Corona | Zuschauerbeschränkungen Mehr Fans in den Hallen, aber nicht überall

Stand: 04.02.2022 13:35 Uhr

Auch bei Indoor-Sportarten wie Basketball, Eishockey oder Handball sollen nach den jüngsten Corona-Beschlüssen wieder mehr Zuschauer in die Hallen dürfen. Für Ärger sorgen aber die nach wie vor bestehenden regionalen Unterschiede.

Die Lockerungen der Zuschauerbeschränkungen im Sport lösten auch beim Deutschen Basketball-Bund (DBB) große Erleichterung aus. Die deutschen Basketballer treten am 28. Februar in Heidelberg gegen Israel an. Ein wichtiges Heimspiel in der WM-Qualifikation, bei dem noch bis vor wenigen Tagen eine Geisterkulisse gedroht hätte. Doch nach den jüngsten Corona-Beschlüssen aus der Politik darf der DBB für das Länderspiel nun 2500 Karten verkaufen. "Das sind natürlich hervorragende Nachrichten. Wir freuen uns auf die Kulisse", sagte DBB-Vizepräsident Armin Andres und versprach gleich mal einen "basketballerischen Leckerbissen".

Neue Beschlüsse: Maximal 4000 Zuschauer erlaubt

Nicht nur im Fußball, auch aus den großen Hallen-Sportarten war in den vergangenen Wochen die Kritik immer lauter geworden an den strengen Corona-Auflagen, die unter geschlossenem Dach oft nur wenige Hundert Fans zuließen. Die Profibetriebe aus dem Basketball, Eishockey und Handball sind in einem weitaus größeren Maße auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Angefacht wurde das Unverständnis zuletzt auch durch die unterschiedlichen Regelungen in den einzelnen Ländern.

Die Regierungsspitzen der Bundesländer verständigten sich nun am Mittwoch (02.02.2022) auf eine bundesweite einheitliche Regelung: Künftig soll bei Indoor-Sportveranstaltungen wieder eine Auslastung von 30 Prozent erlaubt sein, maximal dürfen 4.000 Zuschauer in die Halle. Voraussetzung dafür ist, dass die Klubs für den Einlass eine 2G- oder 2Gplus-Regelung durchsetzen, vorgeschrieben ist für die Fans auch weiterhin das Tragen einer medizinischen Maske.

Niedersachsen macht bei Lockerungen nicht mit

Die Umsetzung der Beschlüsse obliegt allerdings weiter den Ländern. Einige von ihnen, etwa Nordrhein-Westfalen, haben ihre Coronaschutzverordnungen bereits entsprechend angepasst, andere wiederum noch nicht. Grundsätzlich können die Landesregierungen auch weiterhin von den Berliner Beschlüssen abweichen.

Das Land Niedersachsen etwa hat bereits angekündigt, die Lockerungen nicht mitzumachen und bei einer Obergrenze von 500 Fans zu bleiben. Eine Änderung der Landesverordnung ist nicht vor der nächsten Bund-Länder-Konferenz am 16.Februar geplant, hieß es aus der Staatskanzlei in Hannover, wo auch der Handball-Bundesligist Hannover-Burgdorf zuhause ist. Davon betroffen sind aus der Basketball-Bundesliga auch Göttingen und Oldenburg sowie der DEL-Klub aus Wolfsburg. Etwas weiter nördlich, in Hamburg, dürfen die Basketballer der Hamburg Towers und Handball-Bundesligist HSV Hamburg dafür wieder vor maximal 2.000 Zuschauern spielen, wie der Hamburger Senat mitteilte.

Schlechte Stimmung in der BBL

"Das ist eine Katastrophe, ich kann dies zu 0,0 Prozent nachvollziehen", sagte Frank Meinerzhagen, Geschäftsführer von Göttingens Basketballern, im Göttinger Tabeblatt und beklagte die "fehlende Perspektive". Dementsprechend schlecht sei auch die Stimmung in der Videoschalte der Klubvorstände mit der BBL-Zentrale nach den neuesten Beschlüssen gewesen, berichtete Meinerzhagen.

Von der erhofften, einheitlichen Zuschauer-Regelung ist der Profisport also weiter entfernt, auch weil einzelne Länder die Lockerungen unterschiedlich schnell umsetzen: In Hessen etwa sollen sie ab dem kommenden Montag gelten. Für die Handballer aus Wetzlar und den BBL-Klub aus Frankfurt, die am Wochenende Heimspiele bestreiten, kommt dies knapp zu spät.

Freude in Kiel: "Geisterspiele vom Tisch"

In Schleswig-Holstein, Heimat der beiden Handball-Großklubs aus Flensburg und Kiel, hat Ministerpräsident Daniel Günther angekündigt, dass die Lockerungen in seinem Land ab dem 9. Februar in Kraft treten werden. Der THW Kiel könnte seine Arena bei den kommenden Heimspielen gegen Montpellier (23. Februar) und Erlangen (27.2.) damit wieder zu 30 Prozent auslasten.

"Über allem steht die Freude, dass das Thema Geisterspiele wohl vom Tisch ist", sagte Viktor Szilagyi, Geschäftsführer von Handball-Rekordmeister THW Kiel.

Große Herausforderungen für die Klub-Organisationen

Die Lockerungen stellen die Klubs dennoch vor "große organisatorische Herausforderungen", betonte Andreas Oettel, Geschäftsführer von Ratiopharm Ulm, "weil die Zahl unserer Saisonabonnenten die zugelassene Zuschauerzahl erheblich übersteigt". 

Den Verantwortlichen des BBL-Klubs, der am Wochenende gegen Oldenburg wieder vor 2500 Fans spielen darf, dürfte es dabei zugutekommen, dass sie mit der Zuteilung der Karten schon in der vergangenen Woche, vor den neuen Lockerungsbeschlüssen, begonnen hatten. Die Arena steht am anderen Donau-Ufer in Neu-Ulm, und damit schon auf bayerischem Staatsgebiet. Dadurch konnte der Klub, eigentlich in Baden-Württemberg zuhause, von der bayerischen Ausnahmeregelung profitieren: Die Staatskanzlei von Ministerpräsident Markus Söder hatte schon vor den länderübergreifenden Corona-Beschlüssen im Alleingang per Verordnung eine maximale Hallenauslastung von 25 Prozent erlaubt.

Aber auch Baden-Württemberg gehörte zu den Ländern, die den länderübergreifenden Beschlüssen vorgegriffen hatten. Die Corona-Schutzverordnung hatte bereits am 29. Januar eine Zuschauer-Auslastung von 50 Prozent bei Sport-Veranstaltungen in der Halle erlaubt. Vor allem in der BBL, wo besonders viele Klubs aus den beiden großen südlichen Bundesländern zuhause sind, stießen die großen Unterschiede zwischen den Standorten zuletzt ins Auge: Etwa bei den Spielen von Meister Alba Berlin, wo mit weniger als 2000 Zuschauern in der riesigen Arena am Ostbahnhof nur wenig Heimspiel-Atmosphäre aufkommen konnte.

DEL profitiert von Spielpause wegen Olympia

Der Berliner Senat will nach Medienberichten seine Corona-Verordnung in der kommenden Woche anpassen. Dann dürfen bei den Spielen der Alba-Basketballer und der Eisbären Berlin immerhin wieder 4000 Zuschauer in die Halle. Die Eisbären, deutscher Eishockey-Meister, können die Entscheidungen der Politik noch etwas gelassener verfolgen - sie haben wegen der Olympischen Spiele wie die komplette DEL noch bis zum 18. Februar spielfrei.