Sportpolitik | DOSB DOSB: CSU-Politiker Mayer kommt als Vize-Kandidat zurück

Stand: 03.12.2021 17:54 Uhr

Erst wollte Stephan Mayer Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) werden, dann zog er seine Kandidatur überraschend zurück. In Weimar will der parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium nun aber für ein Vizepräsidentenamt kandidieren.

Während zumindest der ehemalige internationale und nationale Tischtennis-Verbandspräsident Thomas Weikert und die Fechtpräsidentin Claudia Bokel als Bewerber für das Präsidentenamt beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) feststehen, ist für die fünf Vizeposten das Rennen noch voll im Gange.

Mehr Kandidaten als Plätze

Auf der Kandidatenliste für die Wahl am Samstag (04.12.2021) in Weimar stehen mehr Personen, als Plätze vorhanden sind. Sicher nominiert sind Verena Bentele, erfolgreiche Paralympics-Biathletin und Skilangläuferin, die ehemalige Bahnradsportlerin und Olympiasiegerin Miriam Welte aus Kaiserslautern, die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderturn-Stiftung, Kerstin Holze, Oliver Stegemann, Vorsitzender der Nichtolympischen Verbände, und Helmut Schmidbauer, Präsident des Bayerischen Tennisverbandes.

Der nordrhein-westfälische Landessportbundpräsident Stefan Klett will auch antreten. Ob das bisherige Frauen-Vize-Trio Uschi Schmitz, die sich zu einer weiteren Amtszeit öffentlich gar nicht geäußert hat, sowie Petra Tzschoppe und Gudrun Doll-Tepper Chancen auf eine Wiederwahl hat, ist eher unwahrscheinlich.

Mayers nächste Volte

Und Stephan Mayer? Er ist der Kandidat von Teamsport Deutschland und steht, wie der Sprecher der Spitzenverbände, Neustart-Koordinator und Basketball-Präsident Ingo Weiss auf Anfrage bestätigte, auch auf der Liste der Personen, die ins Präsidium des Sport-Dachverbandes wollen.

Das ist eine weitere überraschende Volte des CSU-Politikers aus Altötting. Nachdem die Findungskommission um den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff ihn als einen der potenziellen Kandidaten ausgemacht hatte, hielt Mayer am 14. November in Düsseldorf beim Schaulaufen der Kandidaten eine fulminante Rede, an deren Ende er dem DOSB einen Korb gab und damit für bedröppelte Gesichter sorgte.

Die Kandidatur für das Amt des DOSB-Präsidenten hatte Mayer mit der Begründung abgelehnt, ein Wahlkampf würde dem deutschen Sport in der jetzigen Situation mit all seinen offenen Konflikten nicht guttun und die Gräben noch weiter vertiefen. Mit seiner Kandidatur für einen der Vize-Posten trägt er nun aber selbst nicht unbedingt zur Befriedung bei.

Bundesregierung muss Wechsel genehmigen

Zumal er dem DOSB beim Neustart anfangs vielleicht gar nicht zur Verfügung stehen könnte, sollte er denn gewählt werden. Denn sein Wechsel vom politischen Entscheider in Sachen Spitzensport, für den er als parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium noch bis zur Vereidigung einer neuen Regierung zuständig ist, auf die Seite des Zuwendungs-Empfängers DOSB ist nicht sofort umzusetzen.

Schon bei seinem Anlauf aufs Präsidentenamt erklärte ein Regierungssprecher auf Anfrage der Sportschau, dass der eloquente CSU-Mann von der Bundesregierung erst eine Freigabe braucht. Denn: "Eine Pflicht zur Anzeige besteht, wenn ein amtierendes oder ehemaliges Mitglied der Bundesregierung beabsichtigt, innerhalb der ersten 18 Monate nach dem Ausscheiden aus dem Amt eine Erwerbstätigkeit oder sonstige Beschäftigung außerhalb des öffentlichen Dienstes aufzunehmen."

Bereits 2018 hat die Bundesregierung auf eine Anzeige des ehemaligen Bundesinnenministers Thomas de Maizière festgestellt, dass eine haupt- oder ehrenamtliche Tätigkeit beim DOSB nach Paragraph 6a, Absatz 1 des Bundesministergesetzes anzeigepflichtig ist. De Maizière sollte Vorsitzender der Ethikkommission des DOSB werden, was das "Karenzgremium", das solche Fälle überprüft und dann eine Empfehlung an die Bundesregierung gibt, befürwortete.

Mayer, der auch Bundestagsabgeordneter ist, hat nun, wie das Bundespresseamt erklärte, "der Bundesregierung seine Absicht angezeigt, anlässlich der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes am 4. Dezember 2021 in Weimar unter Umständen für das Amt eines Vizepräsidenten des DOSB zu kandidieren." Dabei, so der Regierungssprecher weiter, habe Mayer angekündigt, das Amt nur vorbehaltlich einer noch ausstehenden positiven Entscheidung der Bundesregierung anzunehmen.

Widerstand gegen Mayers Kandidatur

Vorher darf er laut Gesetz auch nicht aktiv werden. Erfahrungsgemäß würde eine Freigabe etwa sechs Wochen dauern. Dass die Freigabe am Samstag vorliegt, ist eher unwahrscheinlich, es sei denn, Stephan Mayer hat schon seit längerem einen Posten im DOSB anvisiert, obwohl er auf mehrmalige Nachfragen noch vor zwei Monaten ein Interesse am Präsidentenamt verneinte.

Dass die Delegierten ihn auch ohne Freigabe wählen, ist eher unwahrscheinlich, hinter den Kulissen soll sich Widerstand gegen seine Kandidatur formieren, heißt es. Nicht zuletzt, weil man sich nicht schon wieder beim Neuanfang hausgemachte personelle Probleme ins Haus holen wolle. Die habe man ja schon zur Genüge.

So bleibt es auch vor der Mitgliederversammlung – zumindest was das Postengerangel angeht – bis 12 Uhr mittags am Samstag spannend. Bis dahin können potenzielle Kandidaten und Kandidatinnen noch ihren Hut in den Ring werfen.