dabei setzte das Unternehmen äußerst massiv auf das Sponsoring von außergewöhnlichen Sport-Events und mehreren hundert Einzelsportlern, darunter anfangs vor allem Extremsportler wie Drachenflieger, Bergsteiger und Fallschirmspringer, dann aber auch Skirennfahrer, Snowboarder und Surfer.

Kritik an den oftmals hochriskanten Sportarten, in und mit denen Red Bull für sich wirbt, gab es auch immer wieder, da es bei Werbedrehs auch schon zu tödlichen Unfällen und Stürzen kam. Die ARD-Dokumentation "Die dunkle Seite von Red Bull" berichtete 2013 von sechs Sportlern, die mit Unterstützung von Red Bull ihrem gefährlichen Sport nachgegangen waren und starben.

Nebenbei baute Mateschitz ein Medienimperium auf. Auch das blieb nicht frei von Kritik: Der hauseigene Sender ServusTV bot Verschwörungstheoretikern und Querdenkern eine Plattform. Auch Mateschitz selbst polarisierte mit seinen mitunter rechtspopulistischen Ansichten: So kritisierte er 2017 in einem seiner seltenen Interviews die Migrationspolitik in Europa ("Hätten Grenzen schließen müssen").

2005: Mateschitz kauft Austria Salzburg

Seine Liebe zum Fußball hatte Mateschitz erst relativ spät entdeckt. 2005 kaufte er den Fußballklub Austria Salzburg und benannte ihn in Red Bull Salzburg um. Er verpasste dem Verein professionelle Strukturen und investierte viele Millionen in den Kauf von Trainern und Spielern.

Nachdem er 2006 für angeblich fast 30 Millionen US-Dollar den New Yorker Profiklub Metro Stars übernommen und in der nordamerikanischen Major League Soccer (MLS) unter dem Namen Red Bull New York an den Start gebracht und 2007 in Brasilien ebenfalls einen Klub installiert hatte, wurde Mateschitz 2009 auch im deutschen Fußball aktiv: Er gründete aus der ausgegliederten Fußballabteilung des Vorstadtvereins SSV Markranstädt den neuen Klub RasenBallsport (RB) Leipzig.

Rangnick bringt Leipzig voran

Als erklärtes Ziel des Projektes wurde der Durchmarsch in die erste Bundesliga genannt. Dazu wurde 2012 Ex-Bundesligatrainer Ralf Rangnick zunächst als Sportdirektor für Salzburg und Leipzig installiert, ehe er sich dann ganz auf den deutschen Red-Bull-Ableger konzentrierte.

Tatsächlich konnte RB Leipzig unter Rangnick im Frühjahr 2016 den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse perfekt machen und damit den Durchmarsch aus der Oberliga innerhalb von nur sieben Jahren feiern. Schon in der ersten Bundesliga-Saison qualifizierte sich das Team für die Champions League.

Erfolge in der Formel 1

Einer der wichtigsten Bereiche im Sportsponsoring von Red Bull war allerdings schon immer der Motorsport. Bereits 1995 hatte sich Mateschitz mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit in das Schweizer Team Sauber eingekauft. Sein Engagement weitete er ab 2004 deutlich aus.

Er erwarb das Formel-1-Team Jaguar (seither als "Red Bull Racing Team" fahrend), 2005 zudem das Minardi-Team (fortan: "Scuderia Toro Rosso") und wurde damit der erste Besitzer gleich zweier Rennställe in der Motorsport-Königsklasse. In der Formel-1-Saison 2010 triumphierte das Red Bull Team um den deutschen Fahrer Sebastian Vettel und gewann sowohl in der Konstrukteurs- als auch in der Fahrerwertung die Weltmeistertitel.

Verlieren verboten

Was allerdings passiert, wenn man sich seinem Willen widersetzt, bekamen im Jahr 2016 die Mitarbeiter von "Servus TV" zu spüren. Als man dort einen Betriebsrat gründen wollte, drohte er kurzerhand mit der Auflösung des Senders.

Verlieren war halt nicht sein Ding. Und wenn es dann doch sein musste, durfte der Einsatz nicht zu hoch sein. Von daher passte die Wette mit Uli Hoeneß ins Bild: Mateschitz hatte dabei ein Bier verloren.