Corona-Pandemie Kommentar - keine stichhaltigen Argumente gegen Rückkehr der Fans

Stand: 25.01.2022 10:31 Uhr

Der Profisport muss weiter mit nur ganz wenigen Fans planen. Die Politik übergeht den Appell des Profisports, dabei wäre eine Öffnung der Stadien und Hallen nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen geboten. Ein Kommentar.

Die Bitte ist überhört worden, im Grunde genommen sogar ignoriert. "Klare, praktikable und vor allem nach vorne gerichtete Lösungen" hatte der Zusammenschluss der vier großen Sportverbände aus Fußball, Basketball, Handball und Eishockey in einem Appell an die Politik gefordert.

"Ligen und Clubs brauchen Planungssicherheit, Verlässlichkeit - und, wie sicherlich die gesamte Gesellschaft, einen Ausblick, der uns in die Zukunft führt", heißt es weiter in dem Brief.

Das Gegenteil von "klar"

Große Teile des deutschen Profisports setzten ihre Hoffnung in die Konferenz der Bundesregierung mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der 16 Bundesländer. Sie wurden bitter enttäuscht, denn der Beschluss ist in weiten Teilen das genaue Gegenteil von "klar".

Zu den "überregionalen Großveranstaltungen" heißt es lediglich, dass die bislang vor allem durch Alleingänge aufgefallenen Länder bis zum 9. Februar eine "einheitliche Regelung" finden sollen. Der konkreten Frage, was dies in Zuschauerzahlen bedeute, wich Bundeskanzler Olaf Scholz am Montag (24.01.2022) aus.

Einen Tag später stellte sich heraus, dass die Zuversicht des Bundeskanzlers hinsichtlich einer einheitlichen Regelung naiv war. Bayern erlaubt bis zu 10.000 Zuschauer, Niedersachen nur 500.

"Das versteht kein Mensch mehr"

Hans-Joachim Watzke, seit dem Abgang von Christian Seifert und Karl-Heinz Rummenigge die gewichtigste Stimme im deutschen Profisport, ließ schnell seinen Unmut verbreiten. "Das versteht kein Mensch mehr", klagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, dass der Freiluftsport Fußball weiter vor nahezu leeren Rängen ausgetragen werden soll.

Selbst mit 10.000 Fans hätte Hans-Joachim Watzke vermutlich ein Problem. Die seit dem Abgang von Christian Seifert und Karl-Heinz Rummenigge gewichtigste Stimme im deutschen Profisport ließ am Montag schnell ihren Unmut verbreiten.

Es gibt keine schlagkräftigen Argumente dafür, warum bei Heimspielen des BVB nicht gut 30.000 Zuschauer unter einer 2G-Plus-Regelung erscheinen dürfen. Das wäre eine 50-prozentige Auslastung bei ausschließlich Sitzplätzen und angesichts von allem Wissen, dass Expertinnen und Experten nach zwei Jahren Pandemie angesammelt haben, zu vertreten.

Keine stichhaltigen Argumente

Ja, aber der ÖPNV. Ja, aber die Fans, die sich in den Armen liegen.

Das sind die Argumente, die reflexartig von Gegnerinnen und Gegnern einer Öffnung vorgebracht werden. Beide sind nicht stichhaltig, denn ein gut ausgelasteter ÖPNV wird an jedem Werktag - zu Recht - toleriert. Dass Fußballfans in der Kurve pauschal als unvernünftig betrachtet werden, ist sogar üble Nachrede.

Schleichende Entwöhnung

Der Fußball, der Profisport allgemein, braucht seine Fans in den Stadien und Hallen zurück. Auch, weil er - besonders bei den Hallensportarten - dringend auf die Ticketeinnahmen angewiesen ist. Zu kurz kommt allerdings, dass sich die schleichende Entwöhnung fortsetzt. Die Bindung zum Sport, zu den Klubs leidet. Dass nach der zwischenzeitlichen Zulassung von vergleichsweise vielen Zuschauern wieder Geisterspiele übertragen werden, ist ein psychologischer Tiefschlag nach zwei Jahren Pandemie.

Der Fußball erntete, auch von der Sportschau, heftige Kritik ob seiner - von ihm stets zurückgewiesenen - Sonderrolle im Frühjahr/Sommer 2020. Inzwischen sieht es so aus, als wolle die Politik Pluspunkte sammeln, indem sie den Fußball in die Schranken weist. Die Voraussetzungen haben sich grundlegend geändert.

Genug der Rücksicht und Solidarität

Jede und jeder Erwachsene hatte inzwischen ausreichend Gelegenheit, sich mit äußerst wirksamen Impfstoffen gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung zu schützen. Eine "zu große Impflücke" bei den Menschen, die älter als 50 Jahre sind, ist das Problem. So steht es in dem Beschluss der Regierungen vom 24. Januar.

Dieses Problem wird bestehen bleiben ob des Starrsinns dieser Menschen, dem keine noch so gute Impfkampagne etwas entgegenzusetzen hat. Unter diesem Starrsinn sollte nach all der Rücksicht und Solidarität, die von der großen Mehrheit der Bevölkerung ausgeübt wurde, niemand mehr leiden. Auch nicht der Profisport, auch nicht der Fußball.

Hinweis: Der Kommentar wurde aufgrund der Entwicklungen in Bayern und Niedersachsen aktualisiert.