Fußball | Corona-Pandemie Bei Geisterspielen - Klubchef aus der DEL fordert Verlegungen oder Staatshilfen

Stand: 30.11.2021 21:00 Uhr

Bald dürfte es im Profisport wieder viele Geisterpiele geben. Der Boss des DEL-Klubs Nürnberg Ice Tigers fordert für diesen Fall Spielverlegungen oder Entschädigungen des Staates. Der Chef der Handball-Bundesliga spricht sich gegen eine bundeseinheitliche Anordnung von Geisterspielen aus.

Noch waren Zuschauer erlaubt, auch in Bayern. Etwa 1.000 kamen am Dienstag (30.11.2021) zum Nachholspiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwischen den Nürnberg Ice Tigers und der Düsseldorfer EG. Bei einer erlaubten Auslastung der Halle von 25 Prozent hätte es fast das Doppelte sein können.

Bald werden aber wieder gar keine Fans erlaubt sein. Sollte am Donnerstag (02.12.2021) keine bundeseinheitliche Regelung für Geisterspiele beschlossen werden, wolle er es halt für den von ihm regierten Freistaat Bayern durchsetzen, kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) an.

Geisterpiele "unfair, unverhältnismäßig und falsch"

"Warum werden Versprechen getätigt und dann auch noch gebrochen?", fragt Wolfgang Gastner. Der Geschäftsführer der Ice Tigers zeigte sich im Gespräch mit der Sportschau erbost über die Pläne der Politik, die vermutlich schon bald nicht nur in Bayern umgesetzt werden. "Unfair, unverhältnismäßig und falsch", sei es, wieder Geisterspiele einzuführen, nachdem versprochen worden sei, für Geimpfte und von einer Coronainfektion Genese werde es keine Einschränkungen mehr geben.

"2G+ mit Maske ist Vollschutz"

Für die Nürnberger Partie gegen die DEG galt die Regel "2G+ mit Maske". Eintritt erhielten also nur Geimpfte und/oder Genesene, die zusätzlich einen negativen Antigentest vorweisen konnten und während des gesamten Aufenthalts in der Halle eine FFP2-Maske tragen mussten. "Vollschutz", nennt Gastner das, und unter diesen Bedingungen hielte er sogar eine Vollauslastung für angebracht, das wären gut 7.600 Zuschauer.

Die Ice Tigers kalkulierten für die Saison mit 3.000 Zuschauern pro Spiel. Die Partie gegen die DEG habe den Klub somit "etwa 30.000 bis 35.000 Euro" gekostet, jedes Geisterspiel würde den Klub um Einnahmen von 70.000 Euro bringen, rechnet Gastner vor: "Mit zwei Geisterspielen könnte ich leben. Aber sagen wir mal, dass die Regelung bis zum 6. Januar gelten würde, wären wir mit acht Heimspielen betroffen."

Er müsse auch an die Mitarbeiter des Klubs denken und fordert daher: "Dann müssen die Spiele eben verschoben werden." Das habe die DEL auch schon bei den Straubing Tigers gemacht.

Fraglich ist aber, ob dies die Zustimmung der Liga und der anderen Klubs finden würde, zumal es schon Terminschwierigkeiten wegen einiger Mannschaftsquarantänen gab, mit denen weiter gerechnet werden muss. Auch die Olympischen Spiele in Peking stehen im Februar auf dem Programm.

Denkmodelle

Theoretisch könnten die Klubs dann in Nachholspielen ohne ihre Nationalspieler antreten, auch eine Ligapause, bis die Pandemielage sich verbessert hat, wäre möglich. Denkmodelle, die bislang höchstens hinter verschlossenen Türen diskutiert wurden.

Für den Fall, dass die Zuschauer komplett bis ins neue Jahr hinein ausgeschlossen würden, fordert Gastner: "Dann müssen wir eine Entschädigung vom Staat bekommen. Sonst wird es sehr eng." Es sei ohnehin noch viel Geld in einem Topf an Coronahilfen, der nicht vollständig abgerufen worden sei, weil die Hilfen pro Klub gedeckelt gewesen seien.

"Jeder wird weiter sein eigenes Süppchen kochen"

Der deutsche Profisport, auch der Fußball, zittert wieder vor längeren Zuschauerausschlüssen und damit sinkenden Einnahmen. Im Hintergrund laufen viele Gespräche, wie sich die "Initiative Profisport Deutschland", ein Zusammenschluss von Deutscher Fußball Liga (DFL), Handball-Bundesliga (HBL), Basketball-Bundesliga (BBL) und DEL, bei einer bundeseinheitlichen Geisterspiel-Anordnung positionieren soll. "Ich kann mir keine bundeseinheitliche Regelung vorstellen und denke, dass jeder weiter sein eigenes Süppchen kochen wird", sagte Wolf Gastner.

Frank Bohmann hielt sich mit einer Prognose zurück. Der Chef der HBL sprach sich allerdings klar dagegen aus, in der gesamten Republik wieder die Zuschauer auszuschließen. "Einschränkungen sind bei den teilweise sehr hohen Inzidenzen sicher gerechtfertigt, und über allem steht die Gesundheit. Aber wir sollten - wie es ja auch gesagt worden war - nicht nur auf die Inzidenzen gucken und aus Hektik mit dem Hammer überall gleich draufhauen", so Bohmann, der auf die teilweise sehr unterschiedlichen Hospitalisierungsraten in den Bundesländern verwies.

Im Land Sachsen-Anhalt, in dem der SC Magdeburg als Tabellenführer der HBL beheimatet ist, lag sie am Dienstag bei 11,7 Hospitalisierungen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche. In Schleswig-Holstein mit dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt bei 4,1.