Corona-Krise Voraussichtlich wieder Geisterspiele für deutschen Profisport

Stand: 20.12.2021 21:00 Uhr

Eine Beschlussvorlage für den Bund-Länder-Gipfel am Dienstag (21.12.2021), die auch dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, lässt den deutschen Profisport zittern. Es wird nach Weihnachten wohl auf Geisterspiele hinauslaufen.

In der Beschlussvorlage für das Bund-Länder-Treffen heißt es, dass "überregionale Sport-, Kultur- und vergleichbare Großveranstaltungen" ab dem 28. Dezember ohne Zuschauer stattfinden sollen. Bedeutet: Geisterspiele. Für viele finanziell angeschlagene Vereine wäre das der Super-GAU. Zuletzt hatten Stadien und Hallen in einigen Bundesländern zumindest teilweise belegt werden dürfen.

Watzke gegen Geisterspiele

Hans-Joachim Watzke hatte zuvor noch vor einer "Symbolpolitik" gewarnt. "Der Profifußball in Deutschland hat als Freiluftveranstaltung mit schon jetzt deutlich reduzierten Zuschauerkapazitäten ein bewährtes, schlüssiges Konzept", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund am Montag. Da war von Geisterspielen noch keine Rede - wenig später wurde der Beschlussentwurf noch einmal aktualisiert.

Bohmann: Wollen uns nicht an Panik beteiligen

Auf die viel zitierte frische Luft kann sich Frank Bohmann nicht berufen. Für den Geschäftsführer der Handball-Bundesliga wäre ein Sport-Shutdown eine Katastrophe - er käme "einem Berufsverbot gleich", wie er sagt: "Es wird eine Panik verbreitet, da möchten wir uns nicht dran beteiligen. Es hilft uns nicht, den Teufel an die Wand zu malen." Bohmann warb für eine Allianz des Sports und dafür, weiter mit einer Stimme zu sprechen.

Tuchel und Klopp kritisieren Spielplan der Premier League

Für andere prangt der Teufel längst an der Wand, selbst im Fußball. Der Champions-League-Sieger FC Chelsea musste gegen den Willen seines deutschen Teammanagers noch spielen. "Wir reden darüber, unsere Spieler zu schützen und eine sichere Umgebung zu schaffen. Aber es ist nicht sicher", kritisierte Thomas Tuchel, für den der Zwang (trotz einiger Absagen) ein Irrsinn ist: "Wie soll das gestoppt werden, wenn wir alle im Bus sitzen und gemeinsam zu Abend essen?"

Die Liga will die Spiele weitestgehend durchpeitschen - Jürgen Klopp hält das für falsch. "Wir können nicht alles einfach durchdrücken", sagte der Teammanager des FC Liverpool, "wir spielen wieder am Mittwoch, am Sonntag und am Dienstag. Das ist unmöglich. Sollten wir eine Pause einlegen, kann ich damit leben."

Heidel: Das wird "alles sehr, sehr schwierig"

Und hierzulande? Die Deutsche Fußball Liga setzt auf engmaschige Beobachtung und die eindringliche Empfehlung zur Booster-Impfung. "Die Task Force Sportmedizin/Sonderspielbetrieb analysiert (...) selbstverständlich permanent, das gilt auch in Bezug auf die Omikron-Variante", teilte die DFL mit. 

Alle Klubs wurden daher nochmals "dringend" zu Auffrischungsimpfungen aufgefordert. Karl-Heinz Rummenigge, Ex-Vorstandschef von Bayern München, blickt dennoch sorgenvoll auf die nahende große Herausforderung. "Wie geht es weiter - und: Wie geht es finanziell weiter?", fragte er bei "Bild TV". Christian Heidel vom 1. FSV Mainz 05 befürchtet angesichts der "Horrorszenarien", dass "alles sehr, sehr schwierig wird".

Kein einheitliches Vorgehen

Der Umgang mit der Omikron-Welle ist im globalen Sport uneinheitlich. Die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL sagt ihre Spiele reihenweise ab, die NBA hingegen zieht noch halbwegs durch, obwohl viele Basketball-Stars in Quarantäne sitzen. Die National Football League zwingt ihre Teams, notfalls mit dem allerletzten Aufgebot zu spielen.

Auch in Europa ist vieles schwer zu verstehen. So hat London den Katastrophenfall ausgerufen - doch sofern gespielt wird, sind auf der Insel die Fußballstadien voll. Und im Londoner Alexandra Palace feiern Tausende Betrunkene eng an eng ohne Maske bei der Darts-WM, dort gilt die 3-G-Regel.

Keine Olympia-Fans aus dem Ausland

Derweil bleiben die Olympioniken optimistisch, dass die Winterspiele (4. bis 20. Februar) in Peking "ohne Sorgen" über die Bühne gehen können. "Auf Team D (...) wartet in China eine eigens eingerichtete, komplett abgeschottete Blase", teilte der Deutsche Olympische Sportbund dazu mit: "Zusätzlich dürfte es wirksam sein, dass Fans aus dem Ausland nicht anreisen dürfen. Wichtig wird auch unser eigener Beitrag sein - wir wollen mit einer bestmöglichen Impfquote und gut getestet anreisen."